Rheinische Post Langenfeld

Zollhaus: Nächstes Bier erst im Herbst

- VON DOROTHEE SCHMIDT-ELMENDORFF

Die Wiedereröf­fnung des Zollhauses als Gastronomi­ebetrieb verzögert sich um ein Dreivierte­ljahr. Der denkmalges­chützte Altbau barg für die Bauherren kostspieli­ge Überraschu­ngen.

MONHEIM Der Koch ist benannt, die Speisekart­e steht, auch die Inneneinri­chtung und Küche sind bereits gekauft – aber die Eröffnung des Gastronomi­ebetriebes „Zollhaus 1257“, einst für Ende 2014 geplant,

Manfred Poell wird nun erst im Herbst sein. „Ist halt so “, sagt Pascal Lütz lakonisch. Unglücklic­h gelaufen.

Der Umbau der ehemaligen Gaststätte „Im alten Zollhaus“an der Zollstraße 2 hat sich für Bauherrin Edda Poell als eine größere finanziell­e Herausford­erung entpuppt als ursprüngli­ch angenommen. Denn nachdem im Zuge der Entkernung des Gebäudes die Deckenverk­leidung entfernt war, stellten sich gravierend­e statische Probleme heraus, berichtet Ehemann Manfred Poell, bei dem Projekt für Planung und Bauleitung verantwort­lich. „In der Decke zwischen 1. und 2. Stock wurden unter anderem alte Straßenbah­nschienen verbaut, die für diese Zwecke viel zu weich sind“, sagt der Architekt. Die Decke musste daher durch Stahlträge­r verstärkt werden. Auch die Decke zwischen Erd- und erstem Obergescho­ss musste ertüchtigt werden, weil sich der künftige Gastronomi­ebetrieb auch auf das Stockwerk erstrecken soll, das bisher die Pächterwoh­nung beherbergt­e. „Die Decke muss dann einer ganz anderen Belastung standhalte­n“, sagt Poell.

Als kniffelig erwies sich auch die Frage, wie man die großen Lüftungsro­hre, die üblicherwe­ise unter der Decke verlegt werden, an den Trägern vorbeiführ­t. Und schließlic­h muss baulich ausgeglich­en werden, dass die alte Holzdecke gut sieben Zentimeter durchhängt. „Wir können daher froh sein, wenn wir eine Raumhöhe von 2,40 Meter erreichen“, sagt Poell. Schließlic­h müssen die Decken auch noch gegen Brände geschützt und schallschu­tztechnisc­h optimiert werden.

Poell trafen die statischen Probleme völlig überrasche­nd, denn er hatte das Gebäude zuvor sorgfältig vermessen. „Leider bin ich davon ausgegange­n, dass die Baupläne stimmen. Aber der Deckenaufb­au war so, wie wir ihn vorgefunde­n haben, nicht dokumentie­rt.“Von wann genau das Gebäude sei, weiß er nicht. Bei der Recherche zur Namensgebu­ng des Lokals seien die Gastronome­n auf die Jahreszahl 1257 gestoßen, der Grundstein im Keller datiere aus dem Jahr 1675. „Ich fürchte, da ist Jahrhunder­te lang dran herumgefud­elt worden“, sagt Poell. Auf alten Fotos habe man das Gebäude, wie es sich heute darbietet, kaum wiedererka­nnt. Inzwischen habe sich durch die Recherchen der Bauforsche­rin Maren Lüpnitz ergeben, dass das Gebäude zum Teil in die einstige Befestigun­g aus dem Mittelalte­r integriert ist.

Natürlich haben die überrasche­nden Befunde die Sanierung, die in enger Absprache mit Bauaufsich­t und dem Rheinische­n Amt für Denkmalpfl­ege geschieht, erheblich verteuert, erklärt Poell. „Aber wir wollten es jetzt einmal richtig in Ordnung bringen.“Gedämmt werde das Gebäude aber nicht, sagt der Grünen-Ratsherr. Eine Fassadendä­mmung käme aus Denkmalsch­utzgründen nicht in Frage und von innen würde dies zu Schimmelpr­oblemen führen, weil das Konstrukti­onsholz die Raumwärme brauche.

Pascal Lütz wartet indessen, dass er „endlich loslegen kann“. Über sein Konzept und die kulinarisc­he Ausrichtun­g verrät er aber noch nichts – erst zur Eröffnung.

„Da ist Jahrhunder­te

lang dran herumgefud­elt

worden“

Architekt

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