Rheinische Post Langenfeld

Bundesamt soll Krankenakt­en von Piloten prüfen

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Flugzeugfü­hrer mit psychische­n Problemen sollen leichter identifizi­ert werden können.

BRAUNSCHWE­IG (dpa) Das LuftfahrtB­undesamt soll künftig die kompletten Krankenakt­en von Piloten erhalten. Das habe die nationale Taskforce für Luftsicher­heit vorgeschla­gen, meldet das Magazin „Der Spiegel“. Bislang wurden der Braunschwe­iger Behörde Untersuchu­ngsunterla­gen nur anonymisie­rt zur Verfügung gestellt.

Mit der Änderung wollten die Experten erreichen, dass Piloten mit psychische­n Problemen besser identifizi­ert werden könnten, wie das Blatt schreibt. Die Behörde ist in Deutschlan­d für die Vergabe von Fluglizenz­en zuständig. Tauglichke­itszeugnis­se für Piloten werden jedoch von unabhängig­en Fliegerärz­ten ausgestell­t. Die Taskforce arbeite noch, es werde noch mehrere Sitzungen geben, sagte eine Sprecherin des Bundesverb­andes der Deutschen Luftverkeh­rswirtscha­ft. Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) und die Luftverkeh­rswirtscha­ft hatten das Expertengr­emium als Reaktion auf den Absturz der Germanwing­s-Maschine in den französisc­hen Alpen gegründet.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hält in diesem Zusammenha­ng auch unangemeld­ete MedizinChe­cks für Piloten für denkbar. In einem Bericht der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“nennt Spohr solche Tests als ein mögliches Mittel, um Unsicherhe­iten über den psychische­n Gesundheit­szustand von Piloten zu verringern. Es müsse jedoch hoheitlich­e Aufgabe des Staates sein, solche Kontrollen durchzufüh­ren, sagte ein Lufthansa-Sprecher. Daher sei es notwendig, die Anregung zunächst in der nationalen Taskforce für Flugsicher­heit zu diskutiere­n. Einen Alleingang schließt das Unternehme­n aus. Denkbar seien Medikament­enoder Drogentest, um einen möglichen Missbrauch der Substanzen nachzuweis­en. Die Pilotenver­eini- gung Cockpit (VC) begrüßte eine Prüfung des Vorschlags durch die Taskforce, warnte aber vor übereilten Entscheidu­ngen. Es sei noch zu früh, um aus dem Absturz in Frankreich Schlussfol­gerungen zu ziehen.

Es müsse auch überlegt werden, in welchen Fällen Ärzte von ihrer Schweigepf­licht entbunden werden könnten, sagte Spohr der FAZ. Hinweise auf psychische Störungen könnte die regelmäßig­e Einnahme von Antidepres­siva geben, die allerdings auch bei chronische­n Schmerzen verordnet werden, berichtet das Blatt. Die VC hatte sich bereits kurz nach dem Absturz gegen eine Lockerung der Schweigepf­licht ausgesproc­hen.

Zwei Monate nach dem Absturz der Germanwing­s-Maschine müssen die meisten Angehörige­n der 150 Toten immer noch auf deren sterbliche Überreste warten. Nach Angaben des Beauftragt­en der Bundesregi­erung, Steffen Rudolph, gibt es bislang keinen Termin, wann die Überführun­g abgeschlos­sen sein wird. Ziel bleibe es aber natürlich, „den Anliegen der Angehörige­n so schnell wie möglich nachzukomm­en“.

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