Ein Schaufenster für den Erstmarkt
Die Börsen Hamburg-Hannover-München prüfen, über ihre Tochter Fondsbörse Deutschland Beteiligungsmakler AG (Zweitmarkt.de) nun auch Angebote aus dem Erstmarkt transparent über eine Handelsplattform darzustellen. Das würde neue Chancen für den Vertrieb von Sachwerten eröffnen – und auch Anlegern Nutzen bringen.
In der Vergangenheit gab es für die Handelsplattform Fondsbörse Deutschland Beteilungsmakler AG eine Vorgabe: Jeder Kontakt zum Erstmarkt für Geschlossene Fonds wurde vermieden. Bei Zweitmarkt.de kam ein Schiff, eine Immobilie oder ein anderes SachwerteInvestment erst dann auf die Zweitmarkt-Plattform, wenn sie aus dem normalen Vertrieb herausgefallen war – eben eine echte Zweitmarkt-Börse. „Die Fondsbörse Deutschland hat seit ihrer Gründung vor über einem Jahrzehnt eine klare Regel: Der Handel ist transparent und wird auf Basis einer strengen Marktordnung und unter börsenseitiger Handelsüberwachung durchgeführt“, unterstreicht Vorstandsmitglied Alex Gadeberg. Für die Zweitmarktplattform hat sich die klare Haltung mehr als gelohnt. Heute ist Zweitmarkt.de mit einem Angebot von rund 5500 Geschlossenen Fonds der unumstrittene Marktführer in diesem Segment – Marktanteil über 90 Prozent!
Jetzt haben sich die Vorzeichen im Beteiligungsmarkt komplett geändert. Die Regulierung revolutioniert die gesamte Branche, Geschlossene Fonds der alten Bauart gibt es nicht mehr, und Alternative Investmentfonds (AIF) dürfen nur noch von Anbietern auf den Markt kommen, die die hohen Hürden der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) schaffen. Das hat das Angebot an Fonds und Emissionshäusern zwar deutlich ausgedünnt, kommt aber der Qualität zugute. In dieser Marktsituation prüfen die Betreiber von Zweitmarkt.de, das sind die renommierten Börsen Hamburg-Hannover-Mün- chen, mit einer neuen Handelsplattform im Erstmarkt aktiv zu werden. „Die Börsen wollen hier nicht den Vertrieb von Sachwertinvestments übernehmen, sondern als eine Art Schaufenster agieren“, erläutert Gadeberg im Gespräch mit unserer Zeitung.
Alternative Investments, die neu auf den Markt kommen, müssen dabei allerdings „objektive Transparenzkriterien erfüllen“– was ja allein schon durch die neue Regulierung vorgegeben ist. Doch Gadeberg und seine Mitstreiter möchten noch mehr. „Natürlich sind jetzt schon alle Produkte mit entsprechender BaFin-Zulassung regulatorisch korrekt. Wir wünschen uns jedoch noch mehr objektive Kriterien, damit Anleger und Anbieter auf gleicher Augenhöhe sind.“Möglicherweise wird es daher ein Basis-Segment für die neue Erstmarkt-Plattform geben, aber auch ein Segment mit deutlich erhöhten Qualitäts- anforderungen. „Die neue Plattform könnte auch ausweisen, ob es etwa für den AIF ein Fondsrating von einer der zugelassenen Rating-Agenturen gibt oder ob etwa eine Plausibilitätsprüfung einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vorliegt“, ergänzt Alex Gadeberg. Aktuell arbeitet die Börse mit Hochdruck an der Ausarbeitung der Qualitätsstandard, dem Aufbau der IT-Strukturen und der Schulung der Mitarbeiter. Denn noch in diesem Jahr prüft die Fondsbörse mit einem Beta-Modell an den Start gehen.
„Wir sind sicher, dass mittelund langfristig alle davon profitieren: die Emissionshäuser, der Vertrieb und die Anleger“, argumentiert das Vorstandsmitglied. Er verweist darauf, dass die neue Plattform in Zukunft auch in der Lage sein soll, Performancereihen von Sachwerte-Investments aufzuzeigen. „Die Transparenz auf der Plattform ist entscheidend. Und dazu gehört auch, dass etwa Kostenquoten und Vertriebskosten der jeweiligen Produkte klar ausgewiesen sind.“
Der Vorstoß der Fondsbörse klingt vielversprechend. Denn die Unabhängigkeit der Börsenbetreiber und der Er- fahrungsschatz von Zweitmarkt.de sprechen für sich. In einem Jahrzehnt hat der Pionier des Zweitmarkthandels für Geschlossene Fonds nämlich über eine Milliarde Euro Nominalkapital erfolgreich vermittelt. „Den Zahlen aus dem ersten Quartal 2015 nach zu urteilen, dürfte auch dieses Jahr sehr erfolgreich werden“, so Gadeberg. Nach wie vor ist es so, dass vor allem erfahrene Privatleute auf der Zweitmarktplattform einkaufen, in erster Linie Immobilienfonds.
Zweitmarkt.de ist der unumstrittene Marktführer im Segment derGeschlossenen Fonds „Mehr objektive Kriterien, damit Anleger und Anbieter auf gleicher Au
genhöhe sind“ „Wir sind sicher, dass mittel- und langfristig alle davon profitieren“