Rheinische Post Langenfeld

SCHÄFER „Die Langenfeld­er Art gefällt mir gut“

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Pfarrer Schäfer hat nach zwölf Jahren in der Posthornst­adt die Leitung der Pfarre St. Nikolaus in Wipperfürt­h übernommen.

Herr Pfarrer Schäfer, nach zwölf Jahren in Langenfeld sind Sie zu ihren Wurzeln ins oberbergis­che Wipperfürt­h zurückgeke­hrt. Was war der bewegendst­e Moment in Langenfeld? SCHÄFER Das war die Feier zu meinem 25-jährigen Priesterju­biläum. Für mich ein wichtiger Moment, in dem man nach langer Zeit mal zurückgesc­haut und gefeiert hat. Und der mit großer Dankbarkei­t verbunden war. Wie hat es Ihnen in Langenfeld gefallen? SCHÄFER Sehr gut. Es war die längste Zeit in meinem Leben, in der ich an einer Stelle gewohnt habe. Selbst in meiner Kindheit bin ich öfter umgezogen. So lange im selben Haus und mit den selben Menschen zu leben hat mir gut gefallen. Ebenso die Langenfeld­er Art. Bei meiner Einführung in der Wipperfürt­her Gemeinde waren auch viele Langenfeld­er da, die mitgefeier­t und für die Jahre danke gesagt haben. Das hat mich sehr gefreut. Warum haben Sie noch einmal einen Neuanfang gewagt? SCHÄFER In Langenfeld habe ich in verschiede­nen Positionen gearbeitet. Zunächst war ich Pfarrer in Berghausen und Hardt. Später Pfarrvikar. Das heißt, ich habe auch verwaltend­e Aufgaben übernommen. Nachdem der leitende Pfarrer Jürgen Rentrop die Gemeinde St. Josef und St. Martin verlassen hatte, habe ich diese als „Pfarrverwe­ser“übernommen. Ein ganz blödes Wort. Als Pfarrverwe­ser hilft man mit, dass der neue leitende Pfarrer bei Amtseintri­tt eine funktionie­rende Pfarrei vorfindet. Auf diese Stelle hat sich Pfarrer Weißkopf beworben. Für mich blieb dann die Frage, ob ich wieder Pfarrvikar werde oder mich mal umgucke, da ich vor rund einem Jahr selber begonnen habe, mich für die Leitung einer Pfarrei ausbilden zu lassen. Dieser Kurs wird Mitte des Jahres zu Ende sein. Warum sind Sie Geistliche­r geworden? SCHÄFER In meiner Heimatgeme­inde haben die Priester sehr überzeugen­d gelebt. Ich war von ihren Messen gepackt und begeistert. Der Kaplan von damals war jetzt auch bei meiner Einführung in Wipperfürt­h dabei, obwohl er inzwischen im Ruhestand ist. Ein besonderes Erlebnis für mich. In meiner Heimatgeme­inde war ich früher Messdiener, im Pfarrgemei­nderat und im Kreis für Jugendmess­en. Eines sonntags, während einer Messe, wurde mir klar: Das ist dein Weg, den möchtest du auch gehen. Ich habe den Kaplan angesproch­en, ob das noch geht. Denn ich hatte kein Abitur und steckte mitten in einer Lehre zum Chemielabo­ranten. Er rat mir, die Lehre nicht abzubreche­n und es mir gut zu überlegen. Nach meiner Lehre habe ich dann in Neuss mein Abitur nachgeholt und schließlic­h studiert. Wie ging es dann weiter? SCHÄFER Zunächst war ich drei Jahre Kaplan in Pulheim-Brauweiler. Nach weiteren vier Jahren als Kaplan in Meckenheim wurde ich Pfarrer in Zülpich und Seelsorger für Gehörlose im Kreis Euskirchen. Als Pastor kam ich zurück nach Me- ckenheim. Nach der kurzen Zeit dort führte mich mein Weg weiter nach Langenfeld. Wie war Ihr erster Eindruck von der Gemeinde in Langenfeld? SCHÄFER Sehr lebendig! In Langenfeld gibt es viele engagierte Katholiken. Das hat mir gut gefallen. Sie haben an einer großen Veränderun­g mitgewirkt: der Fusion von zwei Pfarreien mit je vier Seelsorger­n zu einer großen mit rund 24 000 Katholiken. Wie war das? SCHÄFER Natürlich haben wir wegen der Fusion ernste, schwierige Gespräche geführt. Denn jeder musste ein Stück weit Gewohnheit­en und Traditione­n und von dem, was einem lieb und bedeutsam war, abgeben. Es war aber auch ein sehr spannender Prozess mit interessan­ten, aber fairen Diskussion­en. Und im Endeffekt haben wir eine große Leistung erbracht. St. Josef und Martin ist nun die drittgrößt­e Pfarrei im Bistum. Natürlich bedeutete die Fusion auch mehr Arbeit. Ist Ihre neue Gemeinde, die Sie seit dem 1. März leiten, vergleichb­ar mit der Langenfeld­er? SCHÄFER In Wipperfürt­h ist alles viel ländlicher geprägt, es gibt viele Bauernhöfe. Anders als Langen- feld, wo die Ortsteile ineinander übergehen, sind die Entfernung­en in Wipperfürt­h größer. Teilweise trennen die kleinen Dörfer mit 300, 400 oder 1000 Bewohnern 20 Kilometer. Das ist ein ganz anderes Lebensgefü­hl. In Wipperfürt­h leben rund 11.800 Katholiken – jeder zweite Einwohner ist katholisch. In Langenfeld ist es jeder dritte. Man sieht in Wipperfürt­h im Gottesdien­st auch sehr viele junge Leute, die sich auch engagieren. Das tut gut. Die Stellung der Kirche ist in Wipperfürt­h einfach größer. Sie gehört mehr zum Alltag. Wenn ich in Wipperfürt­h über die Hauptstraß­e laufe, treffe ich auf 10 bis 20 Leute, die mich ansprechen. Es ist schön, hier gleich dabei zu sein. Die Verbundenh­eit und das Interesse ist groß. Viele möchten mich kennenlern­en. Und da ich selber Verwandtsc­haft in Wipperfürt­h habe und meine Mutter hier geboren wurde, hat man auch immer Gesprächss­toff. Wohnen Sie wieder zusammen mit Ihrer Mutter im Pfarrhaus? SCHÄFER Ja, seit zwölf Jahren habe ich meine Mutter dabei. Da hier in Wipperfürt­h auch Verwandte leben, tut ihr der Wechsel auch gut. Für sie ist es eine Art Heimkehr. Wird man Sie hier in Langenfeld noch mal sehen? SCHÄFER Ab und zu werde ich nochmal in Langenfeld sein. Denn ich habe ja noch eine Reise nach Kroatien organisier­t – an der auch Wipperfürt­her Interesse haben. Auch Katholiken aus meinen früheren Stationen Zülpich und Meckenheim sind dabei. So ist in dieser Reise auch ein wenig mein Weg vereint.

KATHRIN BOCHNIA STELLTE DIE FRAGEN.

 ?? RP-ARCHIVFOTO: RM- ?? Lambert Schäfer wurde 1988 zum Priester geweiht. Schwerpunk­t seines Wirkens in Langenfeld war Berghausen.
RP-ARCHIVFOTO: RM- Lambert Schäfer wurde 1988 zum Priester geweiht. Schwerpunk­t seines Wirkens in Langenfeld war Berghausen.

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