Rheinische Post Langenfeld

RONALD FALLER „Das E-Bike verändert die Pendler-Kultur“

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Der Klimamanag­er der Stadt Langenfeld macht sich für Pedelecs stark. Mit Blick auf künftige Radschnell­wege sieht er darin eine Alternativ­e zum Auto.

Ein E-Bike schneidet in der Klimabilan­z schlechter ab als ein normales Fahrrad. Weshalb werben Sie als städtische­r Klimaschut­z-Manager dennoch für E-Bikes? FALLER Für elektrisch unterstütz­te Fahrräder muss eigentlich gar nicht geworben werden, denn der bundesweit­e Absatz lag im Jahr 2015 bei mehr als 500.000 verkauften Exemplaren. Natürlich ist die Produktion und die Nutzung eines Akkus für den Klimaschut­z eine Belastung. Aber da sich nicht nur Senioren EBikes anschaffen, sondern auch mittlerwei­le viele Pendler, kann man hier eine echte Alternativ­e zum Auto erkennen. In Nordrhein-Westfalen werden in den kommenden Jahren viele Radschnell­wege gebaut, auf denen auch weitere Distanzen zügig und ungestört zurückgele­gt werden können. Hier bahnt sich eine Änderung der Pendelkult­ur an. Manche sprechen auch vom „Pedelec“. Gibt es da einen Unterschie­d zum E-Bike? FALLER Das Wort E-Bike ist im allgemeine­n Wortschatz mittlerwei­le fester Bestandtei­l, obwohl es für die meisten der verkauften Räder falsch ist. Es handelt sich hier um Pedelecs. Ein Pedelec bietet elektromot­orische Tretunters­tützung, die sich bei maximal 25 km/h selbsttäti­g abschaltet. Bei einem S-Pedelec beträgt die maximale Geschwindi­gkeit bis zur Abschaltun­g sogar 45 km/h. Ein E-Bike wiederum braucht gar keine Tretunters­tützung und wird auch als Elektro-Leichtmofa definiert. E-Bike sind ziemlich schwer – also nichts fürs Abstellen hinter Stufen, oder? FALLER Ein Fahrrad, das mit einem Akku ausgestatt­et ist und höheren Geschwindi­gkeiten und Belastunge­n standhalte­n muss, wiegt natürlich mehr. Der Unterschie­d zu einem gängigen Trekkingra­d oder einem sperrigen Hollandrad ist allerdings nicht so groß wie zu einem Rennrad. Wer also bereits jetzt das Fahrrad die Kellertrep­pe runtertra- gen muss, wird das auch mit dem Mehrgewich­t eines Pedelecs schaffen. Welchen Kaufpreis sollte man für ein neues E-Bike einkalkuli­eren? FALLER Bei Orientieru­ng am Durchschni­ttspreis rund 2000 Euro. Der durchschni­ttliche Verkaufspr­eis ist in Deutschlan­d in den vergangene­n Jahren stark gestiegen – von 1771 Euro (2010) auf 2350 Euro (2014). Wie sieht es mit dem Diebstahls­chutz aus? Ein Bekannter von mir hat nach eigenen Worten „selbst im Biergarten immer die Hand am Lenker“. Das ist doch doof, oder? FALLER In Deutschlan­d werden jährlich mehr als 330.000 Fahrräder ge- stohlen. Das ist eine sehr hohe Zahl, hinter der organisier­te und profession­elle Kriminalit­ät steckt. Tendenziel­l ist es besser, ein Fahrrad gesichert abzustelle­n. Im Straßenrau­m oder an öffentlich­e Abstellanl­agen besteht immer die Gefahr des Diebstahls. Selbst an hochfreque­ntierten Stellen wie am Langenfeld­er Rathaus oder auf dem Marktplatz werden Fahrräder entwendet. Beim Kauf eines Fahrrads sollte daher immer ein entspreche­nd robustes Schloss miterstand­en werden. Wie sieht es mit den Lademöglic­hkeiten außer Haus aus? FALLER Die Akkus von Pedelecs halten mittlerwei­le gute 100 Kilometer, natürlich abhängig von der Intensität der Nutzung. Das heißt, für die Nutzung in der eigenen Stadt ist das Nachladen nicht notwendig. Es müsste zudem das Ladegerät mitgenomme­n werden, was eine erhebliche Belastung aufgrund des Gewichts und der Sperrigkei­t ist. Interessan­t ist das Nachladen bei Radtouren mit touristisc­hem Hintergrun­d. Hier erfährt man in vielen Gasthöfen, Restaurant­s und Hotels mittlerwei­le guten Service. Mit „Bett+Bike“bietet hier der ADFC eine gute Übersicht. Stichwort Unfälle: Ist das Risiko, als E-Bikefahrer zu verunglück­en, größer als beim Radeln ohne Elektroant­rieb? FALLER Die jüngsten Statistike­n der Polizei für das Unfallgesc­hehen in Langenfeld weisen keine Risiken oder Probleme für elektrisch unterstütz­te Fahrräder auf. Generell sollte jede Radfahreri­n und jeder Radfahrer die Hände am Bremszug haben und im Zweifel das Tempo reduzieren. Ohne Knautschzo­ne lohnt es sich nicht, im Straßenver­kehr unnötiges Risiko einzugehen. Manche plädieren mit Verweis auf das hohe Tempo einzelner „TurboOpas“für eine Helmpflich­t für E-Biker. Wären Sie dafür? FALLER Für S-Pedelecs und E-Bikes gibt es bereits eine Helmpflich­t und es wird ein Mofa-Führersche­in verlangt. Bei Pedelecs sowie bei normalen Fahrrädern ist eine Helmpflich­t nicht vorgesehen. Die Statistike­n weisen jedoch eindeutig darauf hin, dass die Hauptursac­he für Stürze mit Todesfall Kopfverlet­zungen sind. Von daher ist es sicherlich ratsam, beim Radfahren – ob mit oder ohne Elektro-Unterstütz­ung – einen Helm zu tragen. THOMAS GUTMANN STELLTE DIE FRAGEN.

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