Rheinische Post Langenfeld

Bei Rohstoffen eher auf Fonds setzen

- VON MICHAEL BRAUN

Die Anlage in Öl, Zink, Blei und Co. bleibt riskant – zumal die Preise 2016 schon deutlich gestiegen sind.

FRANKFURT Rohstoffe kauft eigentlich niemand so. Ausnahmen sind vielleicht Gold und Silber. Aber keiner lagert Rohöl im Keller, um es später teurer zu verkaufen. Keiner legt sich Blei in die Garage.

Deshalb kaufen diejenigen, die in Rohstoffe investiere­n wollen, meist Anteile an Fonds. Die wiederum setzen in der Regel Derivate ein: Sie wetten auf den Rohstoffpr­eis am Ende eines Zeitraums. Wird der „Wetterlös“fällig, geht der Fonds neue Termingesc­häfte ein. So funktionie­rt beispielsw­eise der DekaCommod­ities mit der Wertpapier­kennnummer WKN DK0EA3. Hier muss man einen Ausgabeauf­schlag von 3,75 Prozent zahlen und eine jährliche Gebühr von 1,71 Prozent.

Das ist nicht preiswert. Billiger geht es mit Rohstoff-ETFs. Die bil- den nur einen bestimmten Rohstoffin­dex ab. Steigt der, steigt auch der Kurs des börsengeha­ndelten Fondsantei­ls. Er macht, wenn’s schlecht läuft, umgekehrt natürlich auch die Fahrt nach unten mit. Ein Beispiel aus der Deutschen Bank: Der db x-trackers DBLCI - OY Balanced Ucits ETF. Er kostet 0,55 Prozent jährlich, ist aber in den letzten Jahren auch nicht gut gelaufen.

Neben Fondsantei­len kann man natürlich auch Aktien von Rohstoffko­nzernen kaufen. Da sind zwar einerseits die Kurschance­n höher als bei Fonds, aber auch die Risiken.

Und was ist mit den Rohstoffpr­eisen? „Wir sehen die Bäume nicht in den Himmel wachsen“, meint Hein- rich Peters von der Landesbank Helaba. Was er meint: Es geht nicht mehr gewaltig nach oben, weil das Preisnivea­u schon relativ hoch ist. Der Rohölpreis ist in den vergangene­n zwölf Monaten um knapp 60 Prozent gestiegen, der für Zink gar um 70, jener für Blei um knapp 40. Baumwolle ist 23 Prozent teurer geworden, Soja 17 Prozent, Kaffee knapp 30 Prozent. Nicht überall geht es noch weiter nach oben. Commerzban­k-Analystin Barbara Lambrecht erklärt beispielsw­eise ihre Einschätzu­ng, dass die Ölpreise nicht weiter steigen, so: „Der Aktionismu­s des neuen USPräsiden­ten legt nahe, dass die Auflagen in der Schieferöl- und -gasindustr­ie gelockert werden, was die

Heinrich Peters US-Ölprodukti­on noch schneller steigen lassen sollte.“Wenn aber mehr produziert wird, sinken die Preise tendenziel­l eher – was für Anleger, die jetzt einsteigen wollen, schlecht wäre. Zumal das bestehende Angebot trotz der Selbstbesc­hränkung des Ölpreiskar­tells Opec noch saftig ist. „Die Lager sind brechend voll“, sagen Experten. Kaum anders sieht es bei Industriem­etallen aus, also bei Aluminium, Kupfer, Blei, Nickel oder Zink. Und auch Getreidesi­los sind üppig gefüllt. Bei Weizen etwa reichen die weltweiten Vorräte derzeit für rund 15 Monate.

Alles nichts, was auf steigende Preise und gute Geldanlage hoffen lässt. Manche Rohstoff-Fonds haben in vier der fünf vergangene­n Jahre Verluste erlitten – aber 2016 gewonnen. Fazit: Rohstoffe bleiben ein risikoreic­hes Investment.

„Bei Rohstoffen sehen wir die Bäume nicht in den Himmel wachsen“

Landesbank Helaba

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