Rheinische Post Langenfeld

„Martin Schulz bewegt sich im Unkonkrete­n“

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Frau Klöckner, der Abstand zwischen Union und SPD schwindet in den Umfragen. Was macht das mit Ihnen? KLÖCKNER Ich rate uns, ihn ernst zu nehmen, aber gelassen zu bleiben. Martin Schulz ist neu, hat sich in der Innenpolit­ik noch nicht unbeliebt gemacht. Bisher bewegt er sich im Unverbindl­ichen, im Unkonkrete­n. Schauen wir doch mal genauer hin, wofür er steht: für die Vergemeins­chaftung der Schulden in der EU. Das wird die Mehrheit sicherlich nicht teilen. Wer im Übrigen allen alles verspricht, punktet vielleicht am Anfang, aber auf Dauer wird es unglaubwür­dig. Aber wenn er an seinem Zug zum Pauschalen und zum Populismus festhält, werden wir ihm das nicht durchgehen lassen. Wenn der ehemalige EU-Parlaments­präsident sagt, es muss in Europa gerechter zugehen, dann frage ich, wo Herr Schulz die vergangene­n zwei Jahrzehnte gewesen ist, nicht in Brüssel? Haben Sie Respekt vor Herrn Schulz? KLÖCKNER Ja, da ich der Meinung bin, dass wir grundsätzl­ich respektvol­l miteinande­r umgehen sollten. Auch mit Mitbewerbe­rn, und gerade mit denen, die sich eine solche Kandidatur antun und bereit sind, im Feuer zu stehen. Das ist auch ein Dienst an der Demokratie. Was hat Merkel, das Schulz nicht hat? KLÖCKNER Sie neigt nicht zum Populismus. Hat große Erfahrung, ist uneitel, Angela Merkel nimmt sich nicht so wichtig. Sie denkt analytisch vom Ende her und nicht zuerst für die Schlagzeil­e. Das ist in Zeiten wie diesen sehr viel wert.

GREGOR MAYNTZ FÜHRTE DAS INTERVIEW.

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