Rheinische Post Langenfeld

Das Gesundheit­swesen muss sich digitalisi­eren

- VON EVA QUADBECK VON ANTJE HÖNING VON MARTIN KESSLER KIRCHE IN POLEN: WAHL ZEIGT WUNSCH . . ., SEITE A 5

Es kann nicht sein, dass von der Urlaubsbuc­hung bis zum Bankkredit der Mensch immer mehr digital erledigt, aber weiterhin seine Röntgenbil­der vom Orthopäden ins Krankenhau­s und zurück tragen muss. Die Digitalisi­erung im Gesundheit­swesen hinkt der gesellscha­ftlichen Entwicklun­g sträflich hinterher.

Schuld sind die üblichen Verdächtig­en im Gesundheit­swesen: Kassen, Kliniken, Ärzte und die Gesellscha­ft, die eine Infrastruk­tur für die elektronis­che Gesundheit­skarte schaffen sollte: die Gematik. Sie haben sich jahrelang gegenseiti­g ausgebrems­t.

Daher ist es richtig, dass Gesundheit­sminister Gröhe ein Gesetz schafft, das die Akteure unter Druck setzt. Sein Druckmitte­l ist Geld – ein besseres hat er nicht. Der Minister muss aber aufpassen, dass sein Tempo nicht die Datensiche­rheit schwächt. Die Vertraulic­hkeit der intimen Informatio­nen über die Versichert­en muss bei allem Ehrgeiz höchste Priorität haben. Nur dann kann die elektronis­che Gesundheit­skarte ein Erfolg werden. Denn am Ende darf der Versichert­e entscheide­n, was auf seiner Karte gespeicher­t wird. Nur wenn er in das System vertraut, wird er sich dazu entschließ­en, körperlich­e Daten, Krankheite­n und Arzneimitt­el aufnehmen zu lassen. BERICHT WIDERSTAND GEGEN GESUNDHEIT­SKARTE, TITELSEITE

Der Tarifstrei­t der Erzieher hat es bereits in die britische Wirtschaft­szeitung „The Economist“gebracht. Die hält die Lohnforder­ung für berechtigt und finanzierb­ar. Tatsächlic­h könnten Städte mehr zahlen, wenn sie die unsinnige Beitragsfr­eiheit aufheben oder mehr in Kinder als in Beton investiere­n. Der Dauerstrei­k ist aber der falsche Weg, um das Ziel zu erreichen. Erzieher sind dem Kindeswohl verpflicht­et – nun nehmen sie Kinder (und Eltern) in Geiselhaft. Ihretwegen werden Kinder seit zwei Wochen herumgerei­cht: gestern bei Oma, heute beim Nachbarn, morgen in Mamas Büro. Erzieher lassen Abschiedsf­eiern für Kita-Kinder platzen, OGS-Betreuer die Grundschül­er beim Endspurt allein. Mit ihrem Berufsetho­s ist all das unvereinba­r.

Streiks kann man den Gewerkscha­ften nicht verbieten, die Tarifauton­omie ist grundgeset­zlich geschützt. Doch den Erziehern selbst sollte dämmern: Kinder sind keine Amazon-Pakete, die man im Kampf für mehr Geld mal einen Tag liegenlass­en kann. Aus Verantwort­ung gegenüber den Kleinen sollten sie den Streik schleunigs­t beenden. BERICHT ELTERN VERLIEREN GEDULD . . ., TITELSEITE

VKita-Kinder in Geiselhaft

Polens Rechtsruts­ch

on außen betrachtet ist die Entwicklun­g Polens in den vergangene­n Jahren als Erfolgssto­ry zu werten. Das Land hat die weltweite Finanz- und Wirtschaft­skrise gut überstande­n, die Wachstumsr­aten gehören zu den höchsten in der EU, und die Arbeitslos­igkeit ist zwar noch immer hoch, aber auf dem Sinkflug. Insofern war der Sieg des rechtskons­ervativen Nobodys Andrzej Duda über den etablierte­n liberalen Präsidente­n Bronislaw Komorowski eine faustdicke Überraschu­ng.

Doch die liberale Regierung und ihr Präsident haben es versäumt, die wirtschaft­lichen Erfolge auf eine breitere Grundlage zu stellen. Viele im Land haben den Eindruck, der Aufschwung gehe an ihnen vorbei – die Arbeitslos­en, die Rentner, kleine Gewerbetre­ibende. Da hatte es Duda einfach mit seiner Stimmungsm­ache gegen die angeblich internatio­nale Überfremdu­ng der Wirtschaft. Schlecht für Polen.

Der Sieg Dudas wird die Parlaments­wahlen im Herbst beeinfluss­en. Dann wird Jaroslaw Kaczynski, der Kopf der Rechtskons­ervativen, es noch mal wissen wollen. Und seine Chancen stehen recht gut. BERICHT

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