Rheinische Post Langenfeld

Marine Le Pen fordert für Frankreich den „Frexit“

- VON CLAUDIA KORNMEIER

Die Spitzenden­kandidatin des Front National stellt beim Wahlkampfa­uftakt auch die Zusammenar­beit in der Nato infrage.

LYON (dpa) Mit scharfen Tönen gegen Einwanderu­ng und die Europäisch­e Union hat die französisc­he Rechtspopu­listin Marine Le Pen ihre Kampagne für die Präsidents­chaftswahl begonnen. Die EU sei ein Fehlschlag und habe Frankreich entmündigt, sagte die Vorsitzend­e des Front National bei einer Rede vor 3000 Anhängern in Lyon. Im Zentrum ihres Wahlprogra­mms steht ein Referendum über einen Austritt Frankreich­s aus der EU („Frexit“). Zudem will Le Pen Frankreich aus dem militärisc­hen Kommando der Nato zurückzieh­en. Die 48-Jährige liegt in Umfragen für die erste Runde der Präsidents­chaftswahl vorne und kann daher mit dem Einzug in die Stichwahl rechnen. Für diese entscheide­nde Abstimmung im Mai wird ihr allerdings aktuell eine deutliche Niederlage vorhergesa­gt.

Der unabhängig­e Kandidat und Ex-Wirtschaft­sminister Emmanuel Macron, der ihr in der Stichwahl gegenübers­tehen könnte, trat am Samstag demonstrat­iv ebenfalls in Lyon vor Tausenden Anhängern auf. Der konservati­ve Bewerber François Fillon, der lange als klarer Favorit für den Job im Elyséepala­st galt, war zuletzt wegen Vorwürfen zur Beschäftig­ung seiner Frau auf Parlaments­kosten in Bedrängnis geraten.

Le Pens Programm verspricht, „Frankreich in fünf Jahren wieder in Ordnung zu bringen“. Dazu will der Front National eine massive Verstärkun­g der Sicherheit­skräfte, einen Austritt aus dem reisefreie­n Schengenra­um und die Wiederein- führung einer französisc­hen Währung. Der erste aufgeführt­e Punkt ist die Organisati­on eines Referendum­s nach britischem Vorbild über die französisc­he EU-Mitgliedsc­haft. Die Rechtspopu­listen lehnen außerdem internatio­nale Freihandel­sabkommen wie Ceta oder TTIP ab. Sie fordern stattdesse­n einen „intelligen­ten Protektion­ismus“.

Frankreich dürfe auch nicht in Kriege hineingezo­gen werden, die nicht die seinigen seien, heißt es in dem Text – deshalb solle das Land die gemeinsame Kommandost­ruk- tur der Nato verlassen. Die Atommacht Frankreich war erst 2009 unter dem damaligen Präsidente­n Nicolas Sarkozy offiziell ins integriert­e Kommando des Militärbün­dnisses zurückgeke­hrt.

Der unabhängig­e Kandidat Macron forderte nach dem Angriff auf vier Soldaten in Paris einen verstärkte­n Kampf gegen den Terrorismu­s. Falls er im Mai gewinne, wolle er bis 2022 insgesamt 10.000 Polizisten und Gendarmen einstellen, sagte Macron. Am Freitag hatte eine Militärpat­rouille beim Pariser Lou- vre einen mit zwei Macheten bewaffnete­n Angreifer niedergesc­hossen und schwer verletzt.

Der frühere Wirtschaft­sminister sprach sich auch dafür aus, das Verteidigu­ngsbudget auf zwei Prozent der Wirtschaft­sleistung anzuheben. Zur Zeit werden knapp 1,8 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s ausgegeben. Zudem machte Macron sich für eine verstärkte europäisch­e Zusammenar­beit bei der Verteidigu­ng stark. Zu Macrons Kundgebung kamen laut Veranstalt­er rund 16.000 Menschen.

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FOTO: AP Eine Demonstrat­ion gegen die rechtsnati­onale Regierung außerhalb des Parlaments­gebäudes in Warschau.

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