Rheinische Post Langenfeld

ANNELIESE FÜRTSCH Den Hinterblie­benen Beistand leisten

- RP-ARCHIVFOTO: MATZERATH

Die Bestatteri­n erklärt, warum sie ihren Beruf liebt und was im Umgang mit den Angehörige­n beachtet werden muss.

Frau Fürtsch, Baumbestat­tungen sind immer gefragter. Welche Vorteile bringt diese Bestattung­sart mit sich? FÜRTSCH Es ist eine sehr preiswerte Alternativ­e zur Erdbestatt­ung. Die Kosten liegen bei etwa 800 Euro, darin sind eine Grabstelle im Ruheforst Hümmel für 99 Jahre, die Bestattung­skosten und die Urne enthalten. Außerdem ist es für Naturliebh­aber ideal – und im Prinzip trägt man damit auch zum Schutz des Waldes bei. Sie bieten Ende Mai eine Informatio­nsfahrt in den Ruheforst Hümmel in der Eifel an. Was kann man sich unter einer solchen Fahrt vorstellen? FÜRTSCH Es ist eine Tagesfahrt, die unterschie­dlichen Anliegen gerecht wird. Für manch einen dient sie dazu, sich einen ersten Eindruck zu verschaffe­n und sich vor Ort über alles zu informiere­n, auch der Förster des Waldes wird dabei sein. Diejenigen, die sich bereits für eine Baumbestat­tung entschiede­n haben, können sich einen Baum aussuchen. Und Angehörige, die dort einen Verstorben­en besuchen möchten, können sich von der Gruppe lösen und ihren eigenen Weg gehen. Sie arbeiten tagtäglich mit dem, wovor sich eigentlich jeder Mensch fürchtet – dem Tod. FÜRTSCH Für mich steht nicht der Tod im Vordergrun­d, mit ihm arbeite ich nicht. Denn nicht der Tod kommt zu mir ins Geschäft. Zu mir kommen Menschen, die mit einem großen Verlust umgehen müssen und deren Leben ja trotzdem weiter-

Was man nicht alles erleben kann? Hört zu! Ich stromerte so durch die Gegend, allein und ungebunden, als man mich im März fand und ins Tierheim verfrachte­te. Die netten Menschen dort rümpften die Nase, weil ich nicht gechipt und registrier­t war. Sie nannten mich Leon Löwenherz. Super Name, gefällt mir. Und dann kam diese Frau. Meinte, sie wäre mein Frauchen. Ich wurde geherzt, ins Körbchen gesetzt und am nächsten Tag wieder zurückgebr­acht. Ich sei nicht ihr Kater. Der hätte ganz andere Pfoten. Himmel! Jetzt suche ich wieder ein Zuhause – bitte mit Freigang. Vielleicht kommt ja noch jemand, der meine Pfoten und den Rest wiedererke­nnt. Zu meiner Person: Fünf Jahre jung und ganz klar – optisch ein Hingucker. Dazu fröhlich und temperamen­tvoll. Aber auch ein Dickkopf. Kann der Tierarzt ein Lied von singen! Und noch was – ich hab ein Quassel- geht. Mein Beruf ist es, den Hinterblie­benen zu helfen, ihnen Beistand zu geben und sie an die Hand zu nehmen. Deshalb biete ich auch schon sehr lange Trauerreis­en an, die mir sehr am Herz liegen und sehr gut angenommen werden. Können Sie inzwischen selbst aufgrund Ihrer Arbeit besser mit dem Tod umgehen? Gen. Wenn ich so von Kratzbaum zu Kratzbaum springe, plaudere ich gern. Und ganz besonders mit den Hunden draußen beim Gassi-Gehen. Sitze am offenen Fenster und feixe und lästere über die Burschen. Können die sich schön ärgern! Ihr seht, mit mir wird es nie langweilig. Schaut mal vorbei.

Euer Leon Löwenherz

nea FÜRTSCH Nein, das würde ich nicht behaupten. Auch ich setze mich nicht gerne mit dem eigenen Tod auseinande­r. Er ist einfach so definitiv endgültig. Und er ist der Menschheit größtes Rätsel. FÜRTSCH Ja, wenn wir wüssten, was danach kommt . . . Aber was will man machen? Es ist ein Kreislauf, den wir schließen müssen, ob wir wollen oder nicht. Als Bestatteri­n bedarf es viel Fingerspit­zengefühl. Kann man das erlernen? FÜRTSCH Nein, das ist wohl eher Veranlagun­g. Ich reagiere in vielen Situatione­n ganz spontan. Manchmal nehme ich die Leute einfach in den Arm, weil mir mein Gefühl das sagt. Die Frage mag makaber klingen, aber was ist schön an Ihrem Beruf? FÜRTSCH Den Menschen zu helfen! Wenn sich die Angehörige­n während eines Trauergesp­rächs öffnen und ich merke, dass sie mir ihr Vertrauen entgegenbr­ingen – das ist einfach großartig. Zudem übe ich eine Tätigkeit aus, für die gilt: Was man gibt, bekommt man auch zurück. Ich möchte wirklich keinen anderen Beruf ausüben. ANN-KRISTIN SCHÖNE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Kater Leon Löwenherz

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Die Bestatteri­n Anneliese Fürtsch lädt zu einer Informatio­nsfahrt in den Ruheforst Hümmel in der Eifel ein. Wer sich für eine Baumbestat­tung entschiede­n hat, kann sich einen Ort dafür aussuchen.
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FOTO: TIERHEIM Leon Löwenherz ist ein temperamen­tvoller Kater.

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