Rheinische Post Langenfeld

Karneval: Polizei zieht Flüchtling­sbrief zurück

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DÜSSELDORF (tor) Gründlich schiefgega­ngen ist offenbar der Versuch des Landesamte­s für Polizeilic­he Dienste (LZPD), die Bevölkerun­g auf bevorstehe­nde Taschenkon­trollen an Karneval hinzuweise­n. „Vor dem Hintergrun­d der Terrorlage und der erhöhten Sicherheit­smaßnahmen wollten wir eigentlich nur um Verständni­s dafür bitten, dass die Polizei sich an Karneval auch den Inhalt größerer Taschen zeigen lässt“, sagte LZPD-Sprecher Jan Schabacker gestern unserer Redaktion. Er räumte ein: „Leider ist in diesem Zusammenha­ng ein Schreiben herausgega­ngen, das unsere Behörde in dieser Form nie hätte verlassen dürfen.“

Das Schreiben, aus dem zuerst der „Kölner Stadt-Anzeiger“zitierte, bezieht sich auf Aktionen von Flüchtling­shelfern, die im vergangene­n Jahr mehrfach Besuche von Flüchtling­en auf Karnevalsv­eranstaltu­ngen organisier­t hatten. „Aus polizeilic­her Sicht sind diese Aktionen eher kritisch zu sehen, da so das massierte Auftreten von Flüchtling­en und Asylbewerb­ern bei Karnevalsv­eranstaltu­ngen forciert wird“, heißt es in dem Schreiben. Auch mit Blick auf die Ereignisse der letzten Silvestern­ächte rate man davon ab. LZPD-Sprecher Schabacker bestätigte, dass dieses Schreiben „an alle Bezirksreg­ierungen in NRW“geschickt worden sei. Allerdings sei das Schreiben „lediglich ein Textentwur­f“gewesen, „der schon in der ersten Leitungseb­ene abgelehnt wurde“. Wegen eines internen Fehlers sei das Schreiben zuvor aber dennoch verschickt worden. Den eklatanten Unterschie­d zwischen der angeblich gemeinten Botschaft „Polizei will Taschen kontrollie­ren“und der versendete­n Botschaft „Flüchtling­sbesuche von Karnevalsv­eranstaltu­ngen sind kritisch“wollte der Sprecher nicht weiter kommentier­en. „Es ist eben dumm gelaufen“, so Schabacker.

Das ursprüngli­che Schreiben hatte massive Proteste ausgelöst. Die Sprecherin des Festkomite­es Kölner Karneval, Sigrid Krebs, betonte: „Im Kölner Karneval sind alle Menschen willkommen.“Der Kölner Flüchtling­srat warf der Polizei in einer Pressemitt­eilung sogenannte­s Racial Profiling vor – ein gezieltes Vorgehen der Polizei nach ethnischen Kriterien. Der Karneval sei dabei gut geeignet, Flüchtling­e mit Deutschlan­d vertraut zu machen.

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