Rheinische Post Langenfeld

Druck auf Gabriel im Kohle-Streit steigt

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Auch die Kanzlerin ist offenbar skeptisch. Tausende kommen zu zwei Großdemos.

BERLIN (anh/mar) Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) gerät im Streit um die KlimaAbgab­e für alte Kohlekraft­werke in Bedrängnis. Union und NRW-SPD verstärkte­n ihren Druck, die Abgabe aufzugeben. Auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lehne sie mittlerwei­le ab, hieß es. Gabriel ging am Abend mit einem Kompromiss­angebot in den Koalitions­ausschuss: Danach soll die Klima-Abgabe an den Strompreis gekoppelt werden. Je weniger die Versorger für den Strom bekommen, desto niedriger soll die Abgabe ausfallen. Zugleich will Gabriel der Union entgegenko­mmen, indem er die Kraft-Wärme-Kopplung mit bis zu 1,5 statt einer Milliarde Euro fördert, wie es weiter heißt. Das käme vielen Stadtwerke­n zugute.

Am Samstag hatten in Berlin 15 000 Beschäftig­te vor dem Wirt- schaftsmin­isterium für Braunkohle-Kraftwerke und Tagebaue demonstrie­rt. In NRW bildeten gleichzeit­ig 6000 Umweltschü­tzer und Anwohner in Garzweiler eine Menschenke­tte gegen die Kohle. Sie be-

Michael Groschek (SPD) grüßten Gabriels Abgabe als nötig für den Klimaschut­z.

Die Bundesregi­erung will den Ausstoß an Kohlendiox­id (CO2) bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 senken. Dazu soll der Stromsekto­r seinen Ausstoß um 22 Millionen Tonnen reduzieren. Um dies zu erreichen, sollen Kohlekraft­werke, die älter als 20 Jahre sind und viel CO2 ausstoßen, die Abgabe zahlen.

Die CDU lehnt Regeln ab, die „zu Strukturab­brüchen, Steuerausf­ällen und sozialer Not in den betroffene­n Regionen führen“, wie es in einem Beschluss der CDU-Abgeordnet­en aus NRW heißt. Auch NRWVerkehr­sminister Michael Groschek (SPD), der in Berlin für die Kohle demonstrie­rte, mahnte, die Beschäftig­ten zu schützen: „Klimaschut­z lässt sich mit der Kohle erreichen, nicht gegen sie.“

Beim Koalitions­ausschuss stand gestern auch Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD) unter Druck: Die Union will das Mindestloh­n-Gesetz wieder aufschnüre­n, um Dokumentat­ionspflich­ten der Arbeitgebe­r und Haftungsfr­agen zu ändern. Leitartike­l Politik

„Klimaschut­z lässt sich mit der Kohle erreichen,

nicht gegen sie“

NRW-Verkehrsmi­nister

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