Kalenderblatt 24. April 1974
Im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit war das Ehepaar Günter und Christel Guillaume in den 1950er Jahren von der DDR in die BRD übergesiedelt. Nachdem die Eheleute zunächst in Frankfurt am Main ein Geschäft geführt hatten, traten sie in die SPD ein. Christel Guillaume schaffte als Erste den Aufstieg. Als Sekretärin erhielt sie eine Stelle im Büro der Staatskanzlei des Landes Hessen. Doch ihr als Frau wurde keine bedeutende Spionage zugetraut, deshalb sollte sie auch ihren Mann in der SPD voranbringen. Günter Guillaume (im Foto hinter Willy Brandt) schaffte es schließlich ganz nach oben. Nachdem er erfolgreich am Wahlkampf für den Verkehrsminister Georg Leber mitgewirkt hatte, wurde er Ende der 1960er Jahre ins Bundeskanzleramt vermittelt. 1972 wurde er Referent des Bundeskanzlers Willy Brandt. In dieser Funktion hatte er nicht nur engen Kontakt zum Regierungschef der Bundesrepublik, sondern auch Zugang zu streng geheimen Akten. Zwei Jahre später wurde der Spitzel enttarnt. Am 24. April 1974 verhafteten Polizeibeamte Günter und seine Ehefrau Christel Guillaume. Beide bekamen hohe Haftstrafen – er 13, sie acht Jahre –, wurden aber schon 1981 im Rahmen eines Gefangenenaustauschs in die DDR ausgeliefert. Willy Brandt trat in der Folge der sogenannten Guillaume-Affäre von seinem Amt als Bundeskanzler zurück. Sein Nachfolger wurde Helmut Schmidt.