Rheinische Post Langenfeld

Haischütze­r Rob Stewart stirbt bei Tauchgang

- VON CORINNA KUHS

Der 37-jährige Kanadier wurde mit seinem Dokumentar­film „Sharkwater“bekannt.

ISLAMORADA Per Twitter hat die amerikanis­che Küstenwach­e am Freitagabe­nd (Ortszeit) das verkündet, was seit dem Verschwind­en Rob Stewarts befürchtet wurde: Der kanadische Dokumentar­filmer ist tot. Rettungste­ams orteten die Leiche des 37-Jährigen in rund 70 Meter Tiefe auf dem Meeresgrun­d in Nähe des Wracks „Queen of Nassau“vor der Küste Islamorada­s in Florida.

Drei Tage lang suchten unzählige Retter und Freiwillig­e nach Stewart, der seit seinem Erfolg mit der Dokumentat­ion „Sharkwater – wenn Haie sterben“weltweit als einer der wichtigste­n Haischütze­r dieser Zeit galt. Das Suchgebiet auf dem Meer: so groß wie der US-Staat Connecticu­t. Angehörige und Freunde Stewarts setzten per Crowdfundi­ng eine riesige Rettungsak­tion in Gang. Milliardär Richard Branson schickte einen Hubschraub­er, Sea-ShepherdGr­ünder Paul Watson ein Schiff. Ihre Hoffnung: Der Taucher könnte nur abgetriebe­n sein. Doch Stewart versank offenbar dort im Meer, wo er zuletzt an der Oberfläche gesehen worden war, und ertrank.

Stewart war nach einem Tieftauchg­ang an dem Wrack zunächst zwar aufgetauch­t, dann jedoch verschwund­en. Die Umstände seines Todes sind unklar. Der erfahrene Taucher war mit einem anderen Taucher unterwegs. Nach Angaben der US-Küstenwach­e handelte es sich um den dritten Tauchgang an diesem Tag – angesichts der Tiefe, in der sich das Duo bewegte, ist das ungewöhnli­ch. Normalerwe­ise sind zwischen anspruchsv­ollen Tieftauchg­ängen mehrere Stunden Pause nötig. Drei solcher Abstiege an einem Tag? Kaum machbar.

Kurz nach dem Auftauchen soll der Tauchpartn­er Stewarts an Bord des Tauchboots bewusstlos geworden sein, berichtete ein Sprecher der Küstenwach­e. Stewart indes, ohne Atemregler im Mund an der Oberfläche treibend, habe der Crew das „Okay“-Zeichen geben. Bei ihm gebe es keine Probleme. Die Helfer auf dem Boot kümmerten sich daher zunächst um den Tauchpartn­er. Als sie Stewart Minuten später einsammeln wollten, war er weg. Möglich ist, dass der 37-Jährige ebenfalls bewusstlos wurde und ertrank.

Wie Stewarts Schwester Alexandra berichtete, wollte Rob Stewart an dem Schiffswra­ck „Queen of Nassau“für die Fortsetzun­g von „Sharkwater“die seltenen Sägerochen filmen. Das Wrack in 70 Meter Tiefe ist für Sporttauch­er mit normaler Ausrüstung und ohne Zu- satzausbil­dung nicht erreichbar. Stewart und sein Tauchpartn­er nutzten sogenannte Rebreather. Sie bereiten – anders als bei normalen Tauchflasc­hen – verbraucht­e Atemluft wieder auf. Zudem können sie verschiede­ne Atemgase wie Helium beimischen, um größere Tauchtiefe­n zu erreichen. Denn normale Luft mit einem Sauerstoff­anteil von 21 Prozent ist ab einem bestimmten Druck giftig. Unterwasse­rfilmern wie Stewart bieten sie zudem den Vorteil, dass beim Ausatmen keine Luftblasen entstehen.

„Das Tauchen mit Rebreather­n ist aber deutlich komplizier­ter als mit Pressluftf­laschen“, erklärt Ulf Mayer, Tauchlehre­r-Ausbilder aus Essen-Kettwig. „Im schlimmste­n Fall atmet man ein Gas, von dem man gar nicht ahnt, dass man es einatmet.“Eine Unterverso­rgung mit Sauerstoff bekomme man gar nicht mit. Rob Stewarts Familie erklärte, darin Trost zu finden, dass Stewart gestorben sei, während er das tat, was er liebte: Sich ums Meer und seine Bewohner zu bemühen.

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FOTO: IMAGO Der Taucher galt als einer der wichtigste­n Haischütze­r seiner Zeit.

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