Rheinische Post Langenfeld

Neustart mit einer gefühlten Niederlage

- VON DORIAN AUDERSCH

Tayfun Korkuts Premiere hatte einen spektakulä­ren Schlussakt – und kein Happy End. Hauptdarst­eller war Ömer Toprak, der das Elfmeter-Drama der Werkself um ein Kapitel erweiterte. So blieb es bei einem 1:1, das Leverkusen nicht weiterhilf­t.

LEVERKUSEN Es gibt einige bemerkensw­erte Aspekte rund um das 1:1 (1:0) gegen Werder Bremen. Einer davon ist, dass die Fans in der BayArena über 90 Minuten – vorsichtig formuliert – sehr zurückhalt­end waren, um dann nach dem Schlusspfi­ff ihren ganzen Frust herauszupf­eifen. Ömer Toprak, bis dahin noch einer der besseren Akteure in einer bestenfall­s durchschni­ttlichen Werkself, bekam den Unmut von den Rängen mit voller Wucht zu spüren. Immerhin war er es, der in der sechsten Minute der Nachspielz­eit einen Elfmeter verschoss und den sicher geglaubten Sieg vergab.

Auch sonst lieferte das erste Spiel nach dem Trainerwec­hsel von Roger Schmidt zu Tayfun Korkut Erkenntnis­se, die der Neue auf der Trainerban­k nutzen will, um an den richtigen Stellschra­uben zu drehen. „Es gab viel Auf und Ab in unserem Spiel“, analysiert­e der 42-Jährige. „Wir hatten einige gute Phasen und Möglichkei­ten, nach der Führung auch das 2:0 zu machen. Dann kamen wir in eine Phase, in der wir eher nach hinten als nach vorne gedacht haben.“Glücklich mache ihn das Remis gegen die abstiegsbe­drohten Bremer freilich nicht.

Toprak, Korkut und Sportchef Rudi Völler sagten nach dem Spiel, dass es nun darum gehe, die guten Sachen aus der Partie mitzunehme­n sowie die schlechten zu verbessern. Das scheint angesichts der vielen sichtbaren Defizite eine Mammutaufg­abe zu sein. Bayer 04 agierte verunsiche­rt und bisweilen planlos. Zwar zeigte sich die Defensive stabiler als beim 2:6-Debakel in Dortmund oder auch dem 2:4 gegen Atlético Madrid, aber ansonsten lief nicht viel zusammen.

Dabei gelang durch Kevin Vollands Führungstr­effer (7.) eigentlich ein Einstand nach Maß, der aber nichts am angeknacks­ten Selbstvert­rauen der Mannschaft änderte. Stattdesse­n spielten die Bremer unbeeindru­ckt weiter – und waren über weite Strecken das bessere Team. Das 1:1 durch Claudio Pizarro (79.) war überfällig. Durch Topraks Elfmeter-Patzer war es dennoch ein Neustart mit einer gefühlten Niederlage.

„Den letzten Fokus“auf dem Weg zum 2:0 vermisste Julian Baumgartli­nger nach der Partie. Karim Bellarabi vergab zwei vielverspr­echende Chancen auf die Vorentsche­idung. „In der zweiten Halbzeit waren wir aber zu passiv und dürfen uns am Ende nicht über das Ergebnis beschweren.“Der Ausgleich, sagte der Österreich­er, habe in der Luft gelegen. Auf den letzten 20, 30 Metern Richtung gegnerisch­es Tor laufe es noch nicht rund, aber das mache ihm keine Sorgen, betonte der Mit- telfeldman­n: „Das kann nur mit jeder Trainingsw­oche besser werden.“Das muss es auch, wenn Bayer 04 sein Minimalzie­l Europa League noch erreichen will.

Bayers Torwart Bernd Leno, der von Theodor Gebre Selassie zumindest unglücklic­h mit dem Fuß im Gesicht getroffen wurde, erlitt einen Bruch des Nasenknorp­els und wurde gestern operiert. Für das Champions-League-Achtelfina­le gegen Atlético Madrid (Mittwoch, 20.45 Uhr) wird er aber wohl nicht ausfallen – im Gegensatz zu Toprak, der sich in der Partie einen Kapselband­riss im linken Sprunggele­nk zuzog und in Madrid definitiv nicht dabei sein kann.

 ?? FOTO: UWE MISERIUS ?? Schlüssels­zene: Bremens Keeper Felix Wiedwald hält den schlapp geschossen­en Ball von Ömer Toprak (Mitte) in seinen Händen. Lamine Sané verleiht seiner Freude über den in der 96. Minute gehaltenen Elfmeter in eher provokante­r Manier Ausdruck – und...
FOTO: UWE MISERIUS Schlüssels­zene: Bremens Keeper Felix Wiedwald hält den schlapp geschossen­en Ball von Ömer Toprak (Mitte) in seinen Händen. Lamine Sané verleiht seiner Freude über den in der 96. Minute gehaltenen Elfmeter in eher provokante­r Manier Ausdruck – und...

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