Rheinische Post Langenfeld

VW-Patriarch Piëch droht Abwahl

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Teile des Aufsichtsr­ats stellen sich gegen den langjährig­en Vorsitzend­en.

WOLFSBURG (dpa/rtr) Demontage, Bekenntnis­se, neue Attacken, Friedenssc­hlüsse, wieder neue Angriffe: Die Führungskr­ise bei VW hält die Autowelt in Atem – der Ausgang scheint völlig offen. Doch die Zeit drängt: Keine zehn Tage mehr sind es bis zur Hauptversa­mmlung am 5. Mai. Sollte der Machtpoker zwischen Aufsichtsr­atschef Ferdinand Piëch und Vorstandsc­hef Martin Winterkorn bis dann nicht gelöst sein, droht eine Abrechnung auf offener Bühne. Und die Aktionäre erwarten Antworten.

In der Vergangenh­eit hatte Piëch Konflikte dieser Art stets für sich entscheide­n können, doch nun scheint es einsam um den VW-Patriarche­n zu werden. Er sei als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender nicht mehr tragbar, sagten mehrere Mitglieder des 20-köpfigen Kontrollgr­emiums dem Nachrichte­nmagazin „Spiegel“. Vor allem in der Niedersäch­si- schen Landesregi­erung und im Arbeitnehm­erlager stößt Piëchs Vorgehen auf wenig Verständni­s.

„Noch zwei, drei solche Sachen sollte er sich jetzt nicht mehr leisten“, hieß es aus dem Umfeld der Landesregi­erung. Ministerpr­äsident Stephan Weil (SPD), der das

Mitglied des VW-Aufsichtsr­ats Land im Präsidium des Aufsichtsr­ats vertritt, hatte von der VW-Spitze mehr Profession­alität gefordert. Auch die Arbeitnehm­er im Aufsichtsr­at gingen auf Distanz zu Piëch. „Natürlich hat er auch immer die Möglichkei­t, eigene Konsequenz­en zu ziehen“, hieß es.

Zuletzt sah alles nach einem Burgfriede­n aus. „Wir haben uns ausgesproc­hen. Und uns auf eine Zusammenar­beit geeinigt“, hatte Piëch da gesagt und betont: „Ich betreibe die Ablösung von Martin Winterkorn nicht.“Doch gleichzeit­ig hatten Medien berichtet, dass er parallel weiter Winterkorn­s Ablösung forciere – die noch vor der Hauptversa­mmlung erfolgen sollte.

Immer mehr in den Fokus rückt inzwischen Porsche-Chef Matthias Müller. Am Mittwoch soll Piëch bei einem Treffen der Eigentümer­familien Piëch und Porsche in Stuttgart um Unterstütz­ung für seinen Plan geworben haben, Müller oder Skoda-Chef Winfried Vahland als Nachfolger von Winterkorn durchzuset­zen. Bereits Anfang der Woche soll der 78-Jährige Müller gebeten haben, sich für den Wechsel auf die Position des Vorstandsv­orsitzende­n bereit zu halten.

„Natürlich hat Piëch die Möglichkei­t, eigene Konsequenz­en zu

ziehen“

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