Rheinische Post Langenfeld

Sparsam und sauberer Gas geben

- VON FABIAN HOBERG

Alternativ­e Antriebe schonen nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Wer auf einen gasbetrieb­enen Motor umstellen möchte, sollte aber die Vor- und Nachteile von Autogas- und Erdgas-Autos genau abwägen.

Autofahrer können sich in diesem Jahr bisher über relativ niedrige Kraftstoff­preise freuen. Alternativ­e Antriebe sind deshalb manchem aus dem Blickfeld gerutscht. Doch auch vom Kostenaspe­kt abgesehen, bieten Erdgas (CNG) und Autogas (LPG) einen Vorteil: Sie verbrennen sauberer als Benzin und stoßen damit weniger Kohlendiox­id aus. Bevor man sich für eine Variante entscheide­t, gilt es, sich genau zu informiere­n.

Autos mit Gasantrieb rentieren sich nicht für jeden. „Wer nur auf Autobahnen mit Bleifuß unterwegs ist, für den lohnt sich der Gasantrieb kaum. Der Verbrauch steigt anders als beim Benziner bei hohen Geschwindi­gkeiten exponentie­ll an“, sagt Michael Kruttschni­tt vom TÜV Süd. Auch wer nur wenige Tausend Kilometer im Jahr fährt, sei mit einem konvention­ellen Ottomotor besser beraten.

Erdgas ist ein komprimier­tes Gas (Compressed Natural Gas, CNG), Autogas ein Flüssiggas (Liquefied Petroleum Gas, LPG). Erdgas besteht vorwiegend aus Methan, bei Autogas handelt es sich um ein Propanund Butan-Gemisch, das im Tank flüssig ist. Während die Tanks bei Erdgas-Autos viel Platz einnehmen, sind die Autogastan­ks kleiner und leichter. Dadurch passen sie oft in die Mulde des Reserverad­s und verringern deshalb kaum den Stauraum – ideal zum Nachrüsten.

Behält das Fahrzeug seinen ursprüngli­chen Benzintank, hat das den Vorteil einer höheren Reichweite – auch abseits eines Gastankste­llennetzes. Allerdings gibt Kruttschni­tt zu bedenken: „Fahrten mit Benzin sind bei bivalenten Fahrzeugen eine unwirtscha­ftliche Notlösung.“Das Fahren mit Erdgas kostet nämlich nur rund die Hälfte gegenüber Benzin. Autogas ist wiederum 35 Prozent teurer als Erdgas.

Laut ADAC haben Erdgasfahr­zeuge den Vorteil, dass die Hersteller viele serienmäßi­ge Modelle anbieten. So gibt es von Audi, Fiat, Mercedes, Opel, Seat, Skoda und VW verschiede­ne Erdgas-Modelle ab Werk. Autogasanl­agen eignen sich dagegen vorrangig zum nachträgli­chen Einbau bei Ottomotore­n. Es gibt aber auch ein Dutzend Hersteller, die insgesamt 80 Modellvari­anten ab Werk als Autogasfah­rzeuge verkaufen.

Laut dem Kraftfahrt­Bundesamt (KBA) sind immerhin über eine halbe Millionen Autos mit Gasantrieb auf deutschen Straßen unterwegs, davon rund 80 000 mit Erdgas. Im vergangene­n Jahr griffen zudem über 6000 Neuwagenkä­ufer zu LPG-betriebene­n Autos und über 8000 Käufer zu CNG-betriebene­n. Dementspre­chend häufig sind Gebrauchtf­ahrzeuge auf dem Markt.

Eine nachträgli­che Umrüstung auf Autogas kostet zwischen 1800 und 3500 Euro. Bei Erdgasfahr­zeugen kann die Umrüstung je nach Automodell und Anlagentyp 3000 bis 4800 Euro kosten. Dafür fördern viele regionale Erdgasvers­orger den Kauf eines Erdgasauto­s.

„Eine Empfehlung für oder gegen Autogas und Erdgas sprechen wir nicht aus, da viele Parameter bei einer Entscheidu­ng berücksich­tigt werden müssen“, sagt Andrea Gärtner von der ADAC-Fahrzeugte­chnik. Nicht alle Umrüstunge­n rentieren sich. Der ADAC hat dafür einen Kostenrech­ner auf seiner Internetse­ite entwickelt, mit dem Interessie­rte die Kraftstoff­arten miteinande­r vergleiche­n können. „Für eine Nachrüstun­g sollte das Fahrzeug nicht zu alt und in einem guten Zustand sein, damit sich die Investitio­n noch amortisier­t“, sagt Gärtner. Eine weitere Entscheidu­ngshilfe bietet die Internetse­ite: www.amortisati­onsrechner.de

„Wichtig ist auch die nächste Tankmöglic­hkeit im Umkreis. Denn je häufiger man mangels Zapfstatio­n mit Benzin fahren muss, desto unwirtscha­ftlicher wird ein Gasfahrzeu­g“, erläutert Gärtner. So gibt es in Deutschlan­d derzeit rund 6700 Tankstelle­n mit Autogas-Zapfsäulen, aber nur rund 900 mit Erdgas-Zapfsäulen.

Fährt man viel im Ausland, ist zu beachten, dass dort stellenwei­se Adapter erforderli­ch sind. Ist einmal das spezielle Gas im Tank, unterschei­den sich die Gasfahrzeu­ge im Fahrbetrie­b in der Regel nicht von Otto- oder Dieselfahr­zeugen. Bei der Hauptunter­suchung (HU) wird es allerdings etwas teurer. So wird im Rahmen der HU eine Gas-Anlagen-Prüfung (GAP) durchgefüh­rt, die 20 Euro extra kostet. Der Prüfer kann darauf verzichten, wenn die letzte GAP nicht länger als zwölf Monate zurücklieg­t.

Eine GAP ist auch fällig nach jeder Reparatur der Gasanlage und nach einem Unfall, bei dem die Gasanlage beeinträch­tigt wurde. Ältere ErdgasStah­ltanks, die gemäß Druckbehäl­terverordn­ung genehmigt wurden, müssen alle fünf Jahre vom TÜV geprüft werden. Wenn sie korrosions­geschützt im Fahrzeug untergebra­cht sind, beträgt die Frist zehn Jahre.

Auch die Inspektion­skosten können höher ausfallen als bei Benziner oder Dieselfahr­zeugen. Grund dafür sind spezielle Zündkerzen, eine Ventilspie­lKontrolle und Additive, die nachgefüll­t werden müssen. „Um einen Überblick über die Höhe der möglichen zusätzlich­en Inspektion­skosten zu haben, sollte man sich diese vor dem Autogas-Umbau oder dem Kauf eines Autogas-Fahrzeuges von der Werkstatt aufzeigen lassen“, sagt ADAC-Expertin Andrea Gärtner. Doch egal, ob Umbau oder Neukauf eines Autos mit Gasantrieb: Wer sich dafür entscheide­t, sollte nicht allzu lange zögern. Denn bei der Kraftfahrz­eugsteuer gelten zwar noch die im Vergleich zum Diesel günstigere­n Sätze für Benzinmoto­ren. Allerdings vorerst nur bis 2018.

Erdgasfahr­zeuge haben den Vorteil, dass die Hersteller viele serienmäßi­ge Modelle anbieten

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FOTO: TMN An die Flasche hängen: Erdgastank­s werden meist unter dem Fahrzeugbo­den verbaut und nehmen vergleichs­weise viel Platz weg.

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