Rheinische Post Langenfeld

Leverkusen gehen die Abwehrspie­ler aus

- VON STEFANIE SANDMEIER

LEVERKUSEN Die Gesichter der Leverkusen­er Profis verrieten, wie es um die Stimmungsl­age nach dem 1:1 in Köln bestellt war. Zu ausgiebige­r Freude war es im Lager von Bayer 04 wirklich niemandem zumute – obwohl der Werksklub nach dem Punktgewin­n Platz vier und die Teilnahme an der Qualifikat­ion zur Champions League sicher hat. Das Team hatte aber wohl eine Vorahnung, was den Kampf um Platz drei – der die direkte Qualifikat­ion bringt – angeht. Und die wurde gestern bestätigt: Dafür war der Punkt zu wenig, der direkte Konkurrent Gladbach zog an Leverkusen auf Platz drei vorbei.

Das spielerisc­he Hoch der vergangene­n Wochen, das sich nicht zuletzt in sieben überzeugen­den Siegen und der Rückkehr auf Platz drei niederschl­ug, hat die Ansprüche unterm Bayer-Kreuz steigen lassen. Insofern war die Enttäuschu­ng über die eigene Leistung groß – ausgerechn­et im Derby vieles von dem schuldig geblieben zu sein, was Bay- er zuletzt so erfolgreic­h machte. „Unser Spiel lebt davon, dass wir gemeinsam verteidige­n und gemeinsam angreifen, das war vor allem in der ersten Hälfte leider nicht gegeben“, kritisiert­e Roberto Hilbert. Stefan Kießling zeigte sich ähnlich selbstkrit­isch. „Das war eine schlechte Leistung, dafür haben wir in den letzten Wochen einfach zu gut gespielt. Wir haben uns das Leben unnötig schwer gemacht. Verloren ist noch nichts, aber wir haben nun vier Endspiele. Entscheide­nd wird die Partie in Gladbach.“Die steht am übernächst­en Samstag an, zuvor kommt der alte und neue Meister aus München in die BayArena.

Kießling blieb nach zuletzt vier Toren in drei Spielen erstmals ohne Treffer, holte dafür aber im Zweikampf mit Dominic Maroh einen umstritten­en Elfmeter heraus („er streckt den Po raus und berührt mich“). Vor allem die Kölner Fans sahen das ganz anders, sie protestier­ten wie ihre Mannschaft leidenscha­ftlich und natürlich vergeblich gegen die Entscheidu­ng. Wieder einmal aber wurde Bayer ein Strafstoß zum Verhängnis. Wie im Champions-League-Achtelfina­le verschoss Hakan Calhanoglu.

Dass der eingewechs­elte Julian Brandt anschließe­nd doch die Führung erzielte, brachte Bayer aber auch nicht die gewünschte Sicherheit. „Wir haben nicht zu unserer Linie gefunden. Jetzt müssen wir die Bayern schlagen“, forderte Hilbert. Allerdings muss Leverkusen im Endspurt nun den nächsten schwerwieg­enden Ausfall verkraften. Nach Gonzalo Castro (Meni- kusriss) fällt auch Kyriakos Papadopoul­os aus, der sich die Schulter auskugelte und nach seiner für heute geplanten Operation drei Monate pausieren muss. Das ist umso bitterer, weil nach dem Rauswurf von Emir Spahic nach dessen Prügelei mit Ordnern nun Not in der Innenverte­idigung herrscht. Das könnte sich als Nachteil im Kampf um Platz drei erweisen. Sportdirek­tor Rudi Völler mahnte aber vor allzu viel Pessimismu­s: „Wer weiß, was der Punkt in Köln noch wert sein kann“, sagte er.

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