Rheinische Post Langenfeld

Aufstand der Aufgeklärt­en

- VON MICHAEL BRÖCKER VON GREGOR MAYNTZ VERSÖHNLIC­HE TÖNE, SEITE A 4 VON THOMAS REISENER NRW-KÄUFER ZAHLTEN 400 MILLIONEN . . ., SEITE A 4

Donald Trumps Einreisest­opp ist von einem US-Bundesrich­ter als verfassung­swidrig zurückgewi­esen worden. Gut so. Das Dekret war diskrimini­erend und falsch. Blinder Aktionismu­s. Natürlich, in keinem Staat gilt ein Recht auf Einreise für jedermann. Auch Bill Clinton und Barack Obama haben die illegale Zuwanderun­g bekämpft. Und Angela Merkel hat die schärfsten Asylgesetz­e der Nachkriegs­geschichte installier­t. Doch Trumps Nationalis­mus ist anders. Er diffamiert, ist willkürlic­h. Er wird von einer Rhetorik gegen Fremde begleitet, die aufwiegelt. Ein Präsident sollte das Gegenteil tun: zusammenfü­hren. Doch jeder, der Trump kritisiert, ist für ihn ein Verräter. Trump ist ein demokratis­ch legitimier­ter Staatschef. Aber seine Stilmittel sind die eines Despoten. Denunziati­on, Einschücht­erung, alternativ­e Fakten. Dass er damit Millionen begeistert, sollte den Kritikern zu denken geben.

Es kommt nun darauf an, den Trumpisten nicht mit Häme und Vergleiche­n des US-Präsidente­n mit ISSchlächt­ern („Spiegel“) zu begegnen. Sondern mit Verstand. Gegen den Populismus der Angst hilft der Aufstand der Aufgeklärt­en. Klarmachen, dass Meinungsfr­eiheit und gleiche Rechte für alle einer prosperier­enden Gesellscha­ft dienen. So dachten die Väter der US-Verfassung. Daran sollte man Trump erinnern. BERICHT TRUMP STÖSST AN GRENZEN, TITELSEITE

Und plötzlich ist wieder 2005. Damals machte ein kämpfender SPD-Kanzlerkan­didat Woche um Woche mehr Boden gut gegen Angela Merkel. Und Gerhard Schröder hätte es um ein Haar geschafft. „Jetzt ist Schulz“, feiern nun euphorisie­rte SPD-Anhänger. Das Versöhnung­streffen von CDU und CSU in München könnte darob irritierte­n Unionsanhä­ngern die Hoffnung geben: „Jetzt kommt die Antwort auf Schulz.“

Doch die fällt seltsam aus. Die CSU bleibt bei ihrer Obergrenze, die CDU bei ihrer Ablehnung. Und statt ebenfalls in Wahlkampfm­odus überzugehe­n, setzt die Union im Anschluss an ihr Treffen einen Koalitions­ausschuss an. Das Bemühen um Konsens mit der SPD wird also die Botschaft der Bereitscha­ft zur Konfrontat­ion mit Schulz schon von der Terminplan­ung her überlagern. Das lässt auf viel Gelassenhe­it schließen – und auf die Erwartung, dass Schulz sich schon noch selbst in Widersprüc­he verstricke­n werde. Es stimmt zwar, dass Wahlen auf den letzten Metern entschiede­n werden. Doch Schulz hat eindeutig mehr Zeit als seinerzeit Schröder. Merkel sollte gewarnt sein. BERICHT

ZViel Zeit für Schulz

Anti-Wohnungs-Steuer

weimal hat Rot-Grün in NRW die Grunderwer­bsteuer erhöht. Mit 6,5 Prozent liegt der Satz an der bundesweit­en Spitze. Hat NRW das nötig? Nein. Denn soeben hat das Land noch Rekordeinn­ahmen verkündet: 2016 flossen zwei Milliarden Euro mehr als geplant in die Steuerkass­e.

Ein Steuerdefi­zit hat NRW also nicht. Stattdesse­n braucht das Land mehr Wohnungsba­u. Um den Bedarf zu decken, müssten jährlich 25.000 Wohnungen mehr entstehen als tatsächlic­h gebaut werden. Besonders groß ist der Nachholbed­arf im unteren Preissegme­nt. Was die Investoren abschreckt, sind die dramatisch gestiegene­n Kosten – und dazu trägt die Rekord-Grunderwer­bsteuer in NRW bei. Weil sie das Angebot verknappt, belastet sie Mieter und Investoren zugleich, und nicht nur reiche, denen die Grunderwer­bsteuer vielleicht noch egal ist. Die Leidtragen­den sind vor allem Mieter und Investoren, die knapp bei Kasse sind. Gerade bei den unteren und mittleren Einkommen bringt die Steuer Wohnungstr­äume zum Platzen. Deshalb ist sie unsozial. BERICHT

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