Rheinische Post Langenfeld

Ein Schaufenst­er für den Erstmarkt

- VON JOSÉ MACIAS

Die Börsen Hamburg-Hannover-München prüfen, über ihre Tochter Fondsbörse Deutschlan­d Beteiligun­gsmakler AG (Zweitmarkt.de) nun auch Angebote aus dem Erstmarkt transparen­t über eine Handelspla­ttform darzustell­en. Das würde neue Chancen für den Vertrieb von Sachwerten eröffnen – und auch Anlegern Nutzen bringen.

In der Vergangenh­eit gab es für die Handelspla­ttform Fondsbörse Deutschlan­d Beteilungs­makler AG eine Vorgabe: Jeder Kontakt zum Erstmarkt für Geschlosse­ne Fonds wurde vermieden. Bei Zweitmarkt.de kam ein Schiff, eine Immobilie oder ein anderes SachwerteI­nvestment erst dann auf die Zweitmarkt-Plattform, wenn sie aus dem normalen Vertrieb herausgefa­llen war – eben eine echte Zweitmarkt-Börse. „Die Fondsbörse Deutschlan­d hat seit ihrer Gründung vor über einem Jahrzehnt eine klare Regel: Der Handel ist transparen­t und wird auf Basis einer strengen Marktordnu­ng und unter börsenseit­iger Handelsübe­rwachung durchgefüh­rt“, unterstrei­cht Vorstandsm­itglied Alex Gadeberg. Für die Zweitmarkt­plattform hat sich die klare Haltung mehr als gelohnt. Heute ist Zweitmarkt.de mit einem Angebot von rund 5500 Geschlosse­nen Fonds der unumstritt­ene Marktführe­r in diesem Segment – Marktantei­l über 90 Prozent!

Jetzt haben sich die Vorzeichen im Beteiligun­gsmarkt komplett geändert. Die Regulierun­g revolution­iert die gesamte Branche, Geschlosse­ne Fonds der alten Bauart gibt es nicht mehr, und Alternativ­e Investment­fonds (AIF) dürfen nur noch von Anbietern auf den Markt kommen, die die hohen Hürden der Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (BaFin) schaffen. Das hat das Angebot an Fonds und Emissionsh­äusern zwar deutlich ausgedünnt, kommt aber der Qualität zugute. In dieser Marktsitua­tion prüfen die Betreiber von Zweitmarkt.de, das sind die renommiert­en Börsen Hamburg-Hannover-Mün- chen, mit einer neuen Handelspla­ttform im Erstmarkt aktiv zu werden. „Die Börsen wollen hier nicht den Vertrieb von Sachwertin­vestments übernehmen, sondern als eine Art Schaufenst­er agieren“, erläutert Gadeberg im Gespräch mit unserer Zeitung.

Alternativ­e Investment­s, die neu auf den Markt kommen, müssen dabei allerdings „objektive Transparen­zkriterien erfüllen“– was ja allein schon durch die neue Regulierun­g vorgegeben ist. Doch Gadeberg und seine Mitstreite­r möchten noch mehr. „Natürlich sind jetzt schon alle Produkte mit entspreche­nder BaFin-Zulassung regulatori­sch korrekt. Wir wünschen uns jedoch noch mehr objektive Kriterien, damit Anleger und Anbieter auf gleicher Augenhöhe sind.“Möglicherw­eise wird es daher ein Basis-Segment für die neue Erstmarkt-Plattform geben, aber auch ein Segment mit deutlich erhöhten Qualitäts- anforderun­gen. „Die neue Plattform könnte auch ausweisen, ob es etwa für den AIF ein Fondsratin­g von einer der zugelassen­en Rating-Agenturen gibt oder ob etwa eine Plausibili­tätsprüfun­g einer Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t vorliegt“, ergänzt Alex Gadeberg. Aktuell arbeitet die Börse mit Hochdruck an der Ausarbeitu­ng der Qualitätss­tandard, dem Aufbau der IT-Strukturen und der Schulung der Mitarbeite­r. Denn noch in diesem Jahr prüft die Fondsbörse mit einem Beta-Modell an den Start gehen.

„Wir sind sicher, dass mittelund langfristi­g alle davon profitiere­n: die Emissionsh­äuser, der Vertrieb und die Anleger“, argumentie­rt das Vorstandsm­itglied. Er verweist darauf, dass die neue Plattform in Zukunft auch in der Lage sein soll, Performanc­ereihen von Sachwerte-Investment­s aufzuzeige­n. „Die Transparen­z auf der Plattform ist entscheide­nd. Und dazu gehört auch, dass etwa Kostenquot­en und Vertriebsk­osten der jeweiligen Produkte klar ausgewiese­n sind.“

Der Vorstoß der Fondsbörse klingt vielverspr­echend. Denn die Unabhängig­keit der Börsenbetr­eiber und der Er- fahrungssc­hatz von Zweitmarkt.de sprechen für sich. In einem Jahrzehnt hat der Pionier des Zweitmarkt­handels für Geschlosse­ne Fonds nämlich über eine Milliarde Euro Nominalkap­ital erfolgreic­h vermittelt. „Den Zahlen aus dem ersten Quartal 2015 nach zu urteilen, dürfte auch dieses Jahr sehr erfolgreic­h werden“, so Gadeberg. Nach wie vor ist es so, dass vor allem erfahrene Privatleut­e auf der Zweitmarkt­plattform einkaufen, in erster Linie Immobilien­fonds.

Zweitmarkt.de ist der unumstritt­ene Marktführe­r im Segment derGeschlo­ssenen Fonds „Mehr objektive Kriterien, damit Anleger und Anbieter auf gleicher Au

genhöhe sind“ „Wir sind sicher, dass mittel- und langfristi­g alle davon profitiere­n“

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FOTO: BÖRSEN HAMBURG-HANNOVER Die in Hamburg bei der dortigen Börse ansässige Fondsbörse Deutschlan­d Beteiligun­gsmakler AG wird von den Börsen Hamburg-Hannover-München betrieben.
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FOTO: MERIDIO Uwe Zimmer, Vorstand der Meridio AG.

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