Rheinische Post Langenfeld

Das Comeback: Baumbergs irre Aufholjagd

- VON MICHAEL DEUTZMANN RP-FOTO: RALPH MATZERATH

Der vom Abstieg bedrohte Fußball-Oberligist machte im Heimspiel aus dem 0:3 gegen den TuS Bösinghove­n noch einen 5:3-Erfolg.

MONHEIM Nach nicht einmal 20 Minuten hatte der Patient höchstens geringe theoretisc­he Überlebens­chancen. Da war es 15.18 Uhr. Weit und breit war wenig bis nichts in Sicht, was den Fußball-Oberligist­en SF Baumberg (SFB) im Heimspiel gegen den TuS Bösinghove­n zurück ins Leben hätte holen können. Die Mannschaft von SFB-Trainer Salah El Halimi gönnte sich einen Katastroph­enstart, der für das sofortige Durchreich­en über die Landesliga bis in die Bezirkslig­a geeignet zu sein schien. Beim 0:3-Rückstand drohten selbst die hartnäckig­sten

„Ich habe immer gesagt, dass man nie aufgeben soll. Heute haben wir uns endlich belohnt“

Salah El Halimi

Trainer SF Baumberg

Optimisten ihren Glauben an die Gastgeber zu verlieren. Als der Unparteiis­che um 16.45 Uhr pünktlich abpfiff, lagen sich aber alle in den Armen. Baumberg hatte den Rückstand in einer irren Aufholjagd nach der Pause egalisiert und dann im Endspurt noch zwei Treffer zum Sieg erzielt – 5:3 (0:3).

Mann des Tages war der nach knapp 20 Minuten für den verletzt ausgeschie­denen Louis Klotz (Verdacht auf Muskelfase­rriss) eingewechs­elte Marcel Kalski, der direkt die Position als vorderster Angreifer einnahm – für den sich Ivan Pusic ein Stück zurückfall­en ließ. Kalski erzeugte zuerst wenig Gefahr, zeigte seine Qualitäten allerdings umso mehr nach dem Seitenwech­sel. Mit dem 2:3 (62.), 3:3 (74.) und 5:3 (90.+2) war der Angreifer entscheide­nd an der Wende beteiligt. Eine tiefere Analyse über die turbulente zweite Hälfte musste er sich nach dem Abpfiff zunächst verkneifen: „Ich bin völlig erledigt.“

Ähnliches dürfte für die Teamkolleg­en gegolten haben, die zunächst von einer Verlegenhe­it in die nächste stolperten – 0:1 (7. Elfmeter von Christos Pappas nach Foul von Erkan Ari), 0:2 (11./Enes Öz), 0:3 (19./ Kevin Stienen). Die Aktionen der Sportfreun­de wirkten derart harm- los, dass der TuS das Geschehen locker beherrscht­e. Aufregend war vor allem die Szene, als Kalski nachsetzte und in den Strafraum eindrang. Schiedsric­hter Raffael Beier (TV Angermund) verzichtet­e hier auf den möglichen Elfmeterpf­iff und zeigte dem SFB-Stürmer, dem er eine Flugeinlag­e unterstell­te, sogar die Gelbe Karte – was eine sehr interes- sante Ansicht war, weil sich Kalski auf dem Weg zum Tor befand.

Trainer El Halimi hatte als Erklärung für den extrem rasanten zweiten Durchgang vor allem einen Auszug aus der Pausen-Ansprache: „Wir wollten zeigen, dass wir noch leben und an uns glauben. Dass wir dann tatsächlic­h so zurückkomm­en – Hut ab. Ein solches Comeback habe ich noch nicht erlebt.“Den Knopf für den Neustart fand Nils Esslinger, der die Vorarbeit von Ivan Pusic mit dem 1:3 vollendete (49.). Nach dem Eckball von Tolga Erginer war Kalski zum ersten Mal zur Stelle – 2:3 (62./ Kopfball). Das 3:3 (74.) von Kalski, ein sehenswert­er Schuss aus spitzem Winkel, war der Startschus­s für eine Schlusspha­se, in der Baumberg die längst völlig konsternie­rten Gäste fast komplett beherrscht­e.

Der erst kurz zuvor eingewechs­elte Ali Daour sorgte mit dem 4:3 (86.) dafür, dass die Sportfreun­de ernsthaft an den ersten Heimsieg seit fast einem halben Jahr glauben durften. Baumberg wehrte die letzten Versuche des TuS mit viel Leidenscha­ft ab – verbunden mit dem Willen, dem jeweiligen Mitspieler aus der Patsche zu helfen. In der ersten Minute der Nachspielz­eit folgte der dritte Teil der Kalski-Schau. Der Angreifer setzte mal wieder nach und sicherte mit dem 5:3 die drei Punkte für Baumberg, Trainer El Halimi, der vorübergeh­end in der allgemeine­n Jubeltraub­e verschwund­en war, fand es unglaublic­h: „Ich habe immer gesagt, dass man nie aufgeben soll. Heute haben wir uns für unseren Einsatz belohnt. Ich hoffe sehr, dass uns das jetzt weiterhilf­t.“

 ??  ?? Slalomfahr­er: Louis Klotz (rechts) konnte bis zu seiner Verletzung nur 20 Minuten aktiv helfen – später aber mit den Kollegen jubeln.
Slalomfahr­er: Louis Klotz (rechts) konnte bis zu seiner Verletzung nur 20 Minuten aktiv helfen – später aber mit den Kollegen jubeln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany