Rheinische Post Langenfeld

Mogli begeistert auf der Naturbühne

- VON KARL RITTER

Spielzeit-Start am Blauen See: Vor 1200 Besuchern überzeugt das Ensemble mit einer temporeich­en Inszenieru­ng.

RATINGEN „Kinder sind ein ehrliches Publikum. Wenn ihnen langweilig ist, werden sie unruhig und achten nicht mehr auf das Stück“, hat JanPhilip Hilger vor einigen Tagen im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt. Der Hauptdarst­eller des neuen Stücks auf der Naturbühne am Blauen See in Ratingen wusste also genau, worauf er sich einlässt – und wurde bei der Dschungelb­uch-Premiere zusammen mit seinen Kollegen vor allem mit viel Stille auf den mit 1200 Besuchern ausverkauf­ten Rängen belohnt. Denn die rund zweistündi­ge Inszenieru­ng zog nicht nur die Kleinen, sondern auch so manchen Erwachsene­n schnell in ihren Bann.

Woran das lag? Wahrschein­lich ist es gar nicht möglich, einen Punkt herauszugr­eifen, wahrschein­lich ist es eher die Summe vieler Kleinigkei­ten. Da wären zum Beispiel die tollen Kostüme, die die Darsteller wirklich zu den Tieren werden lassen, die sie spielen. Unglaublic­h alleine die Leistung von Susann Sinnemann, die die Schlange Kaa darstellte – wie man sich in einem gut drei Meter langen Kostüm so grazil bewegen kann, bleibt wohl ihr Geheimnis. Aber auch die anderen Kostüme waren von einer wunderbare­n Detailverl­iebtheit – Respekt! Den hatten sich auch die Bühnenbaue­r verdient, die diesmal wirklich die fast komplette Breite ausgenutzt hatten – inklusive Hängebrück­e über den Teich und Seilbahn, an der die Geier gekonnt auf die Bühne fliegen.

Das Bühnenbild bot aber nicht nur etwas fürs Auge, sondern stand Pate für viel Bewegung bei den Schauspiel­ern, die ihre Freude am Spiel sichtbar unters Volk brachten. Wen man Hauptdarst­eller Hilger alias Mogli klettern, hangeln und rutschen sah, merkte man ihm einfach an, dass ihm das Spaß machte.

Wenn man allerdings bedenkt, dass das Dschungelb­uch bis Mitte Oktober aufgeführt wird, könnte man sich schon ein bisschen Sorgen um den Ratinger Jung’ Hilger ma-

„Kinder sind ein ehrliches Publikum. Wenn ihnen langweilig ist, achten nicht mehr auf

das Stück

Mogli-Darsteller Philip Hilger chen. Bei Wind und Wetter mit nacktem Oberkörper spielen zu müssen, das ist schon eine Herausford­erung.

Skeptisch dürfte manch Besucher gewesen sein, dass der Disney-Verlag, der die Rechte an dem Stück besitzt, Theater Concept nicht die Erlaubnis erteilte, die Original-Musikstück­e zu verwenden. Ist das Dschungelb­uch ohne das weltberühm­te „Probier’s mal mit Gemüt- lichkeit“von Bär Balu überhaupt einen Besuch wert? Nach der Premiere gab’s darauf nur eine Antwort: Ja. Denn die extra für diese Inszenieru­ng komponiert­en Lieder vermitteln die Aussage aus dem Film genauso intensiv, erzeugen genauso viel Atmosphäre und machen einfach Spaß.

Und der übertrug sich schnell auf die Tribüne – erst recht natürlich, als es wie in all den Jahren zuvor die obligatori­schen Stürze ins kühle Nass des Teichs zwischen Tribüne und Bühne gab. Wer aber in diesem Jahr den Abflug ins Wasser macht, das sei an dieser Stelle nicht verraten. Am Ende gab es verdienten lang anhaltende­n Applaus – und das nicht nur für die Darsteller, sondern auch für alle anderen Beteiligte­n. Beste Voraussetz­ungen also, dass Theater Concept den Vertrag auch über 2016 verlängern wird.

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RP-FOTOS: DIETRICH JANICKI Die Theatersai­son am Blauen See in Ratingen ist eröffnet. Mogli und Bagheera begeben sich im Dschungel auf Wanderscha­ft.
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Im Schlaf bekommen Menschenki­nd Mogli und Panther Bagheera Besuch von der Schlange Kaa.

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