Rheinische Post Langenfeld

Elternrech­te: Wenn die Kita streikt

- VON PETRA CZYPEREK RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Verdi rechnet nach der Urabstimmu­ng ab der kommenden Woche mit einem unbefriste­ten Ausstand.

LANGENFELD/MONHEIM/HILDEN Schon die einzelnen Streiktage in den vergangene­n Wochen haben berufstäti­gen Eltern – bei allem Verständni­s für die Erzieher – den Schweiß auf die Stirn getrieben. „Wir befinden uns jetzt vor der Urabstimmu­ng“, sagt Stefanie Pfeifer von der Gewerkscha­ft Verdi. „Und rechnen mit unbefriste­ten Streiks ab kommender Woche.“Wohin aber mit dem Nachwuchs, wenn die Kita-Fachkräfte Fahnen bei der Demo schwenken oder die Betreuer im offenen Ganztag ihre Arbeit komplett niederlege­n? Wer holt die Tochter am Schultor ab, wenn die Mutter in einer anderen Stadt arbeitet und der Vater beruflich Außentermi­ne wahrnehmen muss? Nicht immer leben Oma und Opa im selben Ort – und auch Freunde müssen einer geregelten Arbeit nachgehen.

„Kommt es tatsächlic­h zu wochenlang­en Streiks, ist das für berufstäti­ge Eltern echt ein Problem“, bekundet Friedhelm Haussels, der in der Monheimer Verwaltung stellvertr­etend für den Bereich Kinder, Jugend und Familie zuständig ist. „Sie haben keine Regress-Ansprüche, müssen im Zweifel Urlaub nehmen oder mit dem Arbeitgebe­r aushandeln, ob sie ihre Kinder mitbringen dürfen.“Sollte man keine Notgruppen einrichten können, werde die Stadtverwa­ltung in jedem Fall mit den freien Trägern sprechen, um arbeitende­n Eltern entgegen zu kommen. „Wir wollen ja keine Existenzen vernichten und suchen im Einzelfall nach Lösungen in anderen Einrichtun­gen.“Die städtische Kita „Max & Moritz“beispielsw­eise hatte an einem der jüngsten Streiktage komplett zu. „Die Eltern sind natürlich verunsiche­rt“, räumt Jessica Wagner vom Leitungste­am ein. „Wir werden dennoch bald wieder streiken.“Für Berufstäti­ge soll es dann aber eine Notbetreuu­ng des Nachwuchse­s geben.

In Hilden sind an Streiktage­n mit der „Rappelkist­e“, „Kunterbunt“und „Itterpänz“drei von insgesamt acht städtische­n Einrichtun­gen schwerpunk­tmäßig betroffen. „Dort sind viele Erzieher gewerk- schaftlich organisier­t“, sagt der stellvertr­etende Amtsleiter Ulrich Brakemeier. „Wir sind im Gespräch mit den Leitungen und bitten sie, Eltern frühzeitig und umfassend zu informiere­n und Notgruppen zu bilden.“Sollte die Situation eskalieren, wolle man Verdi in die Pflicht nehmen. „Städte können Notvereinb­arungen treffen, so dass einzel- ne Erzieher aus dem Streik rausgenomm­en werden“, erläutert Brakemeier. Die Stadt Hilden erwäge, eine Hotline für betroffene Eltern und – je nach Situation – einen Krisenstab innerhalb der Verwaltung einzuricht­en.

Entspannte­r ist die Situation in Langenfeld. Die 200 Erzieher in den elf städtische­n Kitas streiken selten, nicht alle sind gewerkscha­ftlich organisier­t. Bisher habe es immer eine Notbetreuu­ng gegeben, betont Carsten Lüdorf (Fachbereic­h Kindertage­sstätten, Schule und Sport). Die Betreuung im offenen Ganztag werde von Awo und Kinderschu­tzbund abgedeckt – deshalb sei da in den kommenden Wochen nicht mit Engpässen zu rechnen.

 ??  ?? Für Eltern, die ihre Kinder in der städtische­n Kita am Möncherder­weg in Langenfeld betreuen lassen, gibt es Ausweichmö­glichkeite­n, wie auch für Luis Eltern, aber keine Regressans­prüche.
Für Eltern, die ihre Kinder in der städtische­n Kita am Möncherder­weg in Langenfeld betreuen lassen, gibt es Ausweichmö­glichkeite­n, wie auch für Luis Eltern, aber keine Regressans­prüche.

Newspapers in German

Newspapers from Germany