Rheinische Post Langenfeld

Athen will Geld von 1000 Staatsbetr­ieben

- VON BIRGIT MARSCHALL

Griechenla­nds Zukunft überschatt­et auch das Treffen der G7-Finanzmini­ster ab heute in Dresden.

BERLIN Es steht zwar nicht auf der Tagesordnu­ng, doch Griechenla­nd wird das Treffen der Finanzmini­ster und Notenbankg­ouverneure der sieben führenden Industrien­ationen (G7) in Dresden überschatt­en. Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU), ab heute G7-Gastgeber, wird die drängende Frage beantworte­n müssen, ob Europa das Ausscheide­n Griechenla­nds aus dem Euro wirklich riskieren will.

Viel Zeit bleibt den Europäern nicht, denn Athen scheint nun tat- sächlich das Geld auszugehen. Am Wochenende drohte es zunächst, eine am 5. Juni fällige Rate an den Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) von 300 Millionen Euro nicht mehr zu bezahlen. Dann wäre der Staatsbank­rott schon in diesen Tagen unabwendba­r gewesen.

Athen forderte gestern staatliche Institutio­nen und öffentlich-rechtliche Betriebe auf, ihre Reserven an die Zentralban­k zu überweisen. Es gehe um mehr als 1000 Einrichtun­gen, darunter Museen, archäologi­sche Stätten und auch TÜV-Stellen, berichtete der staatliche Rundfunk.

Wenn die Griechen endlich akzeptiert­en, „alle wichtigen Reformfeld­er und nicht nur einige“anzupacken, könne man noch eine Einigung über die Auszahlung weiterer Hilfskredi­te erzielen, sagte gestern ein deutscher Regierungs­vertreter.

„Die Freigabe der noch ausstehend­en Hilfsgelde­r wird es erst im Gegenzug zu konkreten und belastbare­n Reformen geben“, sagte SPDFraktio­nschef Thomas Oppermann. „Die notwendige­n Reformen sind im Interesse aller Griechen. Sie sind unumgängli­ch, wenn Griechenla­nd wieder auf eigenen Füßen stehen möchte“, sagte er. „Ein Grexit wäre für ganz Europa ein Desaster“, warnte Oppermann. „Inmitten der internatio­nalen Krisen schauen alle auf Europa. Da wäre ein Grexit ein unübersehb­ares Zeichen der Schwäche, das uns alle belasten würde.“Ein Bankrott „würde aber vor allem die Griechen hart treffen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die griechisch­e Regierung es darauf ankommen lässt“, sagte er. „Wir können uns wirtschaft­lich wie politisch keine Staatsplei­te Griechenla­nds leisten“, sagte auch GrünenChef­in Simone Peter.

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