Auf Österreichs Sonnenseite
Die Bundesliga-Fußballer vom 1. FC Köln werben für das Burgenland – und bestreiten ihre Saisonvorbereitung im Kurort Bad Tatzmannsdorf. Offensichtlich mit Erfolg: Die „Geisböcke“sind erstklassig geblieben. Auch für Nicht-Sportler lohnt es sich, das kleine Bundesland zu entdecken. Eine Spurensuche.
Einen Teil ihrer Saisonvorbereitungs-Trainingslager absolvieren die Kölner Kicker im Burgenland. Seit der Premiere im Vorjahr in Bad Tatzmannsdorf, einem 1400-Seelen-Kurort rund eine Autostunde vor Wien an der österreichischungarischen Grenze, helfen die Kölner dabei, das kleine österreichische Bundesland im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen auf die Urlaubslandkarte zu setzen. Dieses Jahr sind sie wieder da.
Das Engagement der RotWeißen hat einen violetten Hintergrund: Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl ist ein bekennender Fan der nach ihrer Trikotfarbe benannten „Veilchen“von Austria Wien, Kölns Coach Peter Stöger war dort einst Starspieler und später Trainer. „Unser Burgenland bietet die perfekte Kombination aus Regenerationsmöglichkeiten in Hotels und Thermen und Top-Infrastruktur für den Sport“, sagt Neissl. Jedes Jahr kommen rund 100 Fußballmannschaften her, Hobbykicker genauso wie Profiteams oder Nationalmannschaften. In Bad Tatzmannsdorf bereiteten sich die Kroaten auf die WM vor, die Russen waren auch schon da. Und nun eben die Geisböcke.
Man muss kein Köln-Fan sein, um das Burgenland als Urlaubsregion attraktiv zu finden. Man muss noch nicht einmal besondere sportliche Ambitionen hegen. Auch wenn allein Bad Tatzmannsdorf und seine Umlandgemeinden 418 Kilometer markierter Lauf-, Walking- und Wanderstrecken bieten. In der Naturarena kurven Profiradfahrer über anspruchsvolle Strecken, Golf lässt sich auf einem 9- und einem 18-Loch-Platz spielen – und regensicher überdacht in Europas größtem Golfodrom.
Wobei: Regen fällt eher selten. Im Burgenland geht die alpine Gebirgslandschaft Österreichs allmählich in die Kleine ungarische Tiefebene über. Das Gebiet östlich des Neusiedler Sees ist steppenartiges Tiefland. Die sanft hügelige Landschaft bringt ausgezeichneten Wein hervor, inmitten einer überraschend warmen, trockenen Gegend: An 300 Tagen im Jahr scheint die Sonne – für insgesamt 2000 Stunden.
Ein Klima, das Erholungssuchende anzieht. Gleich fünf große Thermen kann das kleine Bundesland (knapp 280 000 Einwohner, die Hauptstadt Eisenstadt ist mit nicht einmal 14 000 Einwohnern schon der größte Ort) aufbieten. Kurgäste baden in Thermal- und Kohlensäuremineralwasser, werden in Moor gepackt oder in pannonische Heilkreide. Mit Moor, Kohlensäuremineral- und Thermalwasser hat Bad Tatzmannsdorf drei natürliche Vorkommen an Kurmitteln – einmalig in Österreich, vielleicht sogar in Europa, meint Leonhard Schneemann, Leiter der Kurbad AG.
Herbert Melchart ist Physiotherapeut und ärztlicher Leiter des Kurmittelhauses in Bad Tatzmannsdorf und badet seine Patienten auch schon mal in mit Kohlendioxid angereichertem Wasser. Das prickelt wie Champagner auf der Haut. Gekühlt durch das Kohlendioxid kommt der Mensch mit weniger Sauerstoff aus, was direkte Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System hat, wie Melchart erklärt. Kohlendioxid lässt die Blutgefäße sich erweitern, das Blut fließt leichter, gibt besser Sauerstoff ans Gewebe ab – gut gegen Durchblutungsstörungen.
Gut gegen Wohlfühlstörungen sind die Leckereien, die Burgenländer ihren Gästen auftischen – und eine arge Versuchung für Kurgäste auf Diät. Eine gefragte Spezialität ist die burgenländische Weidegans. Rund 6000 Gansl schnattern heuer auf den Wiesen, ihnen ist sogar ein eigenes Festival gewidmet (9. bis 11. Oktober in Rust). In Harmisch, einem sehr ländlichen Flecken im ohnehin ländlichen Süden, serviert Haubenkoch Jürgen Csencsits die Gänsekeule mit Rotkraut und Obst. Die Gänse kommen von heimischen Weiden, Wild vom Jäger, Wurzelgemüse und Erdbeeren sind aus Omas Garten. Und der Wein? Kann auch mal ein Uhudler sein; ein heller Rotwein, der im Südburgenland angebaut wird. Aber Vorsicht: Die Legende besagt, der Name stamme daher, dass nach allzu üppigem Genuss die Augenringe den Trinker wie einen Uhu aussehen lassen . . .
Wer es eher mit Geisböcken hält: Vom 28. Juni bis zum 3. Juli werden Stögers Jungs wieder in Bad Tatzmannsdorf trainieren. Peter Stöger: „Wir freuen uns auch in diesem Jahr auf das Trainingslager im Burgenland. Wir finden dort optimale Bedingungen vor. Wer ins Burgenland kommt, der merkt, wie gastfreundlich die Menschen sind und wie sehr sie sich um einen bemühen.“ Die Redaktion wurde von Südburgenland Tourismus zu der Reise eingeladen.