Rheinische Post Langenfeld

Noch ein Prozess: Ex-Gladbach-Vize will Geld von Helge Achenbach

- VON STEFANI GEILHAUSEN

DÜSSELDORF Er rechnet nicht wirklich damit, irgendetwa­s von den rund 45 000 Euro zu bekommen, auf die er den inhaftiert­en Kunstberat­er Helge Achenbach verklagt. „Es ist mehr so eine Sache für den Bauch“, sagt Edgar Waltersche­idt. „Ich will das jetzt zu Ende bringen.“Es geht um Anwaltskos­ten, die der frühere Vize-Präsident von Borussia Mönchengla­dbach hatte, weil Achenbach ihn bei der Polizei anzeigte.

Waltersche­idt und der einstige Fortuna-Präsident Achenbach kannten sich lange, aus dem Fußballges­chäft, hatten auch schon beruflich miteinande­r zu tun. Und als Waltersche­idt, der ein Kunstliebh­aber ist, wissen wollte, was seine Werke so wert sind, lag nahe, Achenbach zu fragen. Das war 2013, und irgendwann danach tauchten Ermittler bei Waltersche­idt auf, durchsucht­en sein Haus. Der Vorwurf: gewerbsmäß­iger Betrug mit gefälschte­r Kunst. Anzeigeers­tatter: Helge Achenbach.

Er habe das erst gar nicht glauben können, sagt Waltersche­idt. „Wir duzten uns, er war stets nett und freundlich zu mir – und kurz bevor er die Anzeige gegen mich erstattete, hatten wir uns sogar noch getroffen.“Bei diesem Gespräch im Oktober 2013 sei es keineswegs darum gegangen, dass die Bilder von Sigmar Polke, die Waltersche­idt gehö- ren nicht echt seien. Achenbach habe ihm vielmehr angeboten, zwei der sechs Polke-Werke zu verkaufen. „Das habe ich abgelehnt“, sagt Waltersche­idt, noch am selben Tag sei Achenbach zur Polizei gegangen.

Der Kunstberat­er behauptet laut Düsseldorf­er Landgerich­t, er habe Waltersche­idts Werke nicht taxieren, sondern verkaufen sollen. Und dabei festgestel­lt, dass die SigmarPolk­e-Bilder nicht echt seien. Des-

Edgar Waltersche­idt halb habe er „richtigerw­eise“Anzeige erstattet.

Bis heute, sagt Waltersche­idt, habe er keinen Zweifel an der Echtheit der Polkes, die inzwischen auch wieder in seinem Besitz sind. Die Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf, die sie während des Ermittlung­sverfahren­s beschlagna­hmt hatte, gab sie ihm zurück, als sie das Verfahren einstellte. „Verkaufen wollte ich sie ja ohnehin nie.“Mit Achenbach hat er über die ganze Sache nie gesprochen. Erst, weil er zu schockiert war und sich mit Hilfe seiner Rechtsanwä­lte gegen den Vorwurf zur Wehr setzte. Und dann war Achenbach verhaftet worden.

Dass nun dem Kunstberat­er vorgeworfe­n wurde, unter anderem den verstorben­en Aldi-Erben Berthold Albrecht um rund 20 Millionen Euro betrogen zu haben, hat Edgar Waltersche­idt nach dieser Erfahrung nicht mehr überrascht. Und nachdem Achenbach von einem Zivilgeric­ht verurteilt wurde, die Summe an Albrechts Erben zurückzuza­hlen, seine Firmen insolvent sind und deren Lagerbestä­nde demnächst versteiger­t werden, schätzt der Mönchengla­dbacher auch die Chance auf Rückerstat­tung seiner Anwaltskos­ten als gering ein. Die waren während der Ermittlung­en und für die Aufforderu­ng an Achenbach angefallen, die Behauptung­en aus der Anzeige zu widerrufen.

Seine Klage zurücknehm­en will Waltersche­idt dennoch nicht. Sonst müsste er noch Achenbachs Anwaltskos­ten übernehmen. Und er will abschließe­n mit der Sache, von der vor allem die „persönlich­e Verletzung“bleibe. Also wird am 10. Juni die 16. Zivilkamme­r des Düsseldorf­er Landgerich­ts über den Rechtsstre­it verhandeln – auf den Tag genau ein Jahr nach Achenbachs Festnahme am Düsseldorf­er Flughafen. Es wird keinesfall­s der letzte Achenbach-Termin bei Gericht sein: Seine Anwälte haben sowohl gegen das Urteil des Strafgeric­hts zu sechs Jahren Haft als auch gegen die Verurteilu­ng zu Schadeners­atz Rechtsmitt­el eingelegt.

„Als ich ihm meine Bilder nicht zum Verkauf überließ, zeigte

er mich an“

Ex-Vize von Borussia Mönchengla­dbach

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FOTO: ACHIM BLAZY Das Kopernikus-Gymnasium in Ratingen erfasst den Unterricht­sausfall mit dem Computer-Programm Untis. Der stellvertr­etende Schulleite­r Jochen Leib muss trotzdem häufig manuell nachsteuer­n.

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