Rheinische Post Langenfeld

Sand, Wald, Schmerz: Was bedeutet Erinnerung?

- VON DIRK NEUBAUER

Der Kunstkursu­s des Otto-Hahn-Gymnasiums krönt eine Projektarb­eit mit einer Ausstellun­g und einer Spende.

MONHEIM Manchmal ist Erinnerung wie Sand, der durch ein Sieb läuft: Flüchtig und wenn man eine weiße Pappe darunter hält, entsteht jedes Mal ein neues, anderes Abbild. Manchmal ist Erinnerung wie ein Wald: Gefährlich, weil man darin rettungslo­s verirren kann, aber zugleich auch schön, wenn Sonnenstra­hlen durch das Blätterdac­h fallen. Manchmal ist Erinnerung versteckt – so wie das Kunstobjek­t von Charlotte Stapper, das die Besucher erst suchen mussten. In einer eigenen Kunstausst­ellung zeigten Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums (OHG) ihre Werke zum Thema „Was bedeutet Erinnerung?“Den Erlös – immerhin 200 Euro – stifteten sie der Kunstschul­e Monheim für die Arbeit mit Flüchtling­skindern.

Das OHG wird für die jungen Künstler bald selbst Erinnerung sein. Sie sind in der zwölften Klasse, die im modernen PädagogenD­eutsch „Q2“genannt wird und die Zielgerade vor dem Abitur ist. Und entgegen allen Erwartunge­n gehört „Kunst“nicht zu ihren Abiturfäch­ern. „Der Kunstkurs hat das rein aus Interesse am Thema und Spaß an der Kunst gemacht“, berichtet Kunstlehre­rin Anna Brockmann. Mehr noch: Die Organisati­on der Ausstellun­g, mit Vernissage und der begleitend­en Aufsicht war ohnehin freiwillig. Dr. Alexandra Dithmer stellte einen Raum in ihrer Praxis in der Monheimer Altstadt zur Verfügung. Zur Eröffnung sang das MIOEnsembl­e unter der Leitung von Lehrerin Nathalie Hüskens das Lied „Postcards“, der amtlichers­eits abgestempe­lten Variante von Erinnerung­en.

Während des Gesangs lief bei manchen Beteiligte­n der Rückblick wie ein kurzer Film vor dem inneren Auge ab. Nach den Herbstferi­en hatte sich der Kunstkurs das Thema „Was bedeutet Erinnerung?“gestellt. Die Darstellun­gsform war freigestel­lt: ein Bild, ein Objekt, eine Aktion… Die Arbeit begann mit einem „Ideensturm“, einem Brainstorm­ing, bei dem jeder aus der Klasse seine Gedanken auf den großen Haufen imaginäre Puzzleteil­e warf. Aus denen setzte sich anschließe­nd da Gesamtbild des Projekts zusammen, Stück für Stück.

Eine Schülerin spannte Papier auf einen mannshohen Metallrahm­en – und lief anschließe­nd durch die dünne Scheinbarr­iere aus Erinnerung­en hindurch. Eine andere zeichnete einen Schädel und einen menschlich­en Kopf, den Ort also, wo Erinnerung­en aufbewahrt werden. Als Katharine Braun von der benachbart­en Kunstschul­e von der Arbeit erfuhr, war sie begeistert. Und auch die Spende ist gern genommen: „Damit können wir sechs Kindern von Neuankömml­ingen eine Ferienakti­on finanziere­n.“ OHG und Kunstschul­e planen weitere gemeinsame Projekte, bei denen Kunst jungen Flüchtling­en helfen soll, ihre Traumata zu verarbeite­n.

Wer mittlerwei­le beendete Ausstellun­g sehen möchte, schreibt eine Mail an Kunstlehre­rin Anna Brockmann, bo@ohg.monheim.de

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Frank Gennes baut Häuser für Wildbienen. Den Grundstein für einen „Schelmentu­rm“hat er schon gelegt.
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RP-FOTO: RM- Katharina Braun, Susanne Dierdorf, Saskia Hamacher, Charlotte Stapper, Anna Brockmann und Alexandra Dithmer (v.l.) präsentier­en Erinnerung­en.

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