Der Kampf gegen Krebs ist nicht aussichtslos
Es ist der Moment, vor dem sich Ärzte fürchten: wenn sie einem Menschen sagen müssen, dass er an Krebs erkrankt ist. Mittlerweile enden diese Gespräche nicht immer in lähmendem Schweigen – bei einigen Krebsarten werden die Therapien deutlich besser; darüber können Arzt und Patient so bewusst reden, dass in einem Zimmer, das plötzlich stickig schien, doch das Fenster aufgeht. Selbst bei Lungenkrebs keimt Hoffnung. Immer mehr versteht die Medizin von den Masken und Mutationen der Krebszellen; Ärzte durchschauen, wie sich diese Zellen vervielfältigen, wohin sie reisen, wo sie schlafen.
Den Krebs besiegen – das ist gewiss ein hehres Motto, auch für eine Zeitungsserie. An baldige Ausrottung wie bei einer Seuche sollten wir nicht denken. Aber die Spannen zwischen Diagnose und Tod verlängern sich. Moderne Krebstherapie gewinnt für die Patienten nicht nur Zeit. Sie schenkt ihnen – etwa durch die Palliativmedizin – Lebensqualität, sogar in den Wochen des nahenden Todes.
Die Siege der Krebstherapie mögen enttäuschend klein erscheinen. Aber sie eröffnen Perspektiven und wecken Zuversicht, dass die Schlacht nicht sinnlos ist. Jeder Sieg beginnt mit diesem Willen zum Kampf. BERICHT DEN KREBS BESIEGEN, TITELSEITE
Tabu Tarifautonomie
Der Beschluss für ein Tarifeinheitsgesetz gestern im Bundestag markiert einen schwarzen Tag in der Geschichte der sozialen Marktwirtschaft. Mag der Unmut über das Machtbewusstsein und die zweifelhaften Expansionsmotive der Lokführergewerkschaft groß sein, der politische Eingriff in die Tarifautonomie birgt ein hohes politisches Risiko, dessen Wirkung schlimmer sein könnte als der Streik der Lokführer.
Es sind nicht nur populistische Oppositionspolitiker, sondern auch namhafte Verfassungsjuristen, die das Gesetz für grundgesetzwidrig halten. Wenn die Verfassungsrichter in Karlsruhe dies ähnlich sehen – immerhin kann die Politik mit dem Gesetz Tarifverträge kleiner Gewerkschaften für nichtig erklären –, wäre dies ein herber Schlag für eine Koalition, die mit Union und SPD eigentlich von den Parteien der sozialen Marktwirtschaft und der Tarifautonomie getragen wird. Die Koalition muss auch eine Rechtsstaats-Koalition sein. Und der Streik gehört zu dem weltweit anerkannten System der Tarifautonomie dazu. Selbst wenn er unbequem und überzogen ist. BERICHT TARIFEINHEIT: GEWERKSCHAFTEN KLAGEN, TITELSEITE
Das brutale Spiel des IS
Das erste Opfer eines Krieges ist die Wahrheit. Das hat sich beim Kampf gegen die Terrormilizen des „Islamischen Staates“(IS) wieder bestätigt. Wochenlang war von Erfolgen gegen den IS die Rede. Angeblich stand die Mördertruppe kurz vor der Auflösung. Jetzt erobern die gut organisierten Killer zwei strategisch wichtige Orte im Irak und in Syrien, darunter die Oasenstadt Palmyra, die zum antiken Weltkulturerbe zählt.
Der IS, der in seiner militärischen Führung aus gut geschulten Kadern der alten Baath-Partei des Saddam Hussein besteht, nutzt geschickt die verworrene Machtlage im Nahen und Mittleren Orient. Er schockt den Westen mit blutrünstig inszenierten Morden und der Vernichtung unersetzlichen Kulturguts. Zugleich stilisiert er sich zum wahren Vertreter des kämpferischen Islam.
Um der Barbarei des IS Einhalt zu gebieten, muss der Westen den Nahen Osten als zentralen Krisenherd erkennen und entsprechend handeln. Mit den Erfolgen des IS hat der islamistische Terror wieder eine Zentrale. Und die ist gefährlich für die Welt. BERICHT IS EROBERT LETZTEN SYRISCHEN . . ., TITELSEITE