Rheinische Flugschau
Bernd Leno und Timo Horn sind neben Marc-André ter Stegen Deutschlands Torhüter der Zukunft. Morgen stehen sie sich mit ihren Vereine Bayer Leverkusen und 1. FC Köln in Müngersdorf gegenüber.
LEVERKUSEN Maximal 34 Gegentore – eines pro Spiel – hatte sich Bernd Leno im Sommer als Limit für diese Bundesliga-Saison gesetzt. Nach 29 Partien sind es 31. Der Torhüter von Bayer Leverkusen nährt mit seiner bestechenden Form die Hoffnung, dass der 23-Jährige sein Ziel erreichen wird. Denn zu den 20 Gegentoren nach der Hinrunde sind seit Januar erst elf hinzugekommen, davon fünf beim 4:5 gegen den VfL Wolfsburg. Bis zum 28. Spieltag blieb Leno sogar 527 Minuten ohne Treffer. Damit ist er der Bayer-04Torhüter mit der längsten Serie ohne Gegentor.
Seine Leistungen machen Leno begehrt. Der 23-Jährige verfügt bereits über die Erfahrung von 123 BundesligaEinsätzen sowie 26 Champi- ons-League-, und sechs Europa-League-Spielen. Binnen vier Jahren entwickelte sich der gebürtige Bietigheimer vom dritten Torhüter beim VfB Stuttgart zum Stammkeeper in Leverkusen. Sportchef Rudi Völler holte Leno als 19-Jährigen für den verletzten René Adler. „Binnen drei Tagen stand ich in der Startelf, einen Monat später spielte ich zum ersten Mal gegen den FC Chelsea“, erinnert sich der Keeper.
Bayer 04 kaufte ihn für 7,5 Millionen. Lenos Marktwert ist in den zweistelligen Millionenbereich gestiegen. Inzwischen soll Real Madrid Interesse an dem Schwaben haben, den Völler als „klare Nummer zwei in Deutschland hinter Manuel Neuer“sieht. Auch Trainer Roger Schmidt wirbt für ihn: „Ich schätze an ihm, dass er in hektischen Phasen Sicherheit ausstrahlt und den Überblick behält.“Mentale Stärke ist das Stichwort. „Vielleicht ist das meine große Stärke, dass mich Patzer nicht in Krisen stürzen, sondern ich mein Spiel weiter durchziehe. Wenn du nach 20 Minuten eine Gurke fängst, muss es ja weitergehen.“
Leverkusen fährt mit dem Selbstbewusstsein von sieben Siegen in Serie nach Köln. Die letzten drei Heimspiele gewann Bayer 04 mit 4:0. „Vor allem die Partien gegen Hamburg und Hannover waren heftig. Wenn 40 Spiele in der Saison so wären, und ich so wenig zu tun hätte, würde es mir weniger Spaß machen“, sagt Bernd Leno. „Manuel Neuer kennt dieses Problem bei vielen Heimspielen. Aber das ist die Kunst, in dem einen Moment, in dem es drauf ankommt, da zu sein.“ KÖLN Leverkusens Torwart Bernd Leno sagt über seinen Kölner Kollegen Timo Horn: „Er ähnelt mir vom Typ her. Wir sind beide etwas ruhiger, nicht so durchgeknallt.“Leno versteht das als Lob. Dabei ist Horns ruhiges Wesen vielleicht eine der wenigen Schwächen, die er als Torhüter zu erkennen gibt. Er ist womöglich eine Spur zu leise. Horn ist nicht der Typ, der seine Vorderleute lautstark dirigiert und auch mal zusammenstaucht. Er ist damit der Gegenentwurf zu Toni Schumacher, seinem berühmten Ahnen im Tor des 1. FC Köln.
Nach dem Nachbarschaftstreffen mit Bayer Leverkusen fahren Horn und Schumacher heute Abend zusammen ins „Aktuelle Sportstudio“. Das Publikum wird in Horn einen sympathischen, redegewandten jungen Mann kennenlernen, einen „angenehmen Zeitgenossen“, wie sein Trainer Peter Stöger sagt. Zum Bild des ruhigen und bodenständigen Mannes passt, dass er schon im zarten Alter von 21 Jahren geheiratet hat. Seiner Carina hatte er auf einer Gondelfahrt auf dem Canal Grande in Venedig den Hochzeitsantrag gemacht. An einer Brücke hatte er ein Plakat mit der Aufschrift „Carina, willst du mich heiraten?“anbringen lassen. Wie romantisch!
Seit drei Jahren ist Horn erster Mann zwischen den Pfosten. 2012 ließ der FC den durchaus überzeugenden Michael Rensing ziehen, weil der damals 18-jährige Junior als Mann der Zukunft galt. Die Einschätzung bewahrheitete sich. In seinem ersten Bundesligajahr tritt der ge- bürtige Kölner mit bewundernswerter Gelassenheit auf. An der Defensivstärke des FC hat er großen Anteil.
Wie Leno und Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona gehört Horn zu Horst Hrubeschs Aufgebot für die Europameisterschaft der Altersklasse unter 21 Jahren. Alle drei gelten als mögliche Nachfolger von Manuel Neuer (29), falls der irgendwann mal nicht mehr in der Nationalmannschaft spielt.
Horns Talent hat sich herumgesprochen. Sein Vertrag beim FC läuft noch bis 2019, für eine festgelegte Summe von neun Millionen Euro kann er aus dem Kontrakt aussteigen. Immer wieder wird er mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht. Dort befindet sich Roman Weidenfeller (34) auf der Zielgeraden seiner Karriere.