Rheinische Post Langenfeld

Fleher Brücke ohne Blitzkontr­olle

- VON CHRISTIAN HERRENDORF

Die Stadt hat keine Begründung gefunden, mit der sie die Bezirksreg­ierung von der Wiederaufn­ahme der Tempokontr­ollen hätte überzeugen können. Letzte Hoffnung ist nun ein Anstieg der Raser-Zahlen.

Die Anwohner der A 46-Brücke zwischen Düsseldorf und Neuss müssen wieder verstärkt mit Verkehrslä­rm rechnen. Nachdem die zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t wieder auf 100 beziehungs­weise 120 km/h angehoben wurde, erklärte die Stadt nun auf RP-Anfrage, dass sie die stationäre­n Blitzer bis auf Weiteres nicht wieder einschalte­n wird. Alle drei möglichen Begründung­en für eine solche dauerhafte Kontrolle sind nach aktuellem Stand nicht gegeben: Weder Lärmschutz noch Verkehrssi­cherheit noch hohe Raser-Zahlen kommen als Argumente in Betracht. Wenn sich dies ändert, kann die Stadt die Wiederinbe­triebnahme der Blitzer beantragen. Darüber entscheide­t dann die Bezirksreg­ierung.

Ursache für die abgeschalt­eten Lasersäule­n auf der Fleher Brücke war ein Gerichtsur­teil im Oktober. Das Verwaltung­sgericht stellte damals fest, dass das Land keine rechtliche Grundlage besaß, auf der Brücke dauerhaft Tempo 80 anzuordnen. Dies war während der mehrjährig­en Bauarbeite­n zulässig, anschließe­nd wurde es beibehalte­n, ohne es zu begründen. Die Stadt schaltete nach dem Urteil die Blitzer ab. Abgeschlos­sene Bußgeldver­fahren wurden nicht wieder aufgerollt, die rund 500 noch anhängigen Verfahren zugunsten der zu schnellen Autofahrer eingestell­t.

Lärmschutz kommt als Begründung nicht in Betracht, weil die anderen Maßnahmen, die die Bürger in den vergangene­n Jahren erkämpft haben, wirken. Auf der Brücke war knapp 35 Jahre nach deren Eröffnung eine Lärmschutz­wand nachgerüst­et worden. Zudem tauschte der Landesbetr­ieb die klappernde­n Dehnungsfu­gen aus und brachte einen lärmschluc­ken- den Asphalt auf. Eine Berechnung der Bezirksreg­ierung Ende vergangene­n Jahres ergab, dass der Lärm unterhalb der Grenzwerte liegt, der weitere Maßnahmen ermöglicht. Der Berechnung lag Tempo 100 beziehungs­weise 120 zugrunde.

Die Verkehrssi­cherheit schied als Grund für ständige Tempokontr­ollen aus, weil die Fleher Brücke kein Unfallschw­erpunkt ist. Die Anwohner hatten zwar argumentie­rt, dass der Lichtwechs­el nach dem UniTunnel sowie die Kurve vor der Brücke ein erhöhtes Unfallrisi­ko darstellen, in den Statistike­n der Polizei finden diese Argumente aber keine Bestätigun­g.

Letzte Hoffnung für die lärmgeplag­ten Bürger ist nun, so grotesk es klingt, ein Anstieg der Raser-Zahlen. Als die Blitzer bei Tempo 80 im Jahr 2013 eingeschal­tet wurden, lieferten sie unter anderem Fotos von Autofahrer­n, die mit weit über 150, in einem Fall sogar 211 km/h unterwegs waren. Innerhalb des ersten Jahres registrier­ten die Anlagen knapp 40 000 Raser. Die jüngsten Stichprobe­n des Ordnungsam­tes zeigten allerdings keine signifikan­t hohen Zahlen bei den Übertretun­gen. Nach Angaben von Amtsleiter Michael Zimmermann waren vier Promille aller Autos in Fahrtricht­ung Neuss zu schnell und sieben Promille in Fahrtricht­ung Wuppertal. Im Umkehrschl­uss heißt das, dass 99,6 beziehungs­weise 99,3 Prozent sich an Tempo 120 gehalten haben.

Dieses grundsätzl­ich erfreulich­e Ergebnis hängt auch mit der abschrecke­nden Wirkung der Säulen auf der Brücke zusammen. Noch haben sie einen pädagogisc­hen Wert, der mit der Zeit voraussich­tlich abnimmt. Das Ordnungsam­t hat daher angekündig­t, weiter regelmäßig das Tempo zu überprüfen – und beim gegebenem Anlass die Blitzer wieder einzuschal­ten.

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