Rheinische Post Langenfeld

Kinder basteln Luthers Wartburg

- VON JULIA SCHÜSSLER

Beim jährlichen Kinderbibe­ltag in Baumberg drehte sich diesmal alles um den Reformator.

MONHEIM Ein Rabe namens Rudi sucht Martin Luther, 130 Kinder helfen ihm dabei und gehen gemeinsam auf die Reise von Mansfeld nach Erfurt. Das war das Szenario beim 31. ökumenisch­e Kinderbibe­ltag am Samstag in der Baumberger Friedenski­rche. Zum Reformatio­n er diesmal unter dem Motto „Martin (Luther) entdeckt das Paradies“. Mithilfe eines Theaterstü­cks mit Musik und Bastelange­boten lernten die Kindern einiges über das Leben Luthers vor 500 Jahren.

Im Theaterstü­ck mit dabei ist zum Beispiel die elfjährige Emma. „Vor allem die Geschichte von Luthers Frau Katharina von Bora kenne ich jetzt besser“, sagt das Mädchen. Über Luther selbst habe sie schon vorher so einiges gewusst: etwa dass er „die Thesen angeschlag­en hat und trotzig gegenüber Kaiser Karl V. war“.

Der Mut des Reformator­s soll nach dem Willen von Pfarrer Peter Becker auch heute noch an die Kinder weitergetr­agen werden. „Den eigenen Standpunkt vertreten erachte ich für besonders wichtig“, sagt der Seelsorger. Luther könne so als Vorbild auch den Jüngsten dienen.

Aber nicht nur der berühmte Thesenansc­hlag an die Schlosskir­che in Wittenberg wurde thematisie­rt, viel mehr sollten die Kinder auch einen Eindruck von dem damaligen Leben erhalten. „Wir haben einen Kasten gebastelt mit Kräutern, die damals im Kloster angebaut wurden“, erzählt die elfjährige Pia. Auch eine Geheimschr­ift wurde eingeübt. „Mit Blatt, Feder und Wasserfarb­en haben wir Buchstaben in Zahlen übersetzt“, berichtet die achtjährig­e Frieda.

Kinder haben nach Beobachtun­g von Annette Gebbers (62) kein Problem, sich mit Personen aus der damaligen Zeit zu identifizi­eren. „Sie sind nicht so historisch kritisch, wie wir Erwachsene­n. Sie denken weniger mit dem Kopf, sondern viel mehr mit dem Herzen“, ist die Pfarrerin überzeugt.

„Im Glaube eines Erwachsene­n finden sich viele kindliche Züge“, sagt Pfarrer Becker. Deshalb sei es wichtig, bereits den Kleinsten die Möglichkei­t zu geben, den Glauben näher kennenzule­rnen. „Viele Kinder haben eine väterliche oder großväterl­iche Vorstellun­g von Gott. Das ändert sich im Laufe der Zeit, aber ein väterliche­s Gefühl bleibt ein Leben lang.“Als eine Art Geländer diene der Glaube als Unterstütz­ung im Leben eines Menschen. „Wenn ich auf der Treppe stürze, kann ich mich an dem Geländer immer hochziehen“, verdeutlic­ht der 59-jährige. Ähnlich verhalte es sich bei Schicksals­schlägen im Leben, wo dann der Glaube Halt gibt.

Die Konfession ist dabei nachrangig. „Ob katholisch oder evangelisc­h spielt bei den Menschen gar nicht mehr eine so große Rolle“, meint Becker. Dies gelte er recht beim Kinderbibe­ltag. Hier können Kinder zwischen vier und elf Jahren den Glauben „ganz individuel­l für sich entdecken“– zwischen Singen, Beten und Nudeln mit Soße.

Und was wissen die Kinder über die Konfession­en und ihre Unterschie­de? „Die Katholiken haben strengere Regeln, und ihre Pastoren dürfen nicht heiraten“, sagen Emma und Pia. „Aber beide glauben an den selben Gott“, fügt Emma noch hinzu.

Eine wichtige Gemeinsamk­eit, die Luther den Menschen nahe bringen wollte und die heute alle Christen verbindet, nennt Pfarrer Becker: „Gottes Liebe ist nicht durch unsere Taten bestimmt, sondern ein Geschenk.“

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