Rheinische Post Langenfeld

18-jähriger Rocker in Würselen erschossen

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Der Rockerkrie­g in der Grenzregio­n Aachen eskaliert. Unbekannte schossen nun auf eine Gaststätte.

WÜRSELEN Bei einem Anschlag auf eine ehemalige Gaststätte in Würselen bei Aachen ist vorgestern Abend ein 18-jähriger Mann aus dem Rockermili­eu durch einen Kopfschuss getötet worden, ein 28-Jähriger erlitt einen Bauchschus­s und wurde in einem Krankenhau­s notoperier­t. Den Ermittlung­en zufolge wurde gegen 23 Uhr insgesamt sieben Mal von draußen auf das Haus geschossen, in dem sich zu diesem Zeitpunkt neben den Opfern noch weitere Personen aufhielten. Wer die Schüsse abgab, ist noch nicht bekannt. Eine Großfahndu­ng blieb ohne Erfolg.

Die Polizei vermutet einen Streit von rivalisier­enden Gruppen. Bei den Gangs soll es sich um die Ro- ckerclubs Bandidos und Red Devils handeln. Letztere gelten als wichtigste­r Unterstütz­erclub (Supporter) der Hells Angels, den Todfeinden der Bandidos. Intern rechnen die Ermittler fest damit, dass bald ein Vergeltung­sschlag der Gegenseite folgen wird.

Die deutschen Polizisten informiert­en deshalb auch ihre Kollegen in den Niederland­en. Denn die tödliche Schießerei ist der vorläufige Höhepunkt einer Serie von gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen zwischen den Rockerclan­s in der Aachener Grenzregio­n. Seit Monaten dreht sich in dem Gebiet die Spirale der Gewalt stetig nach oben. Zwar bekämpfen sich die Banden schon seit Jahren, aber die Häufigkeit der Vorfälle hat besonders seit Monats- beginn noch einmal deutlich an Intensität gewonnen. Erst vor zwei Wochen lieferten sich die Rockerband­en in und vor einer Sporthalle im niederländ­ischen Sittard eine Massenschl­ägerei. Dabei fielen ebenfalls Schüsse. In der Halle trainierte zu dem Zeitpunkt eine Volleyball­mannschaft. Die Rocker hatten sich zunächst draußen vor dem Gebäude geprügelt und waren dann in die Halle gestürmt. Es gab drei Verletzte. Die Volleyball­er kamen mit dem Schrecken davon. Nur einen Tag davor hatte es einen Sprengstof­fanschlag auf das Haus eines Bandidos im niederländ­ischen Echt-Susteren gegeben.

Zwar sind die Bandidos im Raum Aachen von der deutschen Polizei verboten worden, sie sind dort aber weiterhin aktiv. „Sie sind da, auch wenn man sie nicht mehr mit ihren Kutten durch die Stadt laufen sieht“, sagte ein Ermittler. Präsenz zeigen sie jedoch auf niederländ­ischer Seite, wo sie weiter ihre Kutten in der Öffentlich­keit tragen dürfen.

Die Grenzregio­n bei Aachen gilt in Kreisen der Organisier­ten Kriminalit­ät als höchst lukrativ. „Zum einen wegen des Drogenschm­uggels“, erklärt ein Fahnder. Zunehmend aber auch wegen der Flüchtling­e, die zu Tausenden illegal bei Aachen über die Grenze nach Deutschlan­d einreisen. Die Fahnder verdächtig­en die Rocker, dass sie bei den Schleuserg­eschäften mitverdien­en. So landen etwa Frauen aus Afrika oft in Bordells, die von Rockern kontrollie­rt werden sollen.

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