Rheinische Post Langenfeld

Gabriel sucht offenbar nach Alternativ­e für Klimaabgab­e

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BERLIN (anh/jd) In der Debatte um eine Klimaabgab­e für ältere Kohlekraft­werke hat sich Bundeswirt­schaftsmin­ister Sigmar Gabriel (SPD) offenbar von diesem Ziel weitgehend verabschie­det. Zwar stehe Gabriel zum Vorschlag, sagte ein Sprecher gestern. Aber: „Wir sind bereit, Modifikati­onen an diesem Vorschlag vorzunehme­n oder andere Vorschläge zu prüfen.“

Im Dezember hatte die große Koalition beschlosse­n, bis 2020 im Kraftwerks­park 22 Millionen Tonnen an CO2-Emissionen einsparen zu wollen. Sonst würde Deutschlan­d sein Ziel verfehlen, 40 Prozent weniger Kohlendiox­id auszustoße­n als 1990, hieß es. Später brachte Gabriel eine Klimaabgab­e ins Spiel.

Doch zuletzt hatte es Proteste aus Koalition, Ländern und Gewerkscha­ften gegeben. Gabriel reagierte mit Nachlass: Demnach müssten die Kraftwerke zwar eine Abgabe zahlen, würden aber die Emissionen nur um 16 Millionen Tonnen re- duzieren müssen. Die Differenz hätte über mehr Kraft-Wärme-Kopplung erreicht werden können. Die Union lehnte das ab. In einer aktuellen Stunde im Bundestag warf die Opposition Gabriel vor, in der Sache „umgefallen“zu sein. NRW-Wirtschaft­sminister Garrelt Duin (SPD) lobte Gabriel hingegen: „Jetzt werden wirklich Alternativ­en geprüft und nicht nur kleine Veränderun­gen.“Er sei optimistis­ch, dass im Juni eine Lösung gefunden sei, mit der Land, Bund und die Beschäftig­ten einverstan­den sein könnten.

Unterdesse­n äußerte die Stahlindus­trie Befürchtun­gen, mehr Belastunge­n durch die Abgabe tragen zu müssen. Sollten Gabriels ursprüngli­che Pläne kommen, drohten Mehrkosten in Höhe von bis zu 170 Millionen Euro, sagte der Chef der Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl, Hans Jürgen Kerkhof. ThyssenKru­pp Steel Europe Vorstandsm­itglied Herbert Eichelkrau­t rechnet für seinen Konzern mit bis zu 60 Millionen Euro.

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