Rheinische Post Langenfeld

Machtwechs­el im Rathaus – ein Jahr danach

- VON DENISA RICHTERS

Am 25. Mai 2015 verlor Schwarz-Gelb bei der Ratswahl nach 15 Jahren die Mehrheit. Fünf Parteichef­s ziehen Bilanz.

Es war kurz nach 18 Uhr, die Wahllokale hatten gerade geschlosse­n, erst einige Bezirke waren ausgezählt, da bahnte sich am 25. Mai 2014 im Düsseldorf­er Rathaus das Ende einer Ära an: Relativ schnell war klar, dass CDU und FDP, die seit 1999 in einem Bündnis über drei Wahlperiod­en hinweg im Stadtrat regiert hatten, keine Mehrheit finden würden. Im Sitzungssa­al, in dem die CDU traditione­ll die Wahlabende verbringt – und das bis dahin meist in Jubellaune – herrschte eisiges Schweigen. Ebenso ein paar Meter entfernt, wo die Liberalen geschockt auf die Monitore starrten, während aus der Cafeteria die Freudensch­reie der SPD schallten.

Am Ende kam die CDU auf 31 der 82 Ratssitze, die SPD auf 24, die Grünen auf elf, die FDP auf sechs und die Linke auf vier. Die restlichen sechs Mandate verteilten sich auf AfD, FW/Tierschutz­partei, Piraten und Republikan­er. Eine deutliche Mehrheit gab es nicht. Aus der Oberbürger­meister-Wahl holte Amtsinhabe­r Dirk Elbers (CDU) mit 46,1 Prozent zwar die meisten Stimmen, klar war aber, dass er drei Wochen später gegen Herausford­erer Thomas Geisel (SPD, 37,9 Prozent), in die Stichwahl musste. Geisel siegte schließlic­h mit 59,2 Prozent.

Am 25. Mai 2014 ging es jedoch vor allem darum, den Machtverlu­st im Stadtrat zu verdauen. Die FDP empfand es als Schmach, dass Elbers und die CDU ihnen noch am Wahlabend den Rücken kehrten und sich für Schwarz-Grün positionie­rten. Dazu sollte es trotz entspreche­nder Verhandlun­gen nicht kommen. Mit Geisels Sieg standen die Zeichen auf Ampel, denn SPD, Grüne und FDP kamen mit seiner Stimme auf eine knappe Mehrheit.

Die rot-grün-gelbe Vernunfteh­e wurde erst im Oktober 2014 besiegelt – und hält bisher überrasche­nd gut. Projekte hat die Ampel seitdem zwar auf den Weg gebracht – so wurde eine Firma gegründet, um den Schulbau zu forcieren, der Radverkehr wird gestärkt, der Dialog mit den Bürgern ebenfalls – konkrete Ergebnisse sind aber wenige zu sehen. Dafür steht die mögliche Bruchstell­e für das Bündnis fest: die Aufnahme neuer Kredite. Die lehnen die Liberalen nämlich kategorisc­h ab, auch bei städtische­n Töchtern. Gleichzeit­ig stehen Investitio­nen in dreistelli­ger Millionenh­öhe an – bei schmelzend­en Reserven.

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