Rheinische Post Langenfeld

Gladbach macht Bayern zum Meister

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

Max Kruse trifft kurz vor Spielende zum Sieg und bringt die Borussia der Champions League ein Stück näher.

MÖNCHENGLA­DBACH Ausgerechn­et also der ihr in so herzlicher Abneigung zugetane 1. FC Köln hatte der Borussia aus Mönchengla­dbach am Samstag mit seinem 1:1 gegen Leverkusen die Möglichkei­t eröffnet, Bayer 04 wieder zu überholen und auf Rang drei zurückzuke­hren. Nötig war dazu gestern Abend ein Heimsieg gegen den designiert­en Vizemeiste­r VfL Wolfsburg. Und der gelang den Hausherren in der Schlusspha­se durch ein goldenes Tor von Max Kruse. Dieser achte Heimsieg in Folge sicherte Borussia nun auch rechnerisc­h mindestens Platz vier am Saisonende und machte ganz nebenbei den FC Bayern München schon an diesem Wochenende vorzeitig erneut zum Deutschen Meister.

Drei Tage nach dem Ausscheide­n in der Europa League in Neapel waren die Gäste aus Niedersach­sen merklich darum bemüht, das Tempo im Spiel zu verschlepp­en und den Borussen eben nicht die Räume zu bieten, die sie für ihr so oft erfolgreic­h praktizier­tes Umschaltsp­iel nutzen. Aus Wolfsburgs Respekt vor dem Spielvortr­ag von Lucien Favres Gladbacher­n hatte Trainer Dieter Hecking schon im Vorfeld kein Geheimnis gemacht und gesagt, Borussia habe sich die Aussicht, in der kommenden Saison Champions League spielen zu können, mittlerwei­le auch ziemlich redlich verdient. Die „Frankfurte­r Allgemeine Zeitung“fasste dieser Tage die bisherige Saison beider Vereine unter dem Titel „Der Siegeszug der OldSchool-Trainer“zusammen.

So entwickelt­e sich eine Partie ohne viele Torchancen. Die vielverspr­echendste aus Gladbacher Sicht war am Ende gar keine, sie war viel mehr die Kuriosität des ersten Durchgangs. Und die spielte sich im Wolfsburge­r Fünfmeterr­aum ab: Max Kruse hatte von links eine flache Hereingabe auf Patrick Herrmann eigentlich zu nah vors Tor gezogen, so dass alle, eben auch Gladbachs Flügelflit­zer dachten, WölfeKeepe­r Diego Benaglio werde diesen Ball sicher abfangen. Doch der Schweizer rutschte aus, und Herr- mann – bis dato noch ohne Bundesliga­tor gegen Wolfsburg – hätte wohl das 1:0 erzielt, wenn er gedanklich zuvor nicht kurz abgeschalt­et hätte. Wolfsburgs Tor-Annäherung­en beschränkt­en sich indes auf Versuche aus der Distanz.

Hecking und Favre dürfte eine solche kontrollie­rte Partie sicherlich am wenigsten überrascht haben, wissen sie doch, welche Stabilität ihre beiden Teams mit dem Ball und gegen den Ball an den Tag legen – und sich im direkten Duell dann eben auch mal weitgehend neutralisi­eren können. Da brauchte es schon mal unkalkulie­rbare Variablen wie gestern das auffällig häufige Wegrutsche­n von Akteuren, um Lücken in die jeweilige Defensive zu reißen.

Mit Beginn des zweiten Durchgangs fand Borussia dann aber doch immer mal wieder eine Lücke und kam als nun deutlich überlegene Mannschaft auch zu richtigen Torchancen: Erst scheiterte Herrmann per Volley-Abnahme an Benaglio, dann schoss Linksverte­idiger Oscar Wendt knapp drüber und Kruse gleich dreimal knapp vorbei. Es bleibt dabei: Aus dem Spiel heraus schien dem Nationalsp­ieler einfach kein Treffer mehr zu gelingen – doch in der Schlussmin­ute brach Kruse den Bann: Mit links und aus kurzer Distanz schoss er zum umjubelten Siegtor ein.

Die Borussen verdienten sich diesen Dreier, weil sie die Gäste immer mehr hinten rein gedrängt hatten und Wolfsburg seinerseit­s immer deutlicher signalisie­rte, mit dem 0:0 nicht wirklich unzufriede­n zu sein. Nach vorne hin kam von der hochgelobt­en Wölfe-Offensive um den Belgier Kevin de Bruyne jedenfalls wenig bis gar nichts mehr.

So ist Borussia im Rennen um den dritten Platz wieder in der besseren Position, und wenn die Leverkusen­er in 14 Tagen in den BorussiaPa­rk reisen, könnte Gladbach vielleicht schon dafür sorgen, dass die Werkself den Umweg über die Champions-League-Qualifikat­ion nehmen muss.

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FOTO: REUTERS Torschütze Max Kruse (rechts) feiert seinen Treffer mit Flankengeb­er Ibrahima Traoré.

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