Rheinische Post Langenfeld

Schönes aus Leder: Junge Frau liebt altes Handwerk

- VON DAGMAR HAAS-PILWAT

Zunächst machte sie eine Sattlerleh­re in Baumberg, jetzt betreibt Lea Lou Kersting eine Ledermanuf­aktur in Düsseldorf.

DÜSSELDORF/MONHEIM Handgemach­t und handgeschn­itzt, handbemalt und handgenäht: Manufaktur­en erleben eine ungeahnte Renaissanc­e. Die guten, alten Dinge – in Handarbeit gefertigte, hochwertig­e Produkte finden immer mehr Käufer. Denn in Zeiten, in denen das Handy nach einem Jahr nicht mehr aktuell ist, halten Manufaktur­en uralte Traditione­n am Leben. Eine, die junges Design mit altem Handwerk verbindet, ist Lea Lou Kersting, die in der Sattlerei von Corinna Krieger in Baumberg lernte.

Ursprüngli­ch wollte die Düsseldorf­erin mit 18 Jahren nach dem Abitur Modedesign studieren, doch als Dressurrei­terin begegnete sie der Monheimer Sattlerin und änderte den Kurs. Und so begann die heute 24-Jährige eine dreijährig­e Ausbildung als Reitsports­attlerin in dem Baumberger Betrieb.

„Doch irgendwann wurde es mir zu langweilig, nur Zaumzeug, Leinen und Sättel zu fertigen“, erzählt Lea Lou. Sie spezialisi­erte sich direkt nach der Ausbildung auf die Feintäschn­erei und wagte mit 22 Jahren den Sprung in die Selbststän­digkeit. Das von zwei Schwalben eingerahmt­e „Lou Saddlery Ledermanuf­aktur“steht als Firmenschi­ld über dem Atelier an der Flurstraße im Düsseldorf­er FortunaSta­dtteil Flingern. Das Atelier ist zugleich Verkaufsra­um.

In der offenen Werkstatt, wo die Werkzeuge aufgereiht an der Wand hängen, der Nähkasten mit dem Garn auf dem Tresen und im Hintergrun­d die Nähmaschin­e stehen, kann jeder live erleben, wie die Jung-Unternehme­rin handgemach­te Lederwaren aller Art herstellt: Taschen für Damen und Herren, Schreibmap­pen, iPad-Hüllen, Etuis für Schreibzeu­g, Schlüssela­nhänger, Gürtel, Armbänder oder Hals- bänder für den Vierbeiner und Maßtrensen für Pferde. „Ich fertige alles an, was dem Kunden so einfällt“, sagt die 1,83 Meter große Handwerker­in, die seit zehn Jahren auch in Flingern wohnt. Gemeinsam wird das Leder ausgewählt und es werden Details, Farben, Schnitte, Designs und Futterstof­f abgestimmt. Vom Lederbezug für ein Waldhorn über Fototasche­n, Visitenkar­ten-Mäppchen bis zur individuel­l bemalten und mit Gravur personalis­ierten Bootstasch­e ist alles möglich.

Produziert wird ausschließ­lich in Flingern. Dabei erfolgt ein Großteil der Fertigung manuell. Was wiederum nicht nur Geschick im Umgang mit Werkzeugen wie Halbmond, Aale oder Reifelholz erfordert, sondern vor allem ordentlich Kraft aus dem Arm, denn das zu bearbeiten­de Leder ist ganz schön dick. „Dafür hält es auch ewig und wird nicht brüchig“, erklärt die Expertin.

Der Renner in der Ledermanuf­aktur ist „Agnes“– ein nach Lea Lou Kerstings Nachbarin benannter geräumiger Shopper aus Rindsleder, der an den guten, alten Schulranze­n erinnert. Er besteht aus 21 Einzelteil­en und erfordert bis zu vier Stunden Handarbeit. Mit der Zeit entwickelt das Leder eine individuel­le Patina und die Tasche wird immer schöner. Die Ledersorte­n stammen aus der Eifel oder dem Allgäu. Zumeist sind es zertifizie­rte, pflanzlich gegerbte Bioleder mit weichem Griff.

Lea Lou Kersting hat ihre Nische gefunden und offenbar so erfolgreic­h, dass sie sogar in dem aktuell im Daab-Verlag erschienen­en Handbuch „Deutscher Manufaktur­en Führer“als eine von sechs in Düsseldorf ansässigen Manufaktur­en verzeichne­t ist. Infos gibt es im Internet unter www.lou-saddlery.com

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RP-FOTO: ENDERMANN Die gelernte Sattlerin Lea Lou Kersting hat sich mit 22 selbststän­dig gemacht und betreibt ihr Geschäft an der Flurstraße in Flingern.

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