Rheinische Post Langenfeld

Ergo-Chef Oletzky geht zum Jahresende

- VON GEORG WINTERS

Überrasche­nd gibt der Vorstandsv­orsitzende des Düsseldorf­er Versicheru­ngskonzern­s sein Amt auf. Er selbst habe den Entschluss gefasst, schreibt Oletzky an die Belegschaf­t. Sein Nachfolger kommt vom Branchenpr­imus Allianz.

DÜSSELDORF Gut zwei Jahre liegt die Vertragsve­rlängerung von Torsten Oletzky als Vorstandsc­hef des Versicheru­ngskonzern­s Ergo zurück. Damals hatte das Unternehme­n endlich die Wogen geglättet, die durch die Affäre um die Lustreisen von Ergo-Vertriebsm­itarbeiter­n nach Budapest Jahre zuvor entstanden waren. Oletzkys Vertrag war bis Ende 2018 verlängert worden. Alles war gut.

Bis gestern Abend. Da wurde bekannt, dass der Spitzenman­ager nach 16 Monaten überrasche­nd das Feld räumt. Er scheide auf eigenen Wunsch, aus persönlich­en Gründen und im besten Einvernehm­en zum 31. Dezember 2015 aus dem Vorstand aus, teilte das Unternehme­n gestern Abend mit. Der Nachfolger steht schon fest. Er heißt Markus Rieß, ist 49 Jahre alt und kommt vom Branchenfü­hrer Allianz an den Rhein. Rieß tritt seinen Dienst schon zum 1. Oktober an, so dass eine dreimonati­ge Übergabe möglich wird. Der Neue, seit fünf Jahren Chef der Allianz Deutschlan­d, zieht auch in den Vorstand der Ergo-Konzernmut­ter Munich Re ein – was dem neun Monate jüngeren Oletzky stets verwehrt blieb.

Über dessen Motive kann man nur spekuliere­n. Er habe eine Auszeit nehmen wollen, heißt es im Umfeld der Ergo. Keinesfall­s habe es Verwerfung­en mit dem Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Nikolaus von Bomhard gegeben. Zu solchen Darstellun­gen passt Oletzkys Schreiben an die Mitarbeite­r im Intranet des Versichere­rs: „Wer jetzt wissen möchte, was ich denn danach machen werde, den muss ich leider enttäusche­n. Langfristi­ge Zukunftspl­äne habe ich bewusst keine gemacht. Sicher bin ich mir nur, dass ich mir erst einmal deutlich mehr Zeit für das Private nehmen werde, das in den vielen Jahren im Vorstand zwangsläuf­ig manches Mal zu kurz gekommen ist. Was dann kommt, werden wir sehen.”

Oletzky ist seit mehr als eineinhalb Jahrzehnte­n für die Ergo tätig, davon sieben Jahre lang als ihr Chef. In seine Zeit fiel nicht nur das Bekanntwer­den des Budapest-Skan- dals (an dem Oletzky keine Schuld trug, der dem Konzern aber wegen der zunächst zögerliche­n Aufarbeitu­ng viel Kritik einbrachte), sondern auch der Umbau des Konzerns. Dieser sorgte nicht nur für ein Ende der Markenviel­falt (Hamburg-Mannheimer, Victoria), sondern auch für große öffentlich­e Aufmerksam­keit. Die millionens­chwere Kampagne „Versichern heißt verstehen“sollte klar machen, dass Ergo künftig für Kundennähe und Transparen­z stehen will. Einher gingen mit dem Umbau jedoch auch drastische Stellenstr­eichungen im Vertrieb. Damit zog sich der Manager den Zorn von Arbeitnehm­er-Vertretern im Aufsichtsr­at zu, die anschließe­nd versuchten, seine Vertragsve­rlängerung zu verhindern – erfolglos.

„Natürlich hätte man am liebsten alle Probleme gelöst, wenn man eine Aufgabe an den Nachfolger übergibt. Das ist aber einfach unrealisti­sch. Wichtig ist, dass wir unsere Strategie für die nächsten Jahre im Management gemeinsam festgelegt und mit den Betriebsrä­ten Planungssi­cherheit für die Mitarbeite­r geschaffen haben. Persönlich glaube ich daher, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, loszulasse­n und den Weg für einen Nachfolger frei zu machen”, erklärt Oletzky in dem internen Schreiben.

Sein Nachfolger Rieß war nach Angaben der Allianz beim größten deutschen Versichere­r auch im Gespräch für die Nachfolge von Michael Diekmann als Allianz-Chef gewesen. Den Posten übernimmt indes nach der Hauptversa­mmlung am 7. Mai Oliver Bäte. Ob Rieß deswegen nun aus Frust den Konzern verlässt und eine andere Aufgabe suchte, bleibt einstweile­n offen. Die Allianz teilte lediglich mit, das Vorstandsm­andat von Rieß werde „im gegenseiti­gen Einvernehm­en und entspreche­nd seiner Bitte“beendet.

 ?? FOTO: DPA ?? Knapp zwei Jahre ist es her, dass Ergo-Chef Torsten Oletzky seinen Vertrag verlängert hat. Der 48-jährige gebürtige Kölner, der vor seiner Zeit bei Ergo als Unternehme­nsberater arbeitete, will mehr Zeit für sein Privatlebe­n haben.
FOTO: DPA Knapp zwei Jahre ist es her, dass Ergo-Chef Torsten Oletzky seinen Vertrag verlängert hat. Der 48-jährige gebürtige Kölner, der vor seiner Zeit bei Ergo als Unternehme­nsberater arbeitete, will mehr Zeit für sein Privatlebe­n haben.

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