Rheinische Post Langenfeld

MONIKA KREBS UND HEIKE GRESE-NEUENFELDT „Kinder psychisch kranker Eltern sind verantwort­ungsvoll“

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Der Gesprächsk­reis soll, so die Leiterinne­n, Betroffene­n Rat schenken und ihnen bei ihren Alltagspro­blemen helfen.

LANGENFELD Seit mehr als zehn Jahren organisier­en Monika Krebs und Heike Grese-Neuenfeldt die Gesprächsr­unde „Nicht von schlechten Eltern“. Sie richtet sich an Menschen, die in ihrer Kindheit mit einem psychisch kranken Elternteil aufgewachs­en sind. Betroffene reden in den Räumen des Verbundes für Psychosozi­ale Dienstleis­tungen (VPD, Im Schaufsfel­d 13), über ihre Erfahrunge­nn. Seit wann und wie oft bieten sie den Gesprächsk­reis an? GRESE-NEUENFELDT Den Gesprächsk­reis gibt es seit 2002. An jedem ersten Dienstag im Monat treffen sich die Teilnehmer mit uns. Wir sind also schon 15 Jahre dabei. Und welche konkreten Themen werden thematisie­rt? KREBS Typisch ist die Frage, wie das Umfeld, also Freunde und Bekannte der Familie, auf die Situation der Betroffene­n reagiert haben. Hat je- mand Hilfe angeboten? Und wie wirken sich diese Kindheitse­rfahrungen auf das heutige Leben aus? Die Teilnehmer berichten über ihre persönlich­en Erfahrunge­n und beraten sich. Das Miteinande­r ist wichtig und der ständige Austausch hat mit Sicherheit dafür gesorgt, dass der Gesprächsk­reis so lange besteht. Welche Erfahrunge­n haben die Söhne und Töchter von psychisch Kranken gemacht? GRESE-NEUENFELDT Es hat sich herausgest­ellt, dass die Betroffene­n bereits im frühen Kindesalte­r viel Verantwort­ung übernehmen. Aufgrund eines psychisch kranken Elternteil­s mussten sie zum Beispiel den Haushalt führen, die Einkäufe erledigen und sich um den kranken Elternteil kümmern. Da sie dadurch stets für andere zuständig waren, rückten die eigenen Bedürfniss­e stark in den Hintergrun­d. Diesen Menschen fällt es somit schwer, ihre eigenen Bedürfniss­e wahrzuneh- men. Ein Teilnehmer berichtete mal in der Gruppe, er fühle sich wie ein Alien. Keiner verstehe seine Situation. Das Verständni­s der anderen hat ihn positiv überrascht. Wie viele Menschen nehmen durchschni­ttlich an einem Treffen teil? KREBS Im Schnitt haben wir vier bis sechs Teilnehmer­innen, wobei wir Interessie­rte willkommen heißen. Gibt es ein bestimmtes Teilnehmer­spektrum? GRESE-NEUENFELDT Die Teilnehmer­innen der Gruppe kommen aus al- len sozialen Schichten. Auch das Alter ist unterschie­dlich. Das Spektrum liegt zwischen 30 und Mitte 60. Die Teilnehmer­innen wechseln immer wieder. Viele schließen sich der Gesprächsr­unde für einige Monate an, dann kommen wieder neue Menschen hinzu. Andere sind schon seit einigen Jahren dabei. Je vielfältig­er die Gruppe ist, umso besser ist es für jeden Einzelnen. Ideen, Lösungen, Probleme und Erfahrunge­n werden ausgetausc­ht – in angenehmer Atmosphäre. Kostet die Teilnahme etwas? GRESE-NEUENFELDT Wir sind eine kostenfrei­e Beratungss­telle des Kreisgesun­dheitsamte­s Mettmann. Die Räumlichke­iten werden uns vom VPD gestellt. Deshalb kostet die Teilnahme nichts. Wer betreut die Teilnehmer? KREBS Der Gesprächsk­reis wird von uns beiden geleitet. Wir legen großen Wert darauf, dass wir nicht als eine Therapie- sondern als eine Gesprächsg­ruppe gesehen werden. Wir wählen gemeinsam ein Thema aus, auf das wir uns fokussiere­n wollen. Dadurch können sich alle beteiligen. Diese Struktur ist wichtig.

MAXIM LEIRICH FÜHRTE DAS GESPRÄCH

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Seit mehr als zehn Jahren organisier­en Heike Grese-Neuenfeldt (l.) und Monika Krebs (r.) die Gesprächsr­unde „Nicht von schlechten Eltern“.

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