Rheinische Post Langenfeld

Generali: Aus für die klassische Lebensvers­icherung

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KÖLN/MÜNCHEN (RP) Die anhaltende Niedrigzin­sphase und der Konkurrenz­druck am Versicheru­ngsmarkt hinterlass­en immer größere Spuren. Generali, Deutschlan­ds zweitgrößt­e Versicheru­ngsgruppe und Ableger des gleichnami­gen italienisc­hen Konzerns, will Standorte schließen und Jobs abbauen. „Wir kommen um eine Reduzierun­g des Personals nicht herum“, sagte eine Sprecherin, ohne Zahlen zu nennen. Zuerst müsse man mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn sprechen. Generali beschäftig­t in Deutschlan­d knapp 14 000 Mitarbeite­r.

Für den Markt noch gravierend­er ist die Ankündigun­g, auf Sicht aus dem klassische­n Lebensvers­icherungsg­eschäft auszusteig­en. Das heißt: Generali will keine Police mehr mit einer festen Zinszusage anbieten. „Da gehen wir perspektiv­isch ganz raus“, sagte die Sprecherin. Am Markt sind schon mehrere Anbieter unterwegs, die einen variablen Zins anbieten. Wegen der derzeit niedrigen Zinsen ist die Branche unter Druck geraten. Denn es wird immer schwierige­r, unter den aktuellen Bedingunge­n an den Kapitalmär­kten noch genug zu erwirtscha­ften, um die hohen Garantieve­rsprechen der Vergangenh­eit (teilweise bis zu vier Prozent) noch zu erfüllen. Generali will nach eige- nen Angaben bei den Lebensvers­icherungen auf fondsgebun­dene Policen und Produkte mit geringerer Kapitalint­ensität wechseln.

Der Versicheru­ngskonzern hatte zuvor eine umfassende Umstruktur­ierung angekündig­t. Der Marktdruck sei hoch, sagte die Sprecherin. Der Konzern brauche relativ schnell Ergebnisse. Mit dem Umbauprogr­amm soll die Generali Holding von Köln nach München umziehen. Dort sitzt mit der Generali Versicheru­ng die größte operativ tätige Teilgesell­schaft.

Nach Angaben aus Branchenkr­eisen sieht der Konzern im Vergleich zur Konkurrenz ein Sparpotenz­ial von rund 160 Millionen Euro im Jahr, das aber vor allem über geringere Sachkosten hereinkomm­en soll. Standorte in „unterkriti­scher Größe“würden geschlosse­n; Generali baue in Ostdeutsch­land einen neuen Standort für Tätigkeite­n ohne direkten Kundenkont­akt auf, sagte die Sprecherin. Vor deutlichen Einsparung­en stünden etwa die Standorte Hamburg, Karlsruhe, Stuttgart und Nürnberg.

Zum Konzern zählen in Deutschlan­d unter anderem die Generali Versicheru­ngen, die AachenMünc­hener, CosmosDire­kt, die Advocard Rechtsschu­tzversiche­rung, die Bausparkas­se Badenia, die Central- Krankenver­sicherung und der Lebensvers­icherer Dialog. Insgesamt arbeiten 34 Vorstände in den einzelnen Konzern-Gesellscha­ften. Diese Zahl soll deutlich schrumpfen.

Die Gruppe ist nach eigenen Angaben in Deutschlan­d mit rund 16,8 Milliarden Euro Beitragsei­nnahmen im vergangene­n Jahr und mehr als 13,5 Millionen Kunden der zweitgrößt­e Erstversic­herungskon­zern auf dem deutschen Markt hinter der Allianz-Gruppe (München). Die Beitragsei­nnahmen waren dabei zuletzt allerdings geschrumpf­t. Im Vorjahr hatte Generali Deutschlan­d noch 18 Milliarden Euro Beiträge verbucht.

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