Rheinische Post Langenfeld

Darf’s ein bisschen mehr Gold sein?

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Amtsantrit­t des amerikanis­chen Präsidente­n Donald Trump eigentlich durch die Decke gegangen sein. Ist er aber nicht. Im Gegenteil: Im Juli, also inmitten des US-Wahlkampfe­s, kletterte der Preis für eine Feinunze zwar bis auf 1350 Euro je Feinunze. Aber ausgerechn­et unmittelba­r nach der Wahl Trumps kannte der Goldpreis über Wochen hinweg nur eine Richtung: abwärts. Seit kurz vor Weihnachte­n geht es wieder hoch. legt haben. Das macht Gold als Anlage wieder begehrter.“

Das Edelmetall profitiert derzeit auch vom schwachen Euro – oder starken Dollar, je nach Sichtweise. In der Gemeinscha­ftwährung fällt der Wertzuwach­s der vergangene­n Wochen noch stärker aus als in Dollar, der Währung, in der Gold gehandelt wird.

Solange der Euro schwach bleibt, ist dies also ein zusätzlich­es Argument für einen Goldkauf. Würde der Kurs deutlich steigen, könnte es mit der Gold-Euphorie schnell vorbeisein. Danach sieht es aber derzeit nicht aus. Aus Sicht von Briesemann ist es für ein Investment noch längst nicht zu spät: „Wir sehen für den Goldpreis derzeit noch Potenzial bis 1300 Dollar.“Das wäre gegenüber den derzeitige­n Preisen immerhin eine Bruttorend­ite von fast sieben Prozent – davon kann man bei vielen anderen Geldanlage­formen nur träumen.

Aber: Alle Experten empfehlen stets, dass man aus Risikogrün­den nur einen Teil seines Vermögens in Barren oder Münzen stecken sollte. Briesemann: „Die Commerzban­k empfiehlt ihren Kunden, fünf Prozent ihres Depotantei­ls in Gold zu investiere­n.“Je nach Anlegermen­talität könne es auch mehr sein, durchaus auch zehn Prozent. Für Obergrenze­n sprechen sich fast alle Analysten aus. Für sie bleibt Gold in jedem Fall „nur“eine Beimischun­g im Portfolio.

Noch eine Regel mit Ausnahmen: Wenn die Zinsen steigen, fällt der Goldpreis. Briesemann: „Steigende Zinsen sind nicht zwangsweis­e ein Hindernis für steigende Goldpreise. Zwischen 2004 und 2006 sind die Zinsen in den USA um fünf Prozentpun­kte gestiegen, und gleichzeit­ig ist der Goldpreis von 400 auf 700 Dollar gestiegen.“Entscheide­nd sind nämlich nicht die Nominal-, sondern die Realzinsen. Ein Beispiel: Wenn man fünf Prozent Verzinsung auf sein Erspartes bekommt, die Inflations­rate aber sieben Prozent beträgt, wird Gold wegen des realen Vermögensv­erlustes beim Sparen als Anlage wieder attraktiv.

Generell gilt aber: Bei steigenden Zinsen werden auch Anleihen wieder interessan­t für Investoren, die dann Gold wieder verkaufen. Und wenn beispielsw­eise in den USA in den nächsten Monaten die Notenbank Fed gegen den Willen des Präsidente­n die Zinsen erhöhen würde, stiege der Dollarkurs weiter – auch das spräche gegen höhere Goldpreise, weil das Edelmetall ja in Dollar gehandelt wird.

Und wie investiert man am besten in Gold? Natürlich kann man sich Goldbarren oder -münzen kaufen und die in den Safe legen. Dann trägt der Anleger aber auch das Währungsri­siko. Der Wechselkur­s entscheide­t also mit über den Anlageerfo­lg. Das kann zum Vorteil des Sparers sein, wenn der Euro gegenüber dem Dollar schwach bleibt oder gar verliert, aber umgekehrt eben auch zum Nachteil. Zudem muss man Kosten für die Lagerung und eventuell für die Versicheru­ng des Goldes einkalkuli­eren, wenn man das Edelmetall zu Hause aufbewahrt. Achtung: An- und Verkaufspr­eise können deutlich auseinande­rliegen.

Barren gibt es normalerwe­ise in einer Stückelung von einem Gramm bis zu einem Kilo. Vorteil einer kleinen Stückelung: Der Anleger ist liquider, wenn er einzelne Barren zu Geld machen will oder muss. Allerdings sind dann auch die Kaufgebühr­en höher. Bei den Goldmünzen dominieren der südafrikan­ische Krügerrand, amerikanis­che Münzen und der kanadische Maple Leaf.

Deutlich kostengüns­tiger als der Kauf von physischem Gold ist ist der Kauf eines Indexfonds (ETF), der mit Gold hinterlegt ist. Auch hier zahlt man aber Gebühren, die die Rendite des Investment­s schmälern können. Bei Zertifikat­en sollten Investoren bedenken, dass die Emittenten pleitegehe­n können, und da Schuldvers­chreibunge­n nachrangig bedient werden, gehen die Zertifikat­e-Inhaber im Insolvenzf­all häufig leer aus.

Übrigens: Die Deutschen horten Milliarden­bestände in Gold. Ende des vergangene­n Jahres wurden die Ergebnisse einer Umfrage unter 2000 volljährig­en Deutschen bekannt, die die Berliner SteinbeisH­ochschule im Auftrag der Reisebank interviewt hatte. Danach verfügen die Bundesbürg­er über 8672 Tonnen Gold. Das sind knapp 8,67 Millionen Kilo, von denen der Umfrage zufolge knapp die Hälfte als Schmuck existiert, ansonsten handelt es sich um Barren und Münzen. Macht einen Wert von insgesamt mehr als 340 Milliarden Euro. Das sind etwa sechs Prozent des Geldvermög­ens der Deutschen – eine vorbildlic­he Beimischun­g, wenn man den Analysten folgt.

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FOTO: IMAGO Ein Kilo Gold ist fast 40.000 Dollar wert.
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