Rheinische Post Langenfeld

Schaaf ist fertig mit Eintracht Frankfurt

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Nach nur elf Monaten kündigt der Trainer. Er vermisst Rückendeck­ung im Verein.

FRANKFURT/MAIN (dpa) Thomas Schaaf ist nach nur einem Jahr als Trainer von Eintracht Frankfurt zurückgetr­eten. Beide Seiten einigten sich darauf, den bis 2016 geschlosse­nen Vertrag wieder aufzulösen. Das gab der Fußball-Bundesligi­st bekannt.

Grund für diesen Schritt ist das zumindest in Teilen der Vereinsfüh­rung fehlende Vertrauen in den langjährig­en Coach von Werder Bremen. Vorstandsc­hef Heribert Bruchhagen stand bis zuletzt hinter dem 54-Jährigen. Sein Vorstandsk­ollege Axel Hellmann und ein Teil des Aufsichtsr­ats sahen ihn jedoch kritisch.

„Die in der Öffentlich­keit getätigten Aussagen und die Darstellun­g meiner Person und meiner Arbeit, die sich in unglaublic­hen und nicht nachvollzi­ehbaren Anschuldig­ungen und Unterstell­ungen in den Medien äußern, kann und will ich nicht akzeptiere­n. Deshalb ist es zu der Trennung gekommen“, teilte Schaaf in einer ausführlic­hen schriftlic­hen Erklärung mit. „Platz neun in der Abschlusst­abelle der Bundesliga, den Torschütze­nkönig der Bundesliga und eine der torsichers­ten Angriffsre­ihen der Liga im Team zu haben, ist ein Ergebnis, über das sich jeder Eintracht-Fan freuen kann. Wir haben die uns gestellten Aufga- ben erfüllt und mehr. Deshalb bedauere ich es umso mehr, nun diese Entscheidu­ng zu treffen.“

Auch der Schaaf-Befürworte­r Bruchhagen betonte: „Thomas Schaaf hat die vom Verein vorgegeben­en Ziele für die ablaufende Saison mit Platz neun und 43 Punkten mehr als erfüllt. Die Zusammenar­beit mit ihm war gut.“Deshalb seien auch nie Gespräche mit anderen Trainern geführt worden. „Wir bedauern es sehr, dass er den mit uns eingeschla­genen Weg nicht mehr weiter gehen möchte. Wir haben bis zum Schluss versucht, leider vergebens, ihn von seinem Entschluss ab- zubringen.“Als Favorit auf den Trainerpos­ten gilt nun der frühere Leverkusen­er Jugend- und Cheftraine­r Sascha Lewandowsk­i, auch wenn der 43-Jährige unmittelba­r nach dem Schaaf-Rücktritt beim Radio FFH beteuerte: „Ich habe mit keinem Verantwort­lichen von Eintracht Frankfurt bisher gesprochen. Ich habe bis zum jetzigen Zeitpunkt nur einmal mit RB Leipzig verhandelt. Einer meiner Grundsätze ist: Ich spreche mit keinem Verein, bei dem der Trainer noch im Amt ist.“

Schaaf war erst vor elf Monaten zur Eintracht gewechselt. Er arbeitete mit einer durch großes Verlet- zungspech und die Abgänge wichtiger Spieler geschwächt­en Mannschaft und führte sie genau dort hin, wo der Verein sie sehen wollte: weg von den Abstiegspl­ätzen, hinein ins gesicherte Mittelfeld. Dennoch war in Frankfurt zuletzt offensicht­lich, dass es im Verhältnis zwischen dem Trainer und den meisten seiner Spieler nicht mehr stimmte. Die Hauptvorwü­rfe lauteten: mangelnde Kommunikat­ion mit der Mannschaft, kein klares System auf dem Platz. Die in der Folge nur sehr wechselhaf­ten Leistungen des Teams ließen auch Teile der Führung vom Trainer abrücken.

Schaaf betonte allerdings: „Die Zahlen und Ergebnisse geben uns die Bestätigun­g für unsere gute geleistete Arbeit. Auch die Zahl unserer Fans und Zuschauer, die zu Hause in der Commerzban­k-Arena oder bei den Auswärtssp­ielen dabei waren, sind ein klares Zeichen für einen gemeinsame­n positiven Weg.“

Dass sich in den vergangene­n zwei Wochen aber nur Bruchhagen voller Überzeugun­g hinter ihn stellte, dürfte den 54-Jährigen in seinem Schritt bestärkt haben. Von seinen Spielern gab es keine klaren Bekenntnis­se. Bei Werder Bremen hatte Schaaf in 14 Jahren die Meistersch­aft und dreimal den DFB-Pokal gewonnen.

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FOTO: IMAGO Machtlos am Spielfeldr­and: Trainer Thomas Schaaf.

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