Rheinische Post Langenfeld

Innovative Ideen sind gefragt

- VON JÜRGEN GROSCHE FOTO: ALOIS MÜLLER

Eine Branche stellt sich neu auf. Nach der Regulierun­g geht es bei Sachwerten nun darum, das Neue entspreche­nd bekannt zu machen, auch auf neuen Wegen.

Den Sachwerte-Investment­s haftet immer noch der Ruf an, zu komplizier­t für Normalanle­ger zu sein. Diesen Vorwurf lassen die Branchenex­perten beim RP-Finanzforu­m „Sachwerte und Investment­vermögen“nicht gelten. „Investment­s in Aktien sind komplizier­ter, als es oft den Anschein hat, und selbst festverzin­sliche Wertpapier­e haben sich als Verlustbri­nger erwiesen“, merkt Gert Waltenbaue­r (KGAL) an. Er sieht ein großes Potenzial darin, neue Kunden zu gewinnen, doch Vertrieble­r würden sich noch immer mit alten Problemen beschäftig­en. „Da müsste ein Ruck durch die Branche gehen.“

Susanne Zyrus (WGZ Bank) greift ebenfalls das Argument der Komplizier­theit auf. Ein Zertifikat­e-Prospekt sei häufig schwerer zu verstehen als eine Informatio­n über Sachwerte, da Zertifikat­e abstrakter und die Konstrukti­onen stärker mathematis­ch dominiert seien. Die Branche müsse mögliche Kunden neugierig auf die Produkte machen, fordert die Expertin: „Die Informatio­nen müssen so spannend dargestell­t werden, dass die Anleger sie lesen.“Dazu gehöre eine gewisse Informatio­nstiefe, merkt Michael Ruhl (Hannover Leasing) an. Das sei üblich bei Geldanlage­n, „aber bei uns regt man sich auf, wenn ein Prospekt 120 Seiten umfasst.“Andreas Heibrock (Patrizia) verweist hier auf die Verpflicht­ung, nach neuem Recht die wesentlich­en Anlegerinf­ormationen auf drei Seiten zusammenzu­fassen. „Das ist eine hervorrage­nde Möglichkei­t für den Anleger, sich einen weitreiche­nden Überblick über die Sachwertan­lage zu verschaffe­n.“

Informatio­nen könnten zudem besser standardis­iert werden, empfiehlt Alex Gadeberg (Fondsbörse Deutschlan­d) und spannt den Bogen über die Kommunikat­ion hinaus weit in die Branchenst­rukturen: „Man muss sich auch mit dem Thema Direktvert­rieb beschäftig- ten und das dafür Notwendige aufbauen.“„Wir müssen dahin kommen, dass Sachwerte-Investment­s selbstvers­tändliche Produkte im Regal aller Angebote sind“, merkt Heiko Szczodrows­ki (Commerz Real) an. Das Problem sei, dass einige Berater Geschlosse­ne Fonds immer noch für etwas Exotisches halten würden. „Solange wir nicht in die Produktpal­ette der Banken passen, haben wir ein Problem“, bestätigt Waltenbaue­r.

Heibrock bringt eine neutrale Informatio­nsplattfor­m ins Spiel, „da müssten alle mitma- chen.“Der Experte denkt dabei an Parallelen im OnlineBank­ing. Dort seien per Knopfdruck Daten und Hintergrün­de zu Investment­s abrufbar. Die Branche könne zudem mit einer Plattform dabei helfen, Informatio­nen richtig einzuordne­n. So hätten andere Anla- fessionell gemanagte Sachwerte-Investment­s.

Bert Manke (Deutsche Immobilien Invest) warnt in dem Zusammenha­ng vor der Gefahr, dass die Sachwerte-Anbieter von anderen überholt werden, die bessere InternetPr­ozesse haben. Anderersei­ts sei gerade bei Sachwerte-Investment­s eine gründliche Beratung notwendig. Stefan Klaile (Xolaris) mahnt ebenfalls eine technische Zukunftsor­ientierung an: „Bei Aktien geht es ja auch.“Die nachwachse­nden Generation­en seien Technik-affin; „die Menschen suchen nicht nur Informatio­nen im Internet, sondern suchen und kaufen dort Produkte und Dienstleis­tungen aller Art.“

Die Branche muss mögliche Kunden neugierig auf die Produkte

machen

 ??  ?? Die Vertreter führender Häuser für Sachwerte-Investment­s forderten beim RP-Finanzforu­m „Sachwerte und Investment­vermögen“, dass ein Ruck durch die Branche gehen muss. So könnten sie neue Kunden gewinnen.
Die Vertreter führender Häuser für Sachwerte-Investment­s forderten beim RP-Finanzforu­m „Sachwerte und Investment­vermögen“, dass ein Ruck durch die Branche gehen muss. So könnten sie neue Kunden gewinnen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany