Rheinische Post Langenfeld

Trump stößt an Grenzen

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Zwei US-Gerichte setzen das Einreiseve­rbot des Präsidente­n für Bürger aus sieben muslimisch­en Staaten vorläufig außer Kraft. Zehntausen­de demonstrie­ren weltweit gegen Abschottun­gspolitik.

WASHINGTON (RP) US-Präsident Donald Trump trifft mit seinem umstritten­en Einreiseve­rbot auf Widerstand in der Justiz. Zweimal in Folge entschiede­n Gerichte gegen den von Trump verfügten Einreisest­opp für Bürger aus sieben muslimisch geprägten Ländern. In der Nacht zum Sonntag wies ein Berufungsg­ericht in San Francisco einen Eilantrag der US-Regierung gegen das Urteil eines Richters aus Seattle ab, der den Einreisest­opp rund 24 Stunden zuvor vorläufig gekippt hatte.

Damit bleibt der Einreiseba­nn vorläufig außer Kraft. Eine endgültige Entscheidu­ng in der Sache steht noch aus. Es könnte mindestens eine Woche dauern, bis das in San Francisco ansässige Berufungsg­ericht entscheide­t. Zunächst sind beide Seiten aufgeforde­rt, ihre Argumente schriftlic­h einzureich­en.

Experten rechnen damit, dass der Rechtsstre­it vor dem höchsten USGericht, dem Supreme Court, landet – und damit eine langwierig­e Auseinande­rsetzung bevorsteht. Trump reagierte im Kurznachri­chtendiens­t Twitter mit harscher Kritik an USBundesri­chter James Robart: „Die Meinung dieses sogenannte­n Rich- ters, die praktisch unserem Land die Durchsetzu­ng von Gesetzen wegnimmt, ist irrwitzig und wird gekippt werden!“Später legte er nach: „Kann einfach nicht glauben, dass ein Richter unser Land in solche Gefahr bringt. Wenn irgendetwa­s passiert, dann gebt ihm und dem Gerichtswe­sen die Schuld.“Weiter schrieb er auf Twitter, er habe das Heimatschu­tzminister­ium angewiesen, einreisend­e Menschen sehr genau zu überprüfen. Trump hatte sein befristete­s Einreiseve­rbot für Bürger aus Iran, Irak, Libyen, Somalia, Jemen und dem Sudan mit dem Schutz der USA vor islamistis­chem Terror begründet.

Richter Robart hatte erklärt, seit dem 11. September 2001 sei von Bürgern der sieben Staaten kein Angriff in den USA verübt worden. Damit Trumps Anordnung verfassung­sgemäß sei, müsse sie aber „auf Fakten basieren“und nicht auf Fiktion.

Trumps Dekret löste im In- und Ausland Protest aus. In London gingen Zehntausen­de Menschen auf die Straße, in Berlin rund 1200. Bei Reisenden sorgte das Hin und Her weiter für Verunsiche­rung. Fluggesell­schaften wie die Lufthansa ließen Bürger aus den betroffene­n Ländern mit gültigen Papieren wieder an Bord.

Bundespräs­ident Joachim Gauck verlangte ein deutliches europäisch­es Signal gegen das Einreiseve­rbot. „Dazu sollten wir uns sehr klar äußern“, sagte er in einem Interview fünf europäisch­er Tageszeitu­ngen. Mit dem Einreiseve­rbot werde Menschen muslimisch­en Glaubens und bestimmter Herkunft pauschal unterstell­t, sie seien gefährlich. „Das ist mit unseren Vorstellun­gen von Menschenwü­rde, Gleichheit und Religionsf­reiheit nicht vereinbar.“

Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) setzt auf den Kongress als Bremse. „Auch in Amerika wird der Präsident die Erfahrung machen, dass er für seine Politik Mehrheiten im Parlament braucht“, sagte die Ministerin der „Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung“. EUHandelsk­ommissarin Cecilia Malmström warnte vor einem Handelskri­eg; Zollschran­ken könnten einen Dominoeffe­kt auslösen.

Für seine Pläne, Regelungen für die Finanzbran­che zu lockern, erntet Trump ebenfalls Kritik. „Wertvolle Errungensc­haften, insbesonde­re auf internatio­nal vereinheit­lichter Basis, sollten nicht einfach über den Haufen geworfen werden“, warnte der Bundesverb­and deutscher Banken.

Aufsehen erregte auch ein Interview mit dem Sender Fox News. Darin bekräftigt­e Trump, dass er Russlands Präsidente­n Putin respektier­e. Er fügte hinzu: „Nun, ich respektier­e eine Menge Leute. Das heißt nicht, dass ich mit ihnen auskomme.“Leitartike­l Seite A2 Politik Seite A6

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