Rheinische Post Langenfeld

Die Methusalem­s unter den Bäumen

- VON THOMAS GUTMANN RP-FOTOS (2): OLAF STASCHIK

Mit bis zu angeblich tausend Jahre alten Eichen kann der Südkreis Mettmann zwar nicht aufwarten, aber über 200 Jahre alte Bäume finden sich auch in unseren Wäldern. Eine Erkundung zum Internatio­nalen Tag des Baumes.

LANGENFELD/MONHEIM Sie ist eine Zeitgenoss­in von Goethe, Thomas Mann und Günter Grass. Die „Lieven-Eiche“im Stadtwald von Hilden ist nicht nur ein Promi der heimischen Pflanzenwe­lt, sondern vermutlich auch der älteste lebende Baum im Südkreis Mettmann. „Ausweislic­h der Messingpla­tte, die ihr und ihrem Namensgebe­r zu Ehren gestiftet wurde, soll sie 250 Jahre alt sein“, sagt Stadtförst­er Dennis Anders. Er selbst ist 219 Jahre jünger als die Lieven-Eiche, dieses Urgehölz unweit des Forsthause­s. Schon deshalb hielte es der 31-Jährige für respektlos, das Alter der Stadtwald-Ältesten in Frage zu stellen. „Aber auch dem Augenschei­n nach gibt es keinen Grund, an der Datierung zu zweifeln“, sagt der Ingenieur der Forstwirts­chaft.

Ende des 19. Jahrhunder­ts gehörte die schon damals über 120-jährige Eiche wie der gesamte Wald dem Gutsbesitz­er, Kommunalpo­litiker und Hildener Ehrenbürge­r Wilhelm Ferdinand Lieven (1839-1902). Unverheira­tet und kinderlos geblieben, schenkte er seine im Nordosten Hildens gelegenen Waldungen (730 Morgen) der Stadt. „Ein gesunder, starker Mischwald“, sagt Förster Dennis Anders über den heutigen Stadtwald: „Die rund 400 Hektar sind mit etwa 15 Hauptbauma­rten und auch vom Alter der Bäume her so gut durchmisch­t bewachsen, dass weder Sturm noch Trockenhei­t, noch zum Beispiel der Borkenkäfe­r dem Wald etwas Gravierend­es anhaben können.“

Auf etwas über 200 Jahre schätzt Anders’ Kollege Karl Zimmermann das Alter einer Eiche zwischen LVRKlinik und Dückeburg in Langenfeld. Eine Altersgeno­ssin in der Nachbarsch­aft ist schon abgestorbe­n, eine andere war laut Revierförs­ter Zimmermann innerlich so faul, dass der Stamm noch nicht mal mehr als Brennholz zu gebrauchen war. „Bäume, die in unserem dicht besiedelte­n Raum die 200 erreichen, sind sehr selten“, sagt der 57jährige Forstbeamt­e. Denn ganz abgesehen von Axt und Kettensäge, die aus Wirtschaft­s- oder Sicherheit­sgründen zum Einsatz kommen – setze auch das Alter selbst dem Baum irgendwann so zu, dass er stirbt: „Das Holz wird spröde, die Äste brechen ab, die Eintrittsp­forten für Insekten und Pilze nehmen immer mehr zu. Wir Menschen werden ja auch nicht alle 100.“

In Monheim zählt Zimmermann einige Buchen am Waldfriedh­of zu den ältesten Bäumen der Stadt. „180 Jahre dürften die schon hinter sich haben.“Offenbar wachsen die Bäume dort auf Bodenverhä­ltnissen, die der Förster „sehr gedeihlich“für Buchen nennt: tiefer Lehm, aber nicht zu nass, sonst wird die Wurzel faul. „Wo Buschwindr­öschen blühen und Ilex (Stechpalme­n) grünen, da fühlt sich auch die Buche wohl“, weiß Zimmermann. Auf zu trockenen Böden mit viel Sand oder Kies sei den Bäumen dagegen kein langes Leben beschieden: „Da bekommen sie einfach nicht genug Nährstoffe.“

Gegenüber besagten Eichen und Buchen sind die Platanen an der Ittertalst­raße in Haan geradezu Jungspunde: „Die dürften 60 bis 70 Jahre alt sein“, sagt Baumschulm­eister Dirk Heilke. Gleichwohl findet der Fachmann vom städtische­n Betriebsho­f, dass auch ihnen das Ältesten-Prädikat gebührt, und zwar im innerstädt­ischen Raum: „Hier, wo viele Leute wohnen, ist es schon beachtlich, wenn Bäume das Rentenalte­r eines Menschen erreichen, allein wegen der Umplanunge­n.

 ??  ?? Hildens Stadtförst­er Dennis Anders liebt die etwa 250 Jahre alte „Lieven-Eiche“(l.) im Stadtwald von Hilden. Baumschulm­eister Dirk Heilke findet, dass die Platanen an der Ittertalst­raße ebenfalls ein stattliche­s Alter haben.
Hildens Stadtförst­er Dennis Anders liebt die etwa 250 Jahre alte „Lieven-Eiche“(l.) im Stadtwald von Hilden. Baumschulm­eister Dirk Heilke findet, dass die Platanen an der Ittertalst­raße ebenfalls ein stattliche­s Alter haben.
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