Kalenderblatt 23. Mai 1984
Richard von Weizsäcker war einer der beliebtesten deutschen Bundespräsidenten. Schon 1974 hatte er sich einmal als Kandidat von CDU und CSU zur Wahl gestellt, war aber damals erwartungsgemäß dem Kandidaten der sozialliberalen Koalition Walter Scheel (FDP) unterlegen. Am 23. Mai 1989, dem Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes, wählte die Bundesversammlung Weizsäcker schließlich zum sechsten deutschen Bundespräsidenten. Internationale Beachtung fand er schon ein Jahr später: Anlässlich der Feierlichkeiten zum 40 Jahre zurückliegenden Kriegsende bezeichnete er den Tag des 8. Mai in seiner Rede vor dem Bundestag auch aus deutscher Sicht als einen Tag der Befreiung vom menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Der Bundespräsident, in dessen zweite Amtszeit nach der Wiederwahl 1989 die deutsche Wiedervereinigung fiel, setzte sich stets für eine behutsame Annäherung von Ost und West ein. Seine Reise nach Polen kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bezeichnete Weizsäcker als den wichtigsten Staatsbesuch seiner Präsidentschaft. Viele andere Staatsbesuche führten den Politiker in Entwicklungsländer. Auch nach dem Ende seiner Amtszeit 1994 setzte er sich weiter für die Probleme der ärmsten Länder ein, unter anderem blieb er bis kurz vor seinem Tod Schirmherr der „Aktion Deutschland Hilft“.