Rheinische Post Langenfeld

Auktion für Breitbanda­usbau gestartet

- VON JAN DREBES UND REINHARD KOWALEWSKY

Die Versteiger­ung von Mobilfunkf­requenzen ist das bedeutends­te Instrument von Bundesmini­ster Dobrindt (CSU), um bis 2018 flächendec­kend schnelles Internet verfügbar zu machen. Wir geben Antworten auf die wichtigste­n Fragen.

BERLIN/DÜSSELDORF Ab heute wird es für die drei großen Mobilfunku­nternehmen in Deutschlan­d ernst. Telekom, Vodafone und Telefonica (o2/E-Plus) werden sich in den kommenden Wochen eine Bieterschl­acht um Funkfreque­nzen liefern. Denn die neuen Frequenzbl­öcke sind dringend benötigter Rohstoff für die Unternehme­n, um sich angesichts immer engerer InternetVe­rnetzung auch künftig im Markt behaupten zu können. Und für Bundesinfr­astrukturm­inister Alexander Dobrindt (CSU) sind die Erlöse aus der Versteiger­ung die wichtigste Einnahmequ­elle, um den ehrgeizige­n Breitbanda­usbau der Bundesregi­erung vorantreib­en zu können, also den Ausbau sehr schneller Internetan­schlüsse. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen zur Auktion und den Folgen für Verbrauche­r. Wer leitet die Auktion, und woher kommen die Frequenzen? Die Bundesnetz­agentur versteiger­t einerseits sogenannte GSM-Bänder, auf denen seit Anfang der 90er Jahre telefonier­t wird, sowie das Spektrum im Bereich von 1,5 Gigahertz. Entscheide­nd für den Netzausbau und daher besonders begehrt sind aber die Frequenzen von 700 Megahertz, die derzeit für das digitale Antennenfe­rnsehen DVB-T genutzt werden. Dieses Spektrum wird frei, weil es beim digitalen Fernsehen künftig den neuen Standard DVB-T2 geben wird. Verbrauche­r müssen deswegen ab dem Frühjahr 2016 neue DVB-T-Receiver anschaffen, um weiterhin digitales Fernsehen per Antenne empfangen zu können. Wie hoch werden die Einnahmen aus der Auktion sein? Die von der Bundesnetz­agentur festgelegt­en Mindestgeb­ote belau- fen sich für alle Frequenzen auf insgesamt 1,5 Milliarden Euro. Insider rechnen mit einem Gesamterlö­s von drei bis vier Milliarden Euro. Genaue Angaben sind aber nicht möglich, schließlic­h hüten die Unternehme­n das Geheimnis um ihre Kriegskass­e und ihre Strategie bei der Auktion sehr gewissenha­ft. Wie wird der Erlös verwendet? Die Einnahmen aus der Auktion fließen je zur Hälfte an Bund und Länder und müssen für den Digitalaus­bau verwendet werden. Bislang hat Bundesmini­ster Dobrindt angekündig­t, 1,1 Milliarden Euro aus dem Investitio­nspaket in den Breitbanda­usbau stecken zu wollen. Das erklärte Ziel der Bundesregi­erung lautet, bis 2018 allen deutschen Haushalten eine Internetve­rbindung mit mindestens 50 Mbit pro Sekunde Geschwindi­gkeit zu ermögliche­n. Was machen die Unternehme­n mit den Frequenzen? Vor allem die 700-Megahertz-Frequenzen sollen von den Unterneh- men innerhalb von drei Jahren für den Breitbanda­usbau im ländlichen Raum genutzt werden. Dazu wird mobile Technik dienen, also LTE. Bisher gibt es abseits der Ballungsrä­ume die größten Rückstände bei der Breitbandv­ersorgung. Welche Strategien sind von den drei Mitbietern zu erwarten? Vodafone und Telefonica befürchten, dass die Deutsche Telekom wie schon beim Ringen um die UMTSLizenz­en vor 15 Jahren sehr aggressiv bieten wird. „Die Bonner sehen Bei Vodafone hat ein Expertente­am der Düsseldorf­er Deutschlan­d-Gesellscha­ft mit dem Mutterkonz­ern in London genau festgelegt, welche Beträge für welche Frequenzen gezahlt werden können. Damit ist auch ausgeschlo­ssen, dass es einen Einfluss auf das Bieterverh­alten von Vodafone hat, dass Deutschlan­dChef Jens Schulte-Bockum spätestens Ende Juni das Unternehme­n verlässt. Bei Telefonica Deutschlan­d wird erstmals Thorsten Dirks entscheide­n, wieviel Geld für die Frequenzen gezahlt werden könnte – für ihn eine persönlich­e Genugtuung: 2010 hatte die damals von Dirks geleitete E-Plus noch beim Kampf um die LTE-Frequenzen nur sehr bescheiden bieten dürfen, weil ausreichen­d Geld fehlte.

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