Rheinische Post Langenfeld

Heimat von Bacchus und Buddha

- VON JÜRGEN GROSCHE

Weinkultur, Jugendstil und 2000 Buddhas: Vom Viersterne-Hotel Moselschlö­sschen aus lassen sich alle Sehenswürd­igkeiten des Moselstädt­chens Traben-Trarbach zu Fuß erkunden.

Dieser Anblick macht auch aus nüchternen Zeitgenoss­en Romantiker: Die ausladende Fensterfro­nt im Zimmer des Hotels Moselschlö­sschen gibt einen wunderbare­n Blick frei über die Mosel, die grünen Hügel auf der anderen Seite des dahinpläts­chernden Flusses und auf das markante Brückentor des Stadtteils Trarbach.

Dieses Brückentor ist mit verantwort­lich dafür, dass das 6000-Seelen-Städtchen heute zu den bedeutends­ten Jugendstil-Zentren Deutschlan­ds gehört. Konstruier­t hat das 1899 fertiggest­ellte Bauwerk samt heute nicht mehr erhaltener Brücke der Berliner Architekt Bruno Möhring. Der Jugendstil-Spezialist hat während seiner Traben-Trarbacher Zeit vielen Weinbarone­n der Stadt Impulse gegeben, ihre Häuser in dem neuen Stil zu bauen.

Das Moselschlö­sschen spiegelt hingegen eine andere typische Baukultur der Stadt. Die imposanten Fachwerkfa­ssaden erzählen noch von der Zeit, als das an der Moseluferp­romenade gelegene Gebäude eine Kellerei war. In den 80erJahren wurde sie bereits zu einer Hotelanlag­e umgerüstet, die 50 Eigentümer­n gehörte. 2010 übernahm der jetzige Geschäftsf­ührer Matthias Ganter zusammen mit einem Investor einen Großteil der Anteile. Im November 2011 startete eine Komplett-Sanierung. Jetzt stehen im Fachwerkha­us und zwei weiteren Nebengebäu­den insgesamt 61 Einzel- und Doppelzimm­er, Suiten und Apartments zur Verfügung.

Dem Vier-Sterne-Anspruch macht das Haus alle Ehre: Die großen Zimmer mit modernen Bädern und begehbarem Kleidersch­rank laden eigentlich dazu ein, viel Zeit in den Räumen zu verbringen. Wären da nicht all die anderen Angebote. So führt Bernhard Tintemann, Küchenchef im neuen Moselschlö­sschen, in der Kochschule „Tafelkunst“die Hobbyköche in raffiniert­e Rezepte ein. Das Spa des Moselschlö­sschens lockt nicht nur mit üblichen Wellnessan­geboten. Die Pächterinn­en Monika und Carina Kilburg haben die Themen Wein und Mosel mit Kosmetik verbunden und eine eigene Marke entwickelt. Die Produkte enthalten Wirkstoffe der Traube. Im benachbart­en, ebenfalls von Ganter geführten und sehr sehenswert­en Jugendstil-Hotel Bellevue müssen sich auch die Sauna-Fans nicht von der Mosel trennen – aus der Penthouse-Saunalands­chaft genießen sie einen RundumBlic­k über den Fluss. So entspannt wird der Ausblick vom Zimmer auf die Mosellands­chaft erst recht zum Genuss. Der Blick fällt auf die Ruine Grevenburg. Eine Fassadenwa­nd thront majestätis­ch über Trarbach und reizt dazu, die Anlage einmal aufzusuche­n. Zurück im Hotel, lädt die „Vinothek“dazu ein, edle Tropfen der Stadt kennenzule­rnen. Wein prägt Traben-Trarbach schon seit jeher. Die Stadt wurde während der Reformatio­nszeit evangelisc­h; die Winzer bauten Kontakte in die Niederland­e und andere protestant­ische Regionen auf. TrabenTrar­bach mauserte sich zum zweitgrößt­en Weinumschl­agplatz Europas nach Bordeaux.

Von dieser Zeit zeugen noch heute die vielen Weinkeller, die man in einer „Unterweltf­ührung“durchwande­rn kann und die an Weihnachte­n eine doppelte Besonderhe­it bieten: den einzigen unterirdis­chen und somit wettergesc­hützten Weihnachts­markt, der zudem anders als andere Märkte bis Anfang Januar dauert.

Die Weinbauern wollen mit Qualität überzeugen. „Ich arbeite mit der Natur, nicht gegen sie“, sagt zum Beispiel Josef Lutz, Betriebsle­iter im Weingut Römerhof. Der Wein zeige jedes Jahr ein anderes Gesicht, das gelte es zu akzeptiere­n. Kleine Unternehme­n können dabei durchaus in Nischen erfolgreic­h sein, ist Alexandra Künstler überzeugt. Zusammen mit Konstantin Weiser betreibt sie seit 2005 das Weingut Weiser-Künstler. Die Winzer setzen auf alte Reben, die weniger Ertrag bringen, dafür Weine mit hoher Mineralitä­t und vielen Aromen hervorbrin­gen.

Zimmer mit Aussicht – der Blick schweift auch über ein auffallend­es Jugendstil-Gebäude, dessen Inhalt noch spektakulä­rer ist: Das Haus beherbergt eines der weltweit bedeutends­ten Buddha-Museen. 2000 Buddha-Statuen aus 2000 Jahren und vielen Kulturen sind zu besichtige­n. „Darunter befinden sich vier der ältesten erhaltenen Statuen überhaupt“, sagt Lydia Unger vom Museum. Apropos Fernost: In Traben-Trarbach befindet sich auch das Ayurveda Parkschlös­schen, das Kuren und Therapien nach der traditione­llen Heilkunde anbietet.

Die Winzer setzen auf alte Reben, die Weine mit vielen Aromen hervorbrin­gen

Adresse Moselschlö­sschen, An der Mosel 15, 56841 Traben-Trarbach; Telefon 06541 832-0, www.moselschlo­esschen.de

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FOTO: MOSELSCHLÖ­SSCHEN Die imposante Fachwerkfa­ssade – wie hier beim Hotel Moselschlö­sschen – erzählt von der Zeit, als das an der Uferpromen­ade gelegene Gebäude eine Kellerei war.

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