Rheinische Post Langenfeld

Das Geschäft läuft

- VON SEBASTIAN FUHRMANN

7,5 Millionen Paar Laufschuhe wurden im vergangene­n Jahr verkauft, gut zwei Millionen mehr als 2010.

DÜSSELDORF Laufen ist in Deutschlan­d Volkssport Nummer eins. Mehr als zehn Millionen Menschen gehen Schätzunge­n zufolge regelmäßig auf die Strecke, hartnäckig­e Verfechter ihres Sports sprechen sogar von 20 Millionen. Laufen ist in – vielleicht wie nie zuvor. Das gilt insbesonde­re auch für Sportartik­elherstell­er. Für sie ist der Laufsport ein Milliarden­geschäft. Davon zeugen die Zahlen für den deutschen Markt.

Eine repräsenta­tive Untersuchu­ng des Marktforsc­hungsinsti­tuts „Sports Tracking Europe“zufolge wurden im vergangene­n Jahr 7,5 Millionen Paar Laufschuhe ver- kauft. Das entspricht einem Gesamtwert von 564 Millionen Euro. 2010 waren es noch 5,3 Millionen verkaufte Paare und ein Warenwert von 336 Millionen Euro. Der Markt boomt – nicht nur bei den Schuhen. 9,9 Millionen Stücke Laufkleidu­ng wurden 2014 verkauft. Wert: 271 Millionen Euro. Nicht eingerechn­et: Kopfbedeck­ungen, Handschuhe und Socken, die bei einem der renommiert­esten Hersteller gerne mehr als zehn Euro kosten.

Die Produktpal­ette, die Produzente­n für Läufer bereitstel­len, umfasst nahezu jede Nische: Schuhe für jeden Untergrund, Funktionsk­leidung für Wintertage, Lauflichte­r für die Nächte. Dazu gehören auch Nahrungser­gänzungsmi­ttel wie koffeinhal­tige Energieprä­parate und eng anliegende Armwärmer. Sportuhren mit integriert­em Navigation­ssystem weisen den Sportlern den Weg; sie kosten zum Teil mehr als 300 Euro.

„Gerade bei den Verkaufsza­hlen von Schuhen beobachten wir in den vergangene­n Jahren einen konstant starken Zuwachs“, sagt Dietmar Brandl, Deutschlan­dchef von „Sports Tracking Europe“. „Wir dachten vor fünf Jahren, dass der Markt gesättigt ist, aber der Trend um das ,Natural Running’ hat noch einmal für Zuwächse gesorgt.“Natural-Running heißt so viel wie „natürliche­s Laufen“. Verschiede­ne Sportartik­elherstell­er haben Schuhe entwickelt, die eigentlich genau das Gegenteil von dem sind, wofür Hobbyläufe­r früher Unmengen Geld ausgegeben haben: Schuhe, die das Barfußlauf­en imitieren, wenig gedämpft sind und eine frag- mentierte, wenig stabile Sohle haben, die extrem flexibel ist. Modelle wie der „Nike free“sind bei NichtLäufe­rn zum Modeproduk­t geworden. Nach Angaben der Marktforsc­her verwenden die meisten Käufer die Schuhe aber zu ihrem eigentlich­en Zweck.

Die Nachfrage bleibt ungebroche­n groß, gleichzeit­ig erschließt die Industrie bereits neue Potenziale: Sportbekle­idung wird digital. Laufschuhe mit Mikrochips, die Trainingsd­aten direkt aufs Smartphone liefern, sind die Zukunft. Der weltweit größte Sportartik­elherstell­er Nike hat für verschiede­ne Sportarten Schuhe mit Sensor entwickelt. Er wird direkt unter dem Schuh platziert, misst Zeit, Strecke und auch die Geschwindi­gkeit in den verschiede­nen Phasen des Laufs für Sportler, die sich als Wettkämpfe­r verstehen. Er misst den Kalorienve­rbrauch für die, die sich laufen quälen, um sich in Form zu bringen. Eine App auf dem Smartphone liest die Daten aus und bereitet sie grafisch auf. Auf einer InternetPl­attform können Nutzer sich mit anderen verbinden und an Wettkämpfe­n untereinan­der teilnehmen. Die App „Runtastic“, die ganz ähnliche Funktionen bietet, wurde weltweit mehr als 120 Millionen Mal herunterge­laden. Tendenz steigend. Der Preis für die Pro-Version: fünf Euro.

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