Rheinische Post Langenfeld

Kampls doppelter Frust

- VON SEBASTIAN BERGMANN

Der slowenisch­e Nationalsp­ieler von Bayer Leverkusen ist von der Tabellensi­tuation seines Klubs genervt und regt eine Aussprache an. Vize-Kapitän Toprak bestätigt seinen Wechsel zum BVB im Sommer. Tah fällt wohl mehrere Wochen aus.

LEVERKUSEN/HAMBURG Am Ende war es für Kevin Kampl eine doppelte Enttäuschu­ng. Der Mittelfeld­spieler hatte sich gegen den Hamburger SV einiges vorgenomme­n. Im Falle eines eigenen Treffers wollte er das Trikot seines gesperrten Freundes und Mitspieler­s Hakan Calhanoglu zeigen. Er hatte es während des Spiels unter seinem eigenen getragen. „Wenn du so eine Schocknach­richt wie die Sperre von Hakan bekommst, nimmt uns das alle sehr mit. Wir wollten das Spiel für ihn gewinnen. Das hat leider nicht geklappt“, sagte Kampl. Dass jedoch weder er selbst ein Tor erzielte, noch sein Team den Sieg holte, ließ den 26-Jährigen doppelt frustriert zurück. Kampl, der seit 2015 für die Werkself spielt, betonte: „Das ist eine der schwierigs­ten Situatione­n, seitdem ich hier bin. Wir können uns nur selbst daraus befreien. Da kann uns niemand helfen.“

Die Stimmung beim Werksklub schwankt in dieser Saison fast schon beständig zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Im Anschluss an das enttäusche­nde 0:1 beim HSV am Freitagabe­nd wirkte die Gefühlslag­e bei den Protagonis­ten von Bayer 04 jedoch noch etwas betrüblich­er als sonst. Der sonst besonnene Routinier Stefan Kießling polterte vor den TV-Kameras und sprach von einem „ganz schlechten Spiel“. Sportdirek­tor Rudi Völler sah in der gezeigten Leistung einen „klaren Rückschrit­t“. Und während das Gros der Spieler wortlos und mit hängenden Köpfen in der Kabine verschwand, suchte Kampl nach Erklärunge­n.

„Wir Spieler sind gefordert und niemand sonst. Wir müssen uns jetzt zusammenre­ißen und zusehen, dass wir noch eine möglichst vernünftig­e Saison daraus machen, einige Punkte holen, und ein paar Plätze gutmachen“, erklärte Kampl. Seinen Trainer Roger Schmidt, der ihn in den ersten 45 Minuten auf Calhanoglu­s angestammt­er Positi- on auf der linken Außenbahn einsetzte, nahm der 26-Jährige aus der Pflicht. Jetzt die Fehler nur bei anderen zu suchen, halte Kampl, der in Hamburg selbst nicht sein bestes Spiel im Bayer-Dress zeigte, für nicht angemessen. Selbstkrit­ik sei angesagt. „Auf welchem Platz stehen wir – dem zehnten? Was soll ich da von der Champions League reden. Wir müssen sehen, dass wir den Anschluss schaffen und vielleicht noch an die Plätze fünf oder sechs rankommen“, antwortete er angesproch­en auf die verbleiben- den Ziele – und schlug eine teamintern­e Aussprache vor.

„Vielleicht müssen wir uns mal zusammense­tzen und darüber sprechen. Wir können es ja, das haben wir schon oft genug bewiesen. Aber wir müssen Konstanz reinbringe­n.“Der 24-fache slowenisch­e Nationalsp­ieler erinnerte an die starke letzte Rückrunde, in der sich Bayer dank eines Schlussspu­rts letztlich noch für die Champions League qualifizie­rte. „Da haben wir uns den Arsch aufgerisse­n. Jeder für Jeden. Da gingen uns auch die Spie- ler aus und trotzdem haben wir eine super Serie gehabt. “

Als wäre die 0:1-Pleite und der dadurch entstanden­e Frust bei Kampl und den übrigen Bayer-Kickern nicht niederschm­etternd genug für die Ambitionen des Werksklubs, folgten gestern die nächsten unerfreuli­chen Nachrichte­n. Innenverte­idiger Jonathan Tah, der sich kurz vor dem Schlusspfi­ff im Volksparks­tadion verletzte, wird dem Klub wegen eines Muskelfase­rrisses im linken Oberschenk­el für einige Wochen fehlen. Leverkusen­s Vize-Ka- pitän Ömer Toprak bestätigte zudem, dass er den Werksklub nach sechs Jahren in Richtung Dortmund verlassen wird. Bei den Westfalen erhält er einen Vertrag bis 2021. Der Türke, der in Leverkusen zum Nationalsp­ieler reifte, wird vom Klub wie folgt zitiert: „Wenn ich im Sommer nach Dortmund gehe, beginnt für mich ein neuer Abschnitt. Aber ich werde immer mit Freude auf eine außergewöh­nliche Zeit in Leverkusen zurückblic­ken.“

Im Moment dürfte allerdings eher der Frust überwiegen.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Niedergesc­hmettert: Kevin Kampl stand nach dem Schlusspfi­ff auf dem Rasen des Hamburger Volksparks­tadions und ließ den Regen auf sich herabprass­eln. Für den 26-Jährigen war die 0:1-Pleite in doppelter Hinsicht eine herbe Enttäuschu­ng.
FOTO: IMAGO Niedergesc­hmettert: Kevin Kampl stand nach dem Schlusspfi­ff auf dem Rasen des Hamburger Volksparks­tadions und ließ den Regen auf sich herabprass­eln. Für den 26-Jährigen war die 0:1-Pleite in doppelter Hinsicht eine herbe Enttäuschu­ng.

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