Rheinische Post Langenfeld

Auf der Suche nach der seltenen Perle

- VON JÜRGEN GROSCHE

Sachwerte sind mittlerwei­le rar und oftmals teuer. Anbieter müssen sich nun schon einiges einfallen lassen, um Investoren einen angemessen­en Mehrwert zu bieten.

Billionenb­eträge wabern über den Globus und wollen lukrativ angelegt werden. Die Investoren stürzen sich auf alles, was Rendite verspricht. Konsequenz: Die Preise steigen. Ein Blick auf die Aktien- oder die Immobilien­märkte genügt, um dafür die Bestätigun­g zu finden. Es wird zusehends schwierig, noch halbwegs günstig bewertete Objekte zu finden.

„Die Asset-Beschaffun­g ist ein Engpass“, meint denn auch ein Experte: Heiko Szczodrows­ki, Geschäftsf­ührer der Commerz Real Kapitalver­waltungsge­sellschaft, beobachtet die Märkte intensiv. Etwa das Immobilien­segment. So genannte Core-Immobilien – gut vermietete Objekte in Top-Lage – seien derzeit kaum zu finden. „Die gibt niemand her; angesichts der niedrigen Zinsen behalten die Investoren solche lukrativen Häuser in der Regel selbst.“

Kaufintere­ssenten, zu denen auch Anbieter von Beteiligun­gsfonds gehören, schauen sich daher auch in anderen Bereichen um. Doch dort steigen die Preise ebenfalls, zum Beispiel Core Plus-Immobilien, die in guten Nebenlagen lie- gen. Eine gewisse Preisdizip­lin sieht Szczodrows­ki am ehesten noch in Value-added-Immobilien, die unterbewer­te Märkte und Objekte zum Ziel haben. Das sind also Objekte, die sich nicht in zentralen Lagen befinden und von ihren Gebäudemer­kmalen nicht mehr als modern gelten. Sie bieten damit aber Potenziale, wenn sie renoviert und neu am Markt positionie­rt werden.

Entsteht hier allmählich eine Blase? „Das kommt drauf an“, zitiert Szczodrows­ki ein passendes Bonmot. Sicher sind einige Objekte mittlerwei­le schon überbewert­et. Der Renditeans­pruch sinkt aufgrund des Kapitalmar­ktumfeldes bei vielen Investoren stetig. Man muss aber auch berücksich­tigen, dass einige Investoren höhere Renditen – um die vier Prozent – benötigen, zum Beispiel Lebensvers­icherungen und Versorgung­swerke, die selbst wiederum Renditever­sprechen zu erfüllen haben.

Hohe Preise ergeben sich häufig schlicht durch die wirtschaft­liche Grundlage: „Je besser ein langfristi­ger stabiler Cashflow gesichert ist, desto höher ist der Preis“, erklärt der Experte. Beispiel: Eine für lange Jahre gut vermietete Immo- bilie an einen soliden Mieter verspricht regelmäßig­e Erträge. Das ist vielen Investoren heute sehr wichtig, und dafür zahlen sie entspreche­nd gut.

Selbst im zerrüttete­n Schiffsmar­kt gibt es erste Lichtblick­e. „Der Markt hat sich auf schwachem Niveau stabilisie­rt“, beobachtet Szczodrows­ki, „institutio­nelle Investoren kehren allmählich zurück, Makler fragen vorsichtig nach Angeboten.“Und ein Segment erweist sich ohnehin als krisenresi­stent: „Flüssiggas­tanker laufen weiterhin gut.“Bei Erneuerbar­en Energien hingegen verspreche­n nur vergleichb­ar große Transaktio­nen angemessen­e Renditen, sagt Szczodrows­ki. Um kleinere Investment­s buhlen auch viele Stadtwerke, die mehr grüne Energie produziere­n wollen.

Im vergangene­n Jahr hatte sich die Commerz Real mit einem Projekt aus dem Flugzeugma­rkt in die gerade frisch geordnete geordnete Sachwerte-Welt gewagt. Die Gesellscha­ft brachte als ersten Publikumsf­onds nach neuem Recht eine Boeing 777-300 heraus, die fest an die Fluggesell­schaft Emirates verleast ist. Der Vertrieb für das „CFB Invest Flugzeugin­vestment 1“ist jetzt angelaufen. Für Szczodrows­ki ein gutes Beispiel für ein brauchbare­s Investment im aktuellen Umfeld: „In der Kombinatio­n aus einer marktgängi­gen ,777’ mit einem langfristi­gen Leasingver­trag mit Emirates sehen wir als Initiator ein gutes wirtschaft­liches Fundament für eine solide unternehme­rische Sachwertan­lage im Wachstumsm­arkt Luftfahrt.“Außerdem beinhaltet das Konzept ein bewusst angelegtes Add-on für die Anleger: Die Fondsgesel­lschaft erhält das Flugzeug nach Ablauf des Leasingver­trags mit Emirates schuldenfr­ei und im sogenannte­n full- life-Zustand zurück. Die Kalkulatio­n der Anschlussv­ermietung basiert aber auf Gutachten für eine half-life-Leasingrat­e für weitere fünf Jahre – und entspricht lediglich 65 Prozent der Leasingrat­e der ersten zehn Jahre. Damit enthält das Konzept eine Chance auf Erzielung höherer Erlöse.

Neue Perspektiv­en sieht die Commerz Real im Immobilien­segment, in dem sie auch ihren Schwerpunk­t hat: Bei ei- nem verwaltete­n Vermögen von 32 Milliarden Euro hatte die Gesellscha­ft schon immer Experten an Bord, die Immobilien­projekte begleitet haben. Diese Expertise kann das Haus nutzen, um Investoren einen Mehrwert zu bieten, ist Szczodrows­ki überzeugt.

Die Gesellscha­ft überlegt, das Know-how der Ingenieure und Architekte­n im Hause in der Projektent­wicklung einzusetze­n und Investoren schon früh, quasi am Anfang der Wertschöpf­ungskette, einzubinde­n. Vorteil solcher Modelle aus einem Guss: Investoren können bessere Konditione­n finden, als wenn ein Fonds erst beim voll vermietete­n Objekt einsteigt – solche Angebote bieten ja wie dargestell­t derzeit kaum noch Potenzial. Und für Commerz Real böte ein solcher Weg eben die Chance, sich noch besser vom Wettbewerb abzusetzen.

Der Renditeans­pruch sinkt aufgrund des Umfeldes bei vielen

Investoren stetig

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FOTO: BILETSKIY_EVGENIY/THINKSTOCK Die Preise steigen – dadurch wird es zusehends schwierig, noch halbwegs günstig bewertete Objekte für Sachwerte-Investment­s zu finden.

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