Schwedischer Star Ljungberg passt sich in Wolfsburg an
WOLFSBURG (sid) Früher war mehr Lametta, hätte der Humorist Loriot über Freddie Ljungberg gesagt. Fußballfans weltweit faszinierten ein Jahrzehnt lang die rasanten Dribblings des schwedischen Beaus, seine weiblichen Fans liebten ihn als Model in hautengen Unterhosen.
Falls er sie auch noch als Co-Trainer beim VfL Wolfsburg tragen sollte, sieht man sie nicht mehr. Denn der mittlerweile 39-Jährige passt sich an in der Auto- und Arbeiterstadt – er verrichtet am Mittellandkanal Basisarbeit mit Glamourfaktor null. Hütchen aufstellen, Spielformen vorbereiten. Der klassische Assistenten-Job eben.
Als U15-Coach bei seinem langjährigen Klub FC Arsenal sammelte der Skandinavier erste Erfahrungen, vor knapp zwei Wochen kam er im Schlepptau des neuen VfL-Trainers Andries Jonker zum abstiegsbedrohten Bundesliga-15. Begleitet vom verbalen Ritterschlag des Übertrainers der „Gunners“, Arsène Wenger: „Wir haben ihm erlaubt zu gehen, aber nur mit dem Versprechen, dass er zu unserem Verein zurückkehrt.“Schließlich ist der 75malige schwedische Nationalspieler eine Ikone des Londoner Klubs. Ljungbergs Schnelligkeit, seine Raffinesse prägten die vergangenen acht Jahre im altehrwürdigen und mittlerweile abgerissenen Highbury Stadium. Sicherlich keine Überraschung, dass ein Schwarz-WeißFoto der legendären Arena seinen Twitter-Account ziert.
Als Trainer muss sich Ljungberg, 2002 zum besten Spieler der Premier League gewählt, nun selbst einen Namen machen, sein Vorgesetzter Jonker zweifelt nicht am Gelingen. „Freddie ist sehr motiviert, um nicht zu sagen fußball-wahnsinnig. Er isst, trinkt und lebt Fußball. Und er ist einer, der die Spieler überzeugt“, sagt der niederländische Fußballlehrer.
Nicht zuletzt wegen seiner eigenen Erfolge. Zweimal wurde Ljungberg mit dem FC Arsenal englischer Meister, dreimal Pokalsieger. Und auch ein Wahlsieg abseits des Profifußballs steht in seiner wilden Vita: 2000 kürte man ihn in seiner schwedischen Heimat zum bestangezogenen Mann.
Ein Erfolg, der sich in Wolfsburg nicht wiederholen lässt. Da gibt es eine solche Wahl nämlich gar nicht.